Vernachlässigte Gartenprodukte

Vernachlässigte Gartenprodukte
Vernachlässigte Gartenprodukte(c) Ute Woltron
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Mit Samen der Gartenkräuter auf kulinarischer Entdeckungsreise.

Tempus fugit – und das Fliehen der Zeit macht sich auch im Kräutergarten bemerkbar. Die erste Frische geht dahin, die Pflanzen haben bereits geblüht, und wer klugerweise manche hat blühen lassen, nicht alles abgeschnitten, sondern den Pflanzen Zeit gegeben hat, Samen auszureifen, darf sich demnächst auf spezielle Aromen freuen.

Erstaunlicherweise kappen fast alle Besitzer des so köstlichen Maggikrauts fast hysterisch alle Blütentriebe, sobald die Pflanze in die Höhe schießt. Das ist nicht ratsam. Denn haben schon die gelbgrünen, wie Skulpturen wirkenden Blütenknospen einen eigenen und empfehlenswerten Geschmack, so verändert sich dieser nochmals im Samen. Der kann gerieben oder ganz verwendet werden, und er würzt alles Pikante. Stichwort Kartoffelsuppe und so weiter. Liebstöckelsamen verlieren ihr Aroma auch kaum, wenn sie gut getrocknet gelagert werden.

Ebenfalls zu Unrecht vernachlässigt wird das Samenkorn, das Dillblüten produziert. Jenen, die Sauerkraut einlegen, dürfte der kräftige Geschmack bekannt sein, denn ohne Dillblüte und Dillsamen kommt kein gutes Sauerkraut aus. Doch Dillsamen schmecken auch fein etwa mit Fisch, Kartoffeln und so weiter.


Aha-Erlebnis. Weitere geschmackliche Aha-Erlebnisse hat, wer unreife und somit butterweiche, grüne Koriandersamen kostet. Die Samen der Süßdolde schmecken ebenfalls ausgezeichnet – nach Anis, und sollten Sie den dekorativen Bronzefenchel kultivieren: Geschmacklich gibt es keine Unterschiede, und frischere Samen werden Sie nirgendwo bekommen. Ebenfalls leicht zu ziehen: Kümmel, Kreuzkümmel und die Samen versehentlich ausgewachsener Radieschen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2016)

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