Thymian, ein Tausendsassa unter den Kräutern

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Bekämpft Husten, Schmerzen und Bakterien - Thymian wurde zur Duftpflanze des Jahres 2013 gewählt. Über seine Bedeutung für die medizinische Aromatherapie wird demnächst auf einer Tagung gesprochen.

Er ist ein altbewährtes Hausmittel gegen Husten, hilft bei der Fettverbrennung, kräftigt das Immunsystem, wirkt verjüngend auf den Gehirn- und Nervenstoffwechsel und hemmt Entzündungen sowie Schmerzen. Der Thymian schenkt uns einen unvorstellbaren Reichtum an Aroma, Geschmacksstoffen und therapeutisch nutzbaren Molekülen“, schreibt Klaus Oberbeil in dem Buch „Kräuter & Gewürze als Medizin. Gesund und schlank mit Vitalkräften aus der Apotheke der Natur. Krankheiten und Beschwerden auf natürliche Weise vorbeugen“ (Systemed Verlag, 240 Seiten, 20,60 €).

Auch „Der große Kräuterführer“ aus dem Bassermann Verlag (256 Seiten, 10,30 €) widmet diesem Kraut und seinen vielen Sorten entsprechend Raum. Jekka McVicar informiert unter anderem auch darüber, dass das ätherische Öl des Krauts zur Herstellung von Zahnpasten und Mundwasser verwendet wird und einige Tropfen des Öls im Badewasser rheumatische Schmerzen lindern.

Sehr gut erforscht

Ob seiner Vielfalt – es gibt rund 215 Species – und seiner vielfachen Wirkungsweise, die sich Menschen seit Jahrtausenden zunutze machen, wurde Thymian von der österreichischen Gesellschaft für wissenschaftliche Aromatherapie und Aromapflege und von Vaga, der österreichischen Vereinigung für Aromapflege und gewerbliche Aromapraktiker, zur Duftpflanze des Jahres 2013 auserkoren. „Wir haben diesen Lippenblütler auch deswegen gewählt, weil er bei uns heimisch und wissenschaftlich sehr gut erforscht ist“, berichtet Vaga-Vorsitzende Ingrid Karner.

So wurde in zahlreichen Studien – unter anderem auch an der Universität Graz – nachgewiesen, dass die ätherischen Öle des Thymians antibakteriell und fungizid, also pilzabwehrend, wirken. „Man kann diese Öle daher zur Raumbeduftung verwenden. Die in der Luft zirkulierenden Moleküle können dann Bakterien oder Pilzsporen schwächen oder beseitigen“, erwähnt Karner. „Das wird pflegerisch auf einigen Krankenhausstationen eingesetzt.“ Erste Hinweise zeigen, dass die ätherischen Thymian-Öle auch eine schwache antivirale Wirkung haben könnten.

Karner persönlich bereitet in Grippezeiten oder für Verwandte, die ins Spital müssen, immer ein Deo aus einer Mischung aus ätherischen Thymianölen und Hydrolaten oder Alkohol vor, um so das Risiko einer bakteriellen Infektion (zum Beispiel Ansteckung mit Grippe oder Krankenhauskeimen) zu reduzieren. „Das ist in der wissenschaftlichen Theorie nicht nachgewiesen, aber in der gelebten Praxis hundertfach erprobt.“

Wirkungsvoll wie Antibiotika

Ganz wissenschaftlich ging es der deutsche Chemiker Erich Schmidt an: Er und Kollegen analysierten in ihrer wissenschaftlichen Arbeit die chemische Zusammensetzung der vier Chemotypen des ätherischen Öls von Thymian vulgaris und prüften ihre antibakteriellen Eigenschaften. „Die höchste Aktivität zeigt der Chemotyp Thymol, er kann es hinsichtlich Wirkstärke mit etlichen künstlich hergestellten Antibiotika aufnehmen“, sagt Wolfgang Steflitsch, Lungenfacharzt und Präsident der österreichischen Gesellschaft für wissenschaftliche Aromatherapie und Aromapflege. Auf der 2. Wintertagung dieser Gesellschaft (Näheres unter Thymian auf der Wintertagung der Aroma-Experten) wird Steflitsch über die Duftpflanze des Jahres 2013 und ihre Bedeutung für die medizinische Aromatherapie referieren. „Der Chemotyp Thymol des Thymians ist überhaupt eines der stärksten pflanzlichen Antibiotika.“ Sanfter sind die Chemotypen Linalool oder Tujanol.

