Die Testerinnen: La Mercerie

(c) Christine Pichler
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Merci La Mercerie: Der neue Franzose im Servitenviertel

(c) Christine Pichler

Man kann in Wien richtig schlecht essen. So schlecht, dass jede Zeile darüber zu viel Aufmerksamkeit wäre. Zweimal hintereinander ist es mir so ergangen. Einigermaßen erleichtert stehe ich schließlich vor Nummer drei: La Mercerie. Von außen ein Treffer. Das Speisenangebot des Franzosen ist überschaubar, das Potenzial dafür umso größer. Schon beim Design hat sich jemand ziemlich viele Gedanken gemacht. Dieser Jemand heißt Gregory Gouillard. Wem der Name etwas sagt, der hat entweder mit Luxuskonzernen wie LVMH oder der Qatar Group zu tun, für die er tätig war, oder der war in einem seiner vielen Restaurants essen – in Singapur, Toronto oder im „Michelin“-Drei-Sterner in Doha. Für Gouillard Schnee von gestern. Mitten im Servitenviertel hat er ein Knopfgeschäft aus dem vorletzten Jahrhundert, das zwischendurch Drogerie und Modegeschäft war, mitsamt den Uraltschränken zu einem Café umgebaut. Alles sehr stimmig: Vintage-Beleuchtung, gemütliche Fensternischen und ein großer Tisch in der Mitte, an dem Millennials und Babyboomer gemeinsam Pernod trinken können. Gouillard möchte die Speisekarte von „La Krämerladen“ bis April ausbauen und wird dabei hoffentlich nicht auf eine größere Weinauswahl vergessen. Kontakte zu Chefs dürfte er ja genügend haben. Er selbst kocht auch – am liebsten Gänseleber auf Brioche. Wir müssen uns solange mit der getrüffelten Eierspeise mit Champignons begnügen, die einen fluffig in den Tag starten lässt. Es gibt Quiche Lorraine und kalte Platten. Auf dem „Chateau de la loire“-Brettchen werden Rilletes, Schinken und Andouilette angekündigt. Die mutige Innereienwurst ist zumindest bei meiner Portion nicht dabei. Die Produkte selbst werden generell kaum in den Fokus gerückt. So lässt die Plateaux de Fromage offen, welche Käsesorten auf der Schiefertafel serviert werden. Man fühlt sich ein wenig wie ein Tourist, der in Wien einfach nur Kaffee bestellt. Hinter der boulangerieartigen Theke wird Brot vom Joseph geboten, was nur klein dabei steht. Dass Baguettes und Croissants in der darunterliegenden Bäckerei selbst gemacht werden, könnte man theoretisch riechen. Einer Erwähnung wert ist, dass Makronen, Èclairs und Tartes täglich frisch aus Paris angeliefert werden – vom preisgekrönten Patissier Pascal Caffet. Wäre nur schon Frühling.

Info

La Mercerie, Berggasse 25, 1090 Wien, Mo–Sa, 8.30–19 Uhr

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