Hepatitis C: Hohe Pharmakosten behindern Therapie

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Mit neuen Hepatitis C-Medikamenten kann die Infektion dauerhaft eingedämmt werden. Eine schwere Nebenwirkung gibt es: 84.000 Euro pro Therapie.

Extrem hohe Arzneimittelpreise behindern auch in Österreich die wirksamste und weitgehende nebenwirkungsfreie Therapie einer chronischen Hepatitis C. Die Pharmaindustrie verlange derzeit 84.000 Euro für eine zwölfwöchige Behandlung mit 90-prozentiger Erfolgschance, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz der Hepatitis Hilfe Österreich. Die EU sollte auf eine Lösung der Problematik drängen.

Mit den neuen, oral zu verabreichenden Hepatitis C-Medikamenten kann eine lang anhaltende Beseitigung der Infektion binnen weniger Wochen bei bis zu 94 bis 99,1 Prozent der Patienten erreicht werden. Das erfolgt bei manchen Arzneimittelkombinationen faktisch ohne Nebenwirkungen, die alten Therapien mit zu injizierendem Peg-Interferon alpha und Ribavirin haben hingegen deutlich weniger Wirkung. Diese Therapie dauert 24 bis 72 Wochen, die meisten Patienten leiden unter schweren Nebenwirkungen. Dies betonte der Wiener Hepatologie-Doyen Peter Ferenci.

Doch die Kehrseite der Medaille sind laut dem Experten exzessive Preise für die neuen Arzneimittel. Eine zwölfwöchige, zumeist nebenwirkungsfreie oral einzunehmende und mindestens 90 Prozent erfolgreiche Therapie mit den auch in Österreich bereits zugelassenen Substanzen (Kombination) Sofosbuvir (Hersteller Gilead) und Simeprevir (Janssen) kostet insgesamt rund 84.000 Euro. Die Herstellungskosten betragen laut Ferenci nur einen Bruchteil davon.

Es ist eine ethische Katastrophe

Laut dem Experten zahlen die österreichischen Krankenkassen - und diese Kostenübernahme sei jetzt schon lobenswert, weil sie derzeit nur in fünf Staaten Europas möglich sei - diese Behandlung erst, wenn im Rahmen einer chronischen Hepatitis deutliche bis schwere Leberschäden aufgetreten sind bzw. wenn eine Interferon/Ribavirin-Therapie (alte Behandlungsform) nicht vertragen wird. "Ich finde es persönlich eine ethische Katastrophe, wenn ich einem Patienten mit einer neu diagnostizierten Hepatitis C vor mir sitzen habe und sagen muss: 'Du musst erst noch zehn Jahre warten, bis ich Dir die Therapie geben kann." Die chronische Hepatitis C ist durch Leberentzündung, fortschreitende Zirrhose, Leberversagen und/oder Karzinome gekennzeichnet.

In den USA haben erst vor kurzem zwei Senatoren den Pharmahersteller Gilead aufgefordert, zu begründen, warum er für eine einzige Tablette Sofosbuvir 1000 US-Dollar verlange. Die Vorsitzende der Hepatitis Hilfe Österreich, Angelika Widhalm, führte an, dass es bereits eine Aktion der französischen Gesundheitsministerin Marisol Touraine im Verbund mit 13 anderen europäischen Staaten gebe, dieses Problem anzugehen. Die Hepatitis C und die neuen Therapien könnten zur "Nagelprobe" dafür werden, wie in Zukunft die Preisgestaltung der internationalen Pharmaindustrie aussieht. "Der Titel für mich ist: 'Was ist wichtiger, die Interessen der Aktionäre oder jene der erkrankten Patienten'?", betonte Ferenci. Das aktuelle Beispiel könnte in Zukunft auch für viele andere medizinische Fachgebiete Vorbildcharakter haben.

Finanziell weniger verständliche Mängel dürften in Österreich in Sachen chronischer Lebererkrankungen laut dem Wiener Spezialisten Arnulf Ferlitsch auch auf ganz anderem Gebiet geben. So seien die Laboruntersuchungen auf erhöhte Leberwerte (Blut) aus der Gesundenuntersuchung herausgekippt. Nicht invasive, leicht durchführbare Ultraschall-ähnliche Screeninguntersuchungen ("Fibroscan") würden von den Krankenkassen nicht bezahlt. "Kein Cent", so Ferlitsch. Am 28. Juli soll mit dem Welt-Hepatitis-Tag international auf die Problematik aufmerksam gemacht werden.

(APA)

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