Aufruf zum Widerstand

Natürlich gewachsene Borlotti-Bohnen als Patent? Widerstand formiert sich.
Natürlich gewachsene Borlotti-Bohnen als Patent? Widerstand formiert sich.Ute Woltron
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Die drohende Patentierung von Pflanzen und Tieren muss verhindert werden.

Europa, sagen die Initiatoren einer eben ins Leben gerufenen Petition, steuere auf eine „Patentlawine auf herkömmlich – also ohne den Einsatz gentechnischer Verfahren – gezüchtetes Obst, Gemüse und Getreide“ zu. Wie diese nur als widerlich zu bezeichnende agrarindustrielle Geschäftemacherei funktioniert, zeigte in den 1990er-Jahren ein gewisser Larry Proctor vor:

Der Chef einer US-Saatgutfirma verfügte sich 1994 zwecks Urlaubs nach Mexiko und kaufte dort einen Sack Bohnen. Dabei fielen ihm Hülsenfrüchte mit besonders gelber Färbung ins Auge. Er pflanzte sie aus, testete sie über ein paar Generationen hinweg, befand sie für samenfest und meldete ein Patent an. Das bekam er drei Jahre später zugesprochen und war nun Bohnenmonopolist. Er taufte die Bohnensorte Enola, nach seiner Frau.

Die mexikanischen Bäuerinnen hingegen, die gelbe Bohnen über Jahrhunderte gezogen hatten, mussten fürderhin – kein Scherz – Lizenzgebühren zahlen, wollten sie ihre Bohnen anbauen. Auch mexikanische Bohnenexporteure wurden von Proctor verklagt.

Fazit: Die Patentierung von Pflanzen und Tieren ist eine rein dem Gewinn einzelner Unternehmen zuträgliche Angelegenheit, die vom gesamten Rest der Erdbevölkerung dringend verhindert werden muss. Sie ist ausbeuterisch, unethisch, und sie schädigt uns alle nachhaltig, da sie eine gesetzlich verordnete Maßnahme gegen die Vielfalt darstellt.

Petition. Die Petition gegen das dräuende Unheil auf europäischer Ebene läuft unter dem Titel „Kein Patent auf Leben“ und wurde von Bio Austria, Arche Noah und der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge ins Leben gerufen. Auf der entsprechenden Website www.keinpatentaufleben.at gibt es reichlich Informationen und die Möglichkeit, seinem Unwillen Ausdruck zu verleihen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2016)

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