Relativ unbekannt, so Fachmann Steflitsch, seien die psychischen Wirkungen des Thymians. „Seine Öle können die Stimmung aufhellen, wirken ausgleichend und konzentrationsfördernd.“ Derlei könne man mit Duftlampen oder Inhalationen erreichen.

Auch Petra Zizenbacher, Allgemeinmedizinerin und Notärztin in Wien, schätzt dieses unscheinbare Pflänzchen. „Thymian hat sich unter anderem bei Entzündungen der Atemwege sehr bewährt. Ein Tee oder eine Inhalation hilft also gegen Husten, Schnupfen und Heiserkeit.“ Bei Scheidenentzündungen seien Scheidenspülungen oder Sitzbäder angebracht und bei entzündlicher Akne Waschungen mit Thymianaufguss. Auch Zahnfleischentzündungen ließen sich bessern, wenn mit Thymiantee oder -aufguss gegurgelt wird. „Und wer zu Entzündungen im Magen-Darm-Trakt neigt, soll reichlich mit Thymian würzen. Erstens, weil er entzündungshemmend wirkt und weil er zweitens Speisen verträglicher macht“, empfiehlt die Ärztin und rät, Thymian entweder selbst anzubauen oder in einem Bioladen oder in der Apotheke zu kaufen. „Der Thymian aus dem Supermarkt hat nicht immer entsprechende Qualität.“

Gut auch gegen Stress

Die Liste des therapeutischen Einsatzes von Thymian ließe sich lange fortsetzen. In dem Buch „Aromatherapie in Wissenschaft und Praxis“ (Verlag Stadelmann), das im Februar auf den Markt kommt, sind unter „Indikationen des ätherischen Öls von Thymian vulgaris“ unter vielem anderem Angstzustände, Bronchitis, Durchblutungsstörungen, Fußpilz, Insektenstiche, Konzentrationsstörungen und Stress angeführt.

Ebenso mannigfaltig ist die Palette der möglichen Ideen zu einem Wettbewerb rund um Thymian (www.thescenteddrop.eu). Karner: „Bei diesem Projekt können Künstler genauso mitmachen wie Wissenschaftler, da kann man ein tolles Rezept mit Thymian genauso einschicken wie ein Rezept für eine besonders gute Salbe, ein Bild mit Thymian oder einen Song rund um die Duftpflanze des Jahres 2013.“ Warum schließlich soll so ein Tausendsassa unter den heimischen Kräutern nicht auch besungen werden?

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.aromapraktiker.at

www.aromainfo.at

Thymian auf der Wintertagung der Aroma-Experten

Thymian wird seit Jahrtausenden als Heilmittel eingesetzt. Schon die alten Ägypter verwendeten ihn zur Einbalsamierung der Toten.

Zur Duftpflanze des Jahres 2013wurde Thymian gewählt. Er ist auch unter Hustenkraut, Duftholz, Küchenpolich oder Liebfrauenbettstroh bekannt. Über seine medizinische Bedeutung in der Aromatherapie wird auf der 2. Wintertagung der österreichischen Gesellschaft für wissenschaftliche Aromatherapie und Aromapflege berichtet (26.Jänner, Hotel Schloss Weikersdorf in Baden bei Wien).

Ätherische Öle in der Pflege, neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Aromatherapie, Qualitätskontrolle ätherischer Öle oder Schlaf fördernde Effekte von Lavendelöl sind weitere Themen der Tagung.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.oegwa.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2013)

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