Wiener Krebsimpfstoff gibt Hoffnung

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Wiener Krebsimpfstoff gibt HoffnungReuters
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Es scheint, als würde die neue Krebsimmuntherapie AV0113 das Wachstum besonders aggressiver Gehirntumore bremsen. Harte Daten wird es aber erst im Juni 2014 geben.

Eine Krebs-Immuntherapie des Wiener Biotech-Unternehmens Activartis zeigt in einer Phase-II-Studie (Verträglichkeit) Hinweise auf eine potenziell positive Wirkung. Das teilte das von dem Wiener Forscher Thomas Felzmann gegründete Unternehmen am Dienstag in einer Aussendung mit. Harte Daten wird es aber erst kommendes Jahr geben. "Die jüngste Analyse im Rahmen der randomisierten Wirksamkeitsstudie zur Behandlung des Glioblastoma Multiforme (GBM), einer besonders aggressiven Form unter den Gehirntumoren, bestätigt den Trend früherer Auswertungen eindrucksvoll: Die Krebsimmuntherapie AV0113 (...) scheint das Tumorwachstum deutlich zu bremsen", hieß es in einer Aussendung.

Immunzellen werden "scharf gemacht"

Es handelt sich bei AV0113 um eine Art Krebsimpfstoff. Für die Immuntherapie wird bei der chirurgischen Entfernung des Tumors Krebsgewebe entnommen. Diese Zellen tragen Tumor-Antigene, an denen sie vom Immunsystem als feindlich erkannt werden sollen. Dazu wenden die Forscher einen Trick an, um von den Patienten zusätzlich entnommene Immunzellen (Dendritische Zellen) gegen den Tumor scharf zu machen. Sie geben Lipopolysaccharide dazu - ein Bestandteil der Zellmembran von Bakterien, der dem Immunsystem Gefahr signalisiert. Auf diese Art "scharf" gemacht, sollen die Dendritischen Zellen dann im Körper des Patienten die "Killer T-Zellen" motivieren, die Krebszellen zu bekämpfen.

"Im Mai dieses Jahres wurde der letzte der geplanten Patienten in die Studie aufgenommen. Die Hälfte bekommt die Immuntherapie, die andere Hälfte ein Placebo", sagte Felzmann am Dienstag im Gespräch. Die aktuellsten Daten vom September 2013 hätten allerdings bereits gezeigt, dass Patienten ohne Behandlung mit AV0113 ein etwa dreimal so großes Risiko hätten, im ersten Jahr ihrer Erkrankung zu versterben, als Patienten, die eine Krebsimmuntherapie erhalten hatten. Das gelte besonders für jene Betroffenen, die neben der Chirurgie und Strahlentherapie auch die derzeit gängige Chemotherapie mit Temozolomide und mit dem monoklonalen Antikörper Bevacizumab erhielten.

Die bisher vorliegende Zahlen

In der AV0113-Behandlungsgruppe verstarben im ersten Jahr der Erkrankung 16 Prozent der Probanden, in der Kontrollgruppe 45 Prozent. Für eine Aussage über die durchschnittliche Gesamtüberlebenszeit ist die Studie im Moment aber noch nicht weit genug fortgeschritten.

Felzmann: "Erste Aussagen über das Gesamtüberleben wird man wahrscheinlich im Juni 2014 machen können." Nach Abschluss dieser Studie würde noch eine größere der Phase-III fehlen. In den USA wurde der in Entwicklung stehenden Immuntherapie der "Orphan Drug"-Status der US-Arzneimittelbehörde FDA zuerkannt. Das bedeutet eine bevorzugte Stellung in einem allfälligen Zulassungsverfahren. Die Entwicklung stammte ursprünglich aus den Forschungsprojekten Felzmanns am St. Anna Kinderspital in Wien.

(APA)

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