Die Testerinnen: Roots

(c) Christine Pichler
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Ein Herz für Requisiten: das Roots. Das Lokal in Wien-Margareten hat viel Energie für Spielereien.

„Mit ganz viel Liebe und Freude“ wird laut Homepage gekocht. Das kann man ohne Zögern unterschreiben. Die Motivation im Bistro Roots ist spürbar riesig. Eröffnet haben es drei junge Männer: Miki Apostolo, italienische Wurzeln, Adam Bencze, slowakisch-ungarische, und Marcus Walter, Salzkammergut'sche. Rund 30 Sitzplätze, Kupferelemente, ironische Oma-Zimmerpflanzen, Fleischhauerfliesenwand, wie derzeit üblich. Die Menüs kosten 45 bzw. 50 Euro, Weinbegleitung 22, Einzelgerichte höchstens 17. Viele Zutaten kommen aus der eigenen Landwirtschaft oder von Bekannten. Man legt Wert darauf, ein großkonzernfreies Lokal zu sein, was sich auch bei Wasser (Soda) und Kaffee niederschlägt. Die Konstellation der drei Männer ergibt Koch, Sommelier, Servicemann, man könnte vielleicht auch durchwechseln. Mit herzzerreißender Hingabe werden trockene Brotstücke in Lederpäckchen geschnürt, Salzsteine mit entzückender stumpfer Puppenraspel gereicht, Trinkessig in Pipetten gefüllt und zum Abschied Mamas Vanillekipferl aus einer Schatulle gefischt. Nachwuchstheater mit einem Herz für Requisiten.

(c) Christine Pichler

Dass man ein bisschen Energie von diesen Spielereien auf die küchentechnische Ausführung umlenken könnte, zeigen einige eher ungelenke Gerichte: Erdäpfel (als seufzender Schaum und ziellos gebratene Stücke) mit Endivien und Mangalitza-Salami. Zaghaft gebratener Mangold mit Schafkäse, Pfefferoni (mit Hinweis „vielleicht scharf“), harten Rosinen und angeblich gepufftem Hafer. Der Hafer stammt vom eigenen Feld, was die Sache nicht bedeutend ändert, schöne Tinte macht noch keinen guten Text. Japanische Köche kennen zig präzise Schnittarten – weißnichtsorecht ist nicht darunter (die Apfelstücke beim Dessert mit Eiercreme und Keks). Lobenswert sind Linsenhummus, Black-Angus-Tatar mit Austernpilzen, mit geriebenem Schlossberger vom Käsekollektiv Jumi vermengt, sowie vor allem der Risotto al salto, von der Großmutter des Kochs inspiriert: ein gekonnter knuspriger Reisfladen mit ordentlich Safran, ergänzt von Topfentupfen und Speck, witzig und sehr gut. Spannend die Auswahl an tschechischen und slowakischen Weinraritäten, darunter bemerkenswerte, die es nur im Roots gibt. Die Weinkarte ist durchaus erwachsen.

Info

Roots, Schönbrunnerstraße 32, 1050 Wien. Tel: 0660/242 40 65 Di–Fr 12–14.30, 18–22, Sa 10–14 Uhr.

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