Acht von zehn Österreichern sind mit ihrem Gewicht unzufrieden und haben bereits Erfahrung gesammelt, diesen Umstand zu ändern. 71,3 Prozent setzen auf "Friss die Hälfte".
44 Prozent gaben bei einer Umfrage von Marketagent.com in Österreich an, mit ihrem Gewicht unzufrieden zu sein. Acht von zehn haben schon Erfahrung mit Abnehmversuchen, wie die Befragung von 1272 Personen im Alter von 16 bis 69 Jahren ergab. Beweggründe für das Abspecken waren in erster Linie die Steigerung des Wohlbefindens (67,6 Prozent) und die Verbesserung der Leistungsfähigkeit (51 Prozent).
Weitere Triebfedern, die Kilos purzeln zu lassen, waren die Steigerung des Selbstwertgefühls (48 Prozent) und dass die Kleidung nicht mehr passte (47,3 Prozent). Die gesundheitliche Überlegung ist mit 37 Prozent weiter hinten platziert, berichtete Marketagent.com am Mittwoch. 73,6 Prozent der Mitte Juni bis Anfang Juli befragten Personen haben mit "mehr körperlicher Bewegung und Sport" probiert, das Ziel zu erreichen. 71,3 Prozent setzten auf "Friss die Hälfte".
Beim Abnehmen setzen die Österreicher vorwiegend auf "Friss die Hälfte" (FdH) und Trennkost. 33 Prozent haben schon mindestens einmal eine Diät gemacht.Frauen (45 Prozent) können deutlich mehr Erfahrung vorweisen als Männer (20 Prozent). Allerdings sind sich die meisten bewusst, dass eine Ernährungsumstellung besser wäre, lautet das Ergebnis einer aktuellen IMAS-Umfrage (n = 1000). Imago Je 31 Prozent der Diät-Erfahrenen haben demnach bereits FdH oder Trennkost (hier werden hauptsächlich eiweißhaltige und kohlenhydrathaltige Lebensmittel nicht gleichzeitig bei einer Mahlzeit gegessen) ausprobiert, 15 Prozent setzten auf "10in2" (jeden zweiten Tag nichts essen). Imago Im Ranking folgen Rohkost-Diät (Obst, Gemüse und Salat werden gegessen, alles andere ist tabu) und Apfelessig-Diät (vor jeder Mahlzeit ein Glas Wasser mit einem Schuss Apfelessig) mit 14 bzw. 13 Prozent. Weiter geht es mit Heilfasten (ebenfalls 13 Prozent, z.B. nach Buchinger: Gemüsebrühe und Säften in geringen Mengen, hinzu kommen Einläufe) und die Saft-Kur (elf Prozent, hier werden nur Obst- und Gemüsesäfte getrunken). Imago Bei exotischen Methoden wie 3-D (Stufenplan nach Lagerfeld) und den traditionellen indischen Ayurveda-Methoden sind die meisten eher zurückhaltend. Schlusslichter sind die Formula-Diät (Fertigdrinks) und die Glyx-Diät (Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index) sowie Abnehmen mit Online-Tools oder einer App (je zwei Prozent). Der statistische Durchschnitt hat bereits 2,4 Diäten ausprobiert. 69 Prozent bewerten ihre Bemühungen zur Gewichtsreduktion im Nachhinein als erfolgreich. Imago Alle Jahre wieder fällt im Sommer jedenfalls ein Urteil: das Fett muss muss weg; und die Zeit des Schlemmens ist gegessen. Das Verbrauchermagazin "Konsument" hat sich im vergangenen Jahr zu diesem Gedanken ein paar Hungerkuren vorgenommen, vier Schnelldiäten wurden getestet. Reuters Im Selbstversuch wurde ermittelt, ob die Abnehmprogramme "24 Stunden Diät", "Die Steinzeitdiät", "2 Tage Diät sind genug", "Jede Frau kann schlanker werden" und "Die 17 Tage-Diät" funktionieren. Fazit: Nur ein Programm hat gute Testergebnisse erhalten. Facebook (24 Stunden Diät) Die "24 Stunden Diät" von Achim Sam hat mit der Note 2 am besten abgeschnitten. Die Methode: Damit der Körper seine Fettdepots angreift, werden zuerst die Kohlenhydrat-Speicher geleert. Das geschieht am Abend vor dem Diättag durch ein Intervalltraining. Das kohlenhydratfreie Abendessen zählt noch nicht zur 24-Stunden-Diät, die auf drei Mahlzeiten verteilt 800 bis 1000 Kalorien liefert. Am Diättag steht neben der Magerkost auch Ausdauertraining am Plan. Achim Sam Wer mit dieser Methode abspecken will, braucht Durchhaltevermögen, stellten die Testpersonen - zwei Frauen und ein Mann - nach 24 Stunden erschöpft fest. Das Sportprogramm ist hart. Die erlaubten Essensportionen während des Trainings sind winzig; davon wird sicher niemand satt. Facebook Der rasche Gewichtsverlust motiviert zum Weitermachen, so die Tester. 