Laus-Aus

Die Cochenilleschildlaus saugt nur an Opuntien. Ein Glas Schnaps erhöht die Wirkung des Spritzmittels.

Noch viel wertvoller als die schmackhaften Früchte der Opuntien waren für die Azteken tatsächlich bestimmte Läuse, die sich ausschließlich an dieser Kakteengattung laben: Die getrocknete und ausgekochte Cochenilleschildlaus lieferte bereits in tiefster präkolumbischer Zeit einen kräftig roten Farbsud, mit dem unter anderem Stoffe eingefärbt wurden und der überaus kostbar war. Bis heute ist dieses Karminrot der Cochenilleschildlaus einer der beständigsten natürlichen Farbstoffe, und er ist immer noch in Verwendung.

Diese rot gefärbten lateinamerikanischen Vertreterinnen der Familie der Schildläuse wurden sogar domestiziert und zu doppelter Größe herangezüchtet. Die Vorstellung von über einem Zentimeter großen Riesenschildläusen jagt Leuten, die derzeit ihre Zitruspflanzen einwintern, wahrscheinlich Schauer über den Rücken. Denn die Schildlaus ist einer der größten Feinde von Zitrone, Orange und Co., und insbesondere im Winterquartier kann sie mächtig Schaden anrichten.

Es wirkt. Unlängst haben wir an dieser Stelle berichtet, dass das Zufügen von ein, zwei Stamperln Schnaps die Wirkung ölhaltiger, im Fachhandel erhältlicher Antischildlausspritzmittel erhöhen soll. Nunmehr ist der Beweis vollbracht: Es stimmt. Zwei befallene Zitruspflanzen wurden mit beziehungsweise ohne Alkoholzusatz behandelt. Während die betrunken gemachten Schildläuse das Zeitliche segneten, ist der zweite Zitrus noch schwach befallen und muss nachbehandelt werden. Spritzen Sie mindestens viermal im Abstand von jeweils vier Tagen tropfnass sowohl Blattober- als auch Blattunterseite, vergessen Sie Stämme, Äste und Erdoberfläche nicht, und schießen Sie einen kräftigen Guss nach einer oder zwei Wochen nach. Das sollte das Schildlaus-Aus bedeuten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2015)

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