Frauen leiden öfter an Kreuzweh und profitieren mehr von Sport

(c) AP (JENS MEYER)
  • Drucken

Gender-Medizin nur für Frauen wird in Gars geboten. Gegen Rückenschmerz hilft Myoreflextherapie, ein Teil der konservativen Orthopädie.

Dafür sind unsere Muskeln nicht geschaffen: Für stundenlanges Sitzen am Computer, Tage, Wochen, jahraus, jahrein. Muskeln, ja ganze Muskelgruppen werden verkürzt, verspannt, abgeschwächt, verhärtet. Schonhaltung macht das Ganze nur schlimmer, Nackenverspannungen und ständige Kreuzschmerzen sind die Folgen.

„Störungen in der Muskulatur, dem größten System des menschlichen Körpers, das 40 bis 50 Prozent des Gesamtgewichtes ausmacht, gehören zu den häufigsten Schmerzursachen“, erklärt Hans Tilscher, Österreichs Pionier der manuellen Medizin. „Und man würde es nicht für möglich halten, aber viele Menschen können nicht einmal richtig gehen, weil sie den großen Gesäßmuskel nicht anspannen, daraus resultieren Hohlkreuz und Dauerschmerzen.“ Bei Frauen, so Tilscher, seien Wirbelsäulenprobleme und Muskelverspannungen öfter als bei Männern psychischer Natur. „Emotionale Anspannung und dauerhafter Stress können zu chronischer Muskelverspannung und zu chronischen Schmerzen führen.“

„Frauen leiden prinzipiell viel öfter an Kreuzschmerzen als Männer, das Tragen von Stöckelschuhen und XL-Bags fördert das nur noch mehr“, ergänzt Alexandra Kautzky-Willer, Österreichs erste Professorin für Gender-Medizin. „Doch auch der Lebensstil ist wesentlich. Frauen profitieren übrigens viel mehr als Männer von regelmäßiger Bewegung. Beim weiblichen Geschlecht reduziert Sport noch viel stärker das Risiko für Diabetes, Herzinfarkt oder Bluthochdruck. Leider aber machen Frauen viel weniger Bewegung als Männer“, bedauert Kautzky-Willer, die übrigens auch die wissenschaftliche Leiterin von La Pura in Gars am Kamp ist, Österreichs erstem und einzigem gendermedizinischen Resort nur für Frauen. „Hier ist man einerseits auf die gesundheitlichen Belange von Frauen spezialisiert und will ihnen andrerseits wieder mehr Lust auf Bewegung machen. Und das ist enorm wichtig, denn regelmäßiges Training ist schlechthin optimal.“

Kreuz- und Muskelschmerzen rückt man hier auch mit der Myoreflextherapie zu Leibe. „Das ist ein Teil der konservativen Orthopädie“, so Tilscher. „Bei dieser Methode werden therapeutische Reize auf ganze Muskelketten gesetzt, und zwar mittels spezieller Druckpunktstimulation. So kommt es zu einer spontanen Entspannung des Muskels und zu einer Schmerzlinderung oft schon nach der ersten Behandlung“, führt Manfred Zauner, Arzt für Allgemein- und Manual-Medizin im La Pura, aus.

Durch manuellen Druck am Muskelansatz wird die Spannung des Muskels erhöht, bis eine deutlich spürbare Überspannung erreicht wird. Zauner: „Dieser Zustand wird durch Impulse über das Rückenmark auch an das Gehirn weitergeleitet.“ Auf diese Weise sollen körpereigene Regulationsmechanismen in Gang gesetzt und eine anatomisch gesunde Muskelspannung wiederhergestellt sowie störende Bewegungsmuster beeinflusst werden. Diese Entspannung, so Zauner, könne auch bei degenerativen Erkrankungen wie Arthrose eine Schmerzerleichterung bringen und sei nach Bandscheibenvorfall, bei Beckenschiefstand, Halswirbelsäulenverspannung oder Kopfschmerzen angebracht.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER
www.lapura.at, www.soskoerper.at, www.prof-tilscher.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.