900 Gramm Fett weniger, lautete die Bilanz für die beiden Damen. Bei ihrem männlichen Kollegen waren es gleich 1,4 kg Speck weniger. Facebook Doch leider blieb das Resultat nicht so schön, sechs Tage später zeigte sich bei einer neuerlichen Überprüfung, dass 400 Gramm Fett mehr als vor der Diät für den Mann und 300 Gramm mehr für eine der beiden Frauen da waren. Lediglich eine Testperson konnte sich noch immer über 200 Gramm Fett weniger freuen. www.24-stunden-diaet.de Facebook Paleo-Experte Arthur de Vany (im Bild) propagiert seine "Steinzeitdiät". Das Konzept basiert auf viel Eiweiß und wenig Kohlenhydraten. Genau genommen soll nur verspeist werden, was man selbst - oder ein anderer - pflücken, fangen und töten kann. Facebook Der Speiseplan besteht zu je einem Drittel aus rohem Obst und Gemüse, gekochtem Gemüse sowie Fleisch oder Fisch. Und genau das kritisieren die Tester: "Selbst wenn wir wollten, könnten wir uns 200.000 Jahre später nicht genauso wie unsere Vorfahren ernähren." Die Ernährungsform enthalte zu wenig Kohlenhydrate und Ballaststoffe und erreicht damit nur Note 5. www.artdevanyonline.com www.artdevanyonline.com "2 Tage Diät sind genug" ist von Michael Despeghel, einem Mediziner und Sportwissenschaftler, entwickelt worden. Sein Abnehmkonzept ist einfach: An zwei Tagen wird Diät gehalten. Die restlichen fünf Tage der Woche darf man essen, was man möchte. Nur wenn man sich den Großteil der Woche ausgewogen ernährt, also viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und fettarme Lebensmittel isst, werden die Kilos purzeln. Die Tester gaben die Note 3. Riva Verlag Die Diät "Jede Frau kann schlanker werden" von Ernährungswissenschaftlerin Alexa Iwan, die durch die RTL-Sendung "Alexa, ich kämpfe gegen Ihre Kilos" bekannt wurde, hat ebenfalls nur die Note 3 bekommen. Nach ihrem Konzept wird nicht gehungert und es werden auch keine Kalorien gezählt. Facebook Stattdessen erfolgt eine Einteilung der Lebensmittel nach dem Ampelprinzip: Grün sind alle Lebensmittel, die vom Baum, vom Strauch oder vom Acker kommen. Gelb sind tierische Lebensmittel wie z.B. Fleisch. Rot sind alle verarbeiteten Produkte und Zucker. Die Tester werteten die propagierte Mischkost als positiv, doch sei das Sportprogramm eher schlecht. www.alexaiwan.de Goldmann Verlag Schlecht - nämlich mit der Note 5 - wurde "Die 17 Tage-Diät" des Mediziners Mike Moreno bewertet. Sein Bestseller-Konzept unterteilt sich in vier Phasen. Die ersten drei (viel Eiweiß, wenig Kohlenhydrate) dauern jeweils 17 Tage, Phase 4 ein Leben lang. Sport spielt keine Rolle. Imago "Die Anzahl der Regeln, die bei dieser Diät eingehalten werden müssen, ist fast nicht zu überblicken. Vor allem in Phase 1 ist der Speiseplan durch die starke Einschränkung bei den Kohlenhydraten sehr unausgewogen, die Nährstoffverteilung ungünstig", ist die Meinung der Tester. Goldmann Verlag Essen nach 17.00 Uhr macht dick, sagt der Volksmund. "Das ist das klassische "Dinner-Cancelling", erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Angela