Gartenkralle

Aromatischer Riese

Die Blüten des Liebstöckels schmecken milder und süßer als das Kraut.
Die Blüten des Liebstöckels schmecken milder und süßer als das Kraut.(c) Ute Woltron
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Der Liebstöckel ist eine jener ausdauernden Pflanzen, die jahrelang in jedem Garten gedeihen.

Um nur einen kleinen Vorgeschmack auf die vielfältigen Erntemöglichkeiten mehrjähriger Pflanzen zu geben, ein hierzulande allseits bekanntes Pflanzenbeispiel: Es kommt die Zeit, in der die Liebstöckelpflanzen, diese bis zu gut und gern zwei Meter hohen Gartengiganten, ihre Doldenblüten treiben. Die meisten von uns Hobbygärtnern schneiden diese gleich bei Erscheinen ab, um der Pflanze die Anstrengung der Samenbildung zu ersparen. Doch das ist ein Fehler, denn das sogenannte Maggikraut ist ein Multitalent.

Nicht nur seine hocharomatischen Blätter können frisch oder getrocknet als kräftige Würze verwendet werden. Auch die Blütenstände und später die Samen haben ihre eigenen Qualitäten. Die Blüten sind nicht nur sehr hübsch auf dem Teller, sie schmecken auch gut, etwas milder und süßer als das Kraut. Kosten Sie sie frisch, oder trocknen Sie sie. Die Samen schmecken wieder etwas anders, man kann sie im Winter im Mörser zu einem Würzpulver vermahlen und damit beispielsweise Suppen, Fleisch- und Fischspeisen aromatisieren oder Kräutersalze aufpeppen. Nicht zerkleinert oder lediglich grob gehackt werden die Samen etwa als Brotgewürz verwendet.

Der Liebstöckel hat aber auch noch eine weitere Qualität, die der oben genannte Wintergärtner Stephen Barstow gern erläutert: Im zeitigen Frühjahr können die jungen Austriebe der Pflanze – dicke, knackige Stämmchen, ähnlich Stangensellerie – mit einem Kübel überstülpt und gebleicht werden. Sobald die Triebe den Eimer vom Boden abzuheben beginnen, wird geerntet.

Die gebleichten Pflanzen sind wesentlich zarter im Geschmack als die durch das Sonnenlicht chlorophyllisierten grünen Triebe. Einfach in Stücke schneiden, blanchieren oder rösten und damit das Gemüseangebot des Frühlings bereichern. Die Pflanze erholt sich, wenn Sie nicht alle Triebe kappen und treibt nochmals kräftig durch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2017)

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