Schnittblumen: Wann, wenn nicht jetzt?

Ein Stamperl vom Hochprozentigen in der Vase hält Schnittblumen länger frisch.
Ein Stamperl vom Hochprozentigen in der Vase hält Schnittblumen länger frisch.(c) Ute Woltron
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Worauf warten? Um sich selbst mit Blumen zu beschenken, und damit der Zuneigung zur eigenen Person Ausdruck zu verleihen, ist jeder Tag recht, auch der Valentinstag.

Verzagen Sie nicht, wenn sie noch nie im Leben zum Valentinstag einen Strauß überreicht bekamen. Sie sind nicht allein. Auch ich zum Beispiel teile Ihr Schicksal – ganz unverdrossen und frei von Hader, und halte es mit dem Zen-Meister Ying-an des 12. Jahrhunderts, der sagt: „Der Beginn liegt in dir selbst.“ Vollkommen richtig. Worauf soll man denn warten in diesem flüchtigen Leben voller Unwägbarkeiten? Besser nicht auf die anderen, das ist zu riskant. Die Liebe zu sich selbst hat sich oft als die verlässlichere und fast immer als die dauerhaftere erwiesen. In den wildesten Momenten kann man blindlings auf sie zurückgreifen.

Deshalb sollte die Zuneigung zur eigenen Person unbedingt zelebriert werden. Um beispielsweise sich selbst mit Blumen zu beschenken, und damit der Achtung vor der eigenen Person Ausdruck zu verleihen, ist jeder Tag recht, nicht nur der Floristen umsatzstärkstes Datum. Viele Leute tun es, und es sind oft recht kraftvolle, in sich ruhende Persönlichkeiten dabei. Diese Blumenliebhaberinnen und Liebhaber horten erfahrungsgemäß gleich ein ganzes Sortiment formschöner Vasen in vielen Größen, Farben und unterschiedlichen Materialien. Denn die verschiedenen Blumen fordern, wenn sie gut zur Geltung gebracht werden sollen, auch unterschiedliche Behältnisse.

Rosen und Löwenzahn. Der Künstler Daniel Spoerri beispielsweise pflegt auf seinem Küchentisch neben einem rasch wechselnden Sortiment von interessantem Krimskrams – versteinerte Dinosaurierfäkalien, Miniaturpuppenköpfe aus den 1960er-Jahren, undefinierbare Glasobjekte, Vogelfedern und anderes tolles Zeug – stets auch eine Glasvase mit Blumen zu arrangieren. Oft sind es Rosen. Mitunter bekommt er sie geschenkt, meistens kauft er sie selbst. „Sind die nicht schön?“, sagt er dann und hat immer recht. Auch die Architektin Regina Freimüller-Söllinger besaß bereits zu Studienzeiten in ihrer Bude immer Blumen in einer Vase. Immer! Sie funktionierte nicht selten schön geformte Gurken- oder Marmeladengläser zum Aufbewahrungsgefäß um, was sehr attraktiv aussah. Sie hatte das Talent, alles zu außergewöhnlichen Bouquets zu arrangieren: Wiesenblumen genauso wie blühende Sträucher, bizarre Äste, im Vorbeieilen an einem Stand erworbene Schnittblumen, sogar Löwenzahnblüten und was ihr sonst noch in die Quere kam.

Elfie Semotan ist auch so eine leidenschaftliche Blumenhexe. Egal, wo die kosmopolitische Fotografin gerade weilt, fast immer stehen irgendwo in ihrer Nähe Blumen im Wasser. Oft lautet ihre Antwort auf die Frage, wo sie die denn herhabe: Aus dem eigenen Garten. Aus dem eigenen Blumenreich schöpft auch die Schriftstellerin Barbara Frischmuth, wenn sie Blumensträuße windet. Sie sagt, sie stelle sie gern vor dem Fenster ins Freie, denn dort sei es kühl, die Blumen hielten länger frisch und wären von drinnen gut sichtbar.

Apropos: Die Frage, wie Schnittblumen zu behandeln sind, um möglichst lang zu halten, wird oft gestellt und ist sehr einfach zu beantworten. Ihr wichtigstes Lebenselixier ist sauberes Wasser. Wenn in der Vase die Fäulnisbakterien ihr Unwesen zu treiben beginnen, ist es schnell vorbei mit dem Zauber. Die Schwebeteilchen verstopfen die Kapillaren der Blumenstängel, die filigranen Geschöpfe können kein Wasser saugen und welken dahin. Als Prävention gibt es diverse Schnittblumenerfrischer zu kaufen, aber auch einfachere Methoden führen zum Ziel. Ein Stamperl vom Hochprozentigen beispielsweise hat im experimentellen Schnittblumenvergleich lebensverlängernde Effekte gezeigt. Die beste Variante ist und bleibt jedoch der tägliche Wasserwechsel. Der macht allerdings nur Sinn, wenn man die Blumenstiele einkürzt und die Vase säubert.

Letzteres kann im Falle bauchiger Gefäße mit kleiner Öffnung zu einer Herausforderung werden. Bevor Sie an störrischen Flaschenputzerbürsten verzweifeln, mit denen nur das untere Drittel solcher Behältnisse erreichbar ist, greifen Sie lieber zu einem Sack voll Reis. Ein, zwei Esslöffel harte Körner samt etwas Wasser und Spülmittel einfüllen, die Öffnung zuhalten und wiederholt kräftig schütteln – und das Vaseninnere ist von Belägen befreit. Wenn auch das nicht ganz befriedigt, helfen die sprudelnden Tabletten, die die sogenannten dritten Zähne über Nacht zu hygienischer Sauberkeit und zu jenem strahlenden Lächeln verhelfen, mit dem wir alle nach Möglichkeit zeitlebens durch die Welt schreiten sollten.

Lexikon

Valentinstag. Der spielt etwa in den USA und in Großbritannien eine deutlich gewichtigere Rolle als hierzulande, aber eifrige Marketingstrategen haben ihn in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich ins Rampenlicht gerückt.

Tulpen. Es ist tatsächlich so, dass Tulpen, deren Stiele nur wenige Zentimeter tief ins Wasser ragen, deutlich länger halten als fast bis zur Blüte getränkte. Vergleichende Versuche haben das bestätigt.

Arrangements. Es muss nicht immer der Riesenstrauß sein. Einzelne Blüten, Blätter, Ästchen – all das lässt sich, gespickt mit der Freude am Tun, im geeigneten Gefäß prächtig arrangieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2017)

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