Mörixbauer. In Wahrheit ist es dem Körper aber völlig egal, ob die Kalorien morgens, mittags oder abends kommen. Reuters Entscheidend für die straffe Figur ist die Summe der über den gesamten Tag verteilt aufgenommene Menge an Nahrungsenergie."Eine Kalorie in der Früh ist genau die gleiche Kalorie wie am Abend", so die Expertin. Wer abnehmen will, muss vielmehr darauf achten, dass er insgesamt während eines Tages weniger Kalorien zu sich nimmt, als er verbraucht. BilderBox Ebenfalls ein beliebter Gedanke: Fettarme Ernährung macht schlank. In den Supermarktregalen tummeln sich deshalb viele "Light"-Produkte. "Wer abnehmen will, kann bei Fett viele Kalorien einsparen, das stimmt. Ein Gramm Fett liefert nämlich mit neun Kilokalorien mehr als doppelt soviel Energie wie ein Gramm Kohlenhydrate", so Mörixbauer, die Autorin des Buches "Die 50 größten Diät-Lügen". Clemens Fabry "Low-Fat"- oder gar "No-Fat"-Diäten sind aber nicht gesund. Das bedeutet nämlich, dass gute Fette, wie zum Beispiel mehrfach ungesättigte Fettsäuren, gemieden werden. "Diese sind aber lebenswichtig und können vom Körper nicht selbst gebildet werden", so Mörixbauer. imago/MiS Zwischen 20 und 30 Prozent der aufgenommenen Kalorien sollten aus Fett bestehen. Liegt der Wert darunter, drohen Mangelerscheinungen. "Haarausfall und schuppige Haut können die Folge sein", warnte sie. Beim Durchschnittsösterreicher liege der Wert bei 37 Prozent. Reuters Trotz Diätwahn und fettreduzierter "Light"-Produkten nahmen zum Beispiel die Amerikaner in den vergangenen 20 Jahren laut der US-Gesundheitsbehörden CDC massiv zu. Mörixbauer kennt einen der Gründe für diese Diskrepanz: Wer Fett vermeidet, kompensiert dies oft durch andere Lebensmittel - und das möglicherweise in einem Ausmaß, das über die Kalorieneinsparung hinaus geht. Reuters Dies sei auch bei "Light"-Produkte ein Problem. Statt einem werden oft gleich zwei gegessen und in Summe mehr Kalorien konsumiert als ein "normales" Produkt enthält. Clemens Fabry Reis, Brot und Nudeln sind die Feinde vieler Diätgeier. Sie glauben: "Kohlenhydrate machen dick." Eine Verallgemeinerung, die zum Beispiel auf Brot und Nudeln nicht zutrifft. imago/Westend61 Ganz im Gegenteil: Vollkornbrot ist sogar sehr gesund, weil es viele Ballaststoffe enthält, die lange satt machen. Auch Nudeln machen nicht dick - vielmehr ist es die Soße. Eine fettreiche Carbonara enthält zum Beispiel viele unnötige Kalorien. Ankerbrot Die meisten Österreicher sind davon überzeugt, dass man täglich mindestens eine warme Mahlzeit braucht, um sich dauerhaft gesund zu ernähren. Das ist ein Irrtum. Egal ob die Speisen warm oder kalt gegessen werden, die Wirkung auf den Körper ist in den meisten Fällen dieselbe. Julia Stix "Im Sommer, wenn es warm ist, essen die Menschen lieber kalte Mahlzeiten, weil diese von innen kühlen", erklärt Mörixbauer. Es habe aber durchaus Sinn, warm und kalt abzuwechseln: "Durch das Erhitzen werden manche Nährstoffe für den Körper besser verfügbar", erklärte sie. Dies sei zum Beispiel beim "Radikalfänger" Lycopin, der in der Tomate vorkommt, der Fall sowie beim Beta-Karotin in den Karotten. Die Presse Ernährungsmythen hin, Diät-Irrtümer her, eines stimmt beim Abnehmen aber schon: Es zählt jede Kalorie, die gegessen wird. Rein für die Gewichtsentwicklung ist egal, ob diese aus Kohlenhydraten, Eiweiß, Fett oder Zucker stammt. Einen Kalorienüberschuss speichert der Mensch immer als Fettpolster. imago/blickwinkel (APA)
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