Fett verbrennen mit Chili und Co.

Chillischoten - red peppers
Chillischoten - red pepperswww.BilderBox.com
  • Drucken

Eine spezielle Gewürzmischung aus fünf Zutaten beeinflusst den Fett- und Zuckerstoffwechsel äußerst positiv. Aber auch Gänseblümchen tun unserer Gesundheit gut.

Probleme mit überschüssigen Kilos? Warum nicht die paar Speckröllchen zu viel einfach „wegwürzen“ – mit einer Gewürzmischung, die dem Fett an den Kragen geht. Was wie ein Lügenmärchen klingt, ist nicht nur auf Sand gebaut, zehn Körnchen Wahrheit sind schon dran. „Denn wir haben eine Gewürzmischung gefunden, die ein idealer Fett- und Zuckerverbrenner ist“, verriet Markus Metka, Präsident der Österreichischen Anti-Aging-Gesellschaft, bei der Academia Medicinae Lech in seinem Vortrag „Positive Wirkung von Kräutern und Gewürzen auf Fett- und Zuckerstoffwechsel“.

Die Gewürzmischung besteht aus je 25 Prozent Chili, Pfeffer, Kümmel und Piment (Nelkenpfeffer) sowie drei oder vier Prisen Muskat. Warum das Quintett beim Abnehmen und zur Zuckerregulation hilft? Nun, es gibt in unseren Zellkernen verschiedene PPAR-Rezeptoren mit den Subtypen alpha, beta, gamma. Je nachdem, welche dieser Untergruppen aktiviert wird, gibt es verschiedene physiologische Wirkungen. Metka: „Unsere Gewürzmischung aktiviert vor allem PPAR alpha und gamma.“

Chili gegen hohes Cholesterin. Durch die Aktivierung von PPAR alpha wird der Fettstoffwechsel beeinflusst. „Fett wird so leichter verