Kleinkind dauerhaft von HIV geheilt

Kleinkind dauerhaft geheilt Studie
Kleinkind dauerhaft geheilt StudieReuters
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Nach der "funktionellen Heilung" eines infizierten Babys soll nun eine groß angelegte Studie Hoffnung für HIV-positive Neugeborene bringen.

Im Frühjahr ging die Nachricht von der Heilung eines HIV-infizierten Babys in den USA um die Welt, nun soll eine groß angelegte Studie zu der Behandlungsmethode folgen. Im Süden Afrikas oder einer anderen Region mit hoher Infektionsrate solle geprüft werden, ob auch bei anderen Neugeborenen das Einnisten des HI-Virus in sogenannte Schläferzellen verhindern werden kann, sagte der Direktor des US-Aidsforschungsinstitutes NIAID, Anthony Fauci, am Donnerstag in Bethesda. Das "New England Journal of Medicine" hatte berichtet, dass bei dem Kind in den USA weiter keine HI-Viren nachweisbar sind. Ihre Ärzte nennen die Dreijährige "funktionell geheilt".

Therapie ausgesetzt

Das Kind war 2010 in einer ländlichen Gegend im US-Bundesstaat Mississippi zur Welt gekommen. Die Mutter war HIV-positiv, wusste davon aber nichts. Nachdem Tests die Infektion nachgewiesen hatten, begannen die Ärzte rund 30 Stunden nach der Geburt damit, das Baby mit einer Kombination aus drei Medikamenten zu behandeln - üblich ist bei Neugeborenen von HIV-positiven Müttern eine etwa vierwöchige Einfachprophylaxe.

Bereits nach einem Monat seien die Viren kaum noch im Körper des Kindes nachweisbar gewesen, berichteten die Mediziner. Dies sei bis heute so, obwohl die Therapie nach etwa eineinhalb Jahren ausgesetzt wurde. Denn die Mutter hatte den Angaben zufolge ihr Kind zehn Monate lang nicht mehr zur Behandlung gebracht.

"Funktionelle Heilung"

Virologin Persaud und andere Kollegen sind überzeugt, dass sich das Baby im Mutterleib infizierte und es sich um einen seltenen Fall von "funktioneller Heilung" ("functional cure") handelt. Diese liegt vor, wenn einzelne Viren oder Virenbruchstücke noch nachgewiesen werden können, der Erreger aber vom Immunsystem so gut kontrolliert wird, dass es sich nicht vermehren kann. Von dem Virus seien dann nur noch "Fußabdrücke" zu sehen, so Persaud. Der Erreger ist dann bei üblichen Bluttests nicht mehr zu erkennen. Es ist auch keine lebenslange Behandlung mit Medikamenten nötig.

Der "Berliner Patient"

Timothy Brown, der als "Berliner Patient" weltweit bekannt geworden ist, galt bisher als der einzige Mensch, bei dem eine HIV-Heilung dokumentiert wurde. Der damals HIV-positive Brown hatte sich 2007 in Berlin wegen Leukämie behandeln lassen. Nach einer Stammzelltransplantation ließen sich die Aids-Erreger einige Jahre später Wissenschaftlern zufolge nicht mehr in seinem Körper nachweisen.

(APA/dpa)

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