72-Stunden-Wochen für Ärzte: EU droht Österreich

Österreichs Spitalsärzte arbeiten zu lang.
Österreichs Spitalsärzte arbeiten zu lang.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Österreichs Spitalärzte arbeiten zu lang. Das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz widerspreche der EU-Arbeitszeitlinie, kritisiert die EU-Kommission.

Die EU-Kommission droht Österreich wegen zu langer Arbeitszeiten für Ärzte in Spitälern mit einer Klage, berichtet das "Ö1"-Mittagsjournal. Das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz erlaubt nämlich bis zu 72 Wochenstunden für Ärzte. Das stehe im Widerspruch zur EU-Arbeitszeitrichtlinie, heißt es in dem Bericht. Österreich muss nun innerhalb weniger Monate das Gesetz reparieren.

"Jede andere Berufsgruppe hat begrenzte Arbeitszeiten, aber gerade bei Ärzten, wo es um Menschenleben und Gesundheit geht, ist mir unbegreiflich, warum diese Gesetze nicht gelten", kritisiert auch eine Assistenzärztin für Innere Medizin an einem Krankenhaus im Mühlviertel. Dienste von bis zu 49 Stunden am Stück seien keine Seltenheit, es gebe kaum Pausen. Dazu kämen viel Verwaltungs- und auch Pflegearbeit. Mit anderen Worten: Die Belastung für österreichische Spitalsärzte sei viel zu hoch.

Risiko für die Patienten

Je länger der Dienst, desto höher sei das Risiko für die Ärzte selbst, vor allem aber für die Patienten, warnt die Medizinerin, die im Radio nicht namentlich genannt werden will. Natürlich steige die Fehlerquote, weil die Konzentration leide, so die Ärztin. Der Sprecher der Turnusärzte, Karlheinz Kornhäusl, sieht das nicht viel anders: "Für die Ärzte bedeutet es, über die eigenen Belastungsgrenzen hinaus zu gehen. Der Patient findet einen übermüdeten Arzt vor, der schon bis zu 49 Stunden im Dienst war. Das ist eine Situation, die man auch dem Patienten nicht zumuten kann."

Die EU-Arbeitszeitrichtlinie erlaubt nur noch Dienste von maximal 25 Stunden und durchschnittlich maximal 48 Stunden in der Woche. Der Alltag an österreichischen Spitälern sieht allerdings anders aus: Laut Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz sind es noch bis zu 72 Stunden in der Woche und verlängerte Dienste von bis zu 49 Stunden.

Österreich droht Klage und hohe Geldstrafe

Die EU-Kommission verlangt eine schnelle Anpassung an die Richtlinie, anderenfalls drohen Österreich eine EU-Klage und eine hohe Geldstrafe. Nachzulesen ist das in einem Mahnschreiben an SP-Sozialminister Rudolf Hundstorfer, so der Bericht.

Damit sei es aber nicht getan, argumentiert Harald Mayer, Vizepräsident der Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Eine Anpassung an die Richtlinie führe automatisch zu einer Personalnot an den Spitälern. Die Regierung müsse daher rasch auch darauf Antworten finden. Von Sozialminister Hundstorfer gab es vorerst keine Stellungnahme. Aus seinem Büro heißt es aber, man werde rasch alle notwendigen Schritte unternehmen, um das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz zu reparieren.

>> Bericht des "Ö1"-Mittagjournals

(Red.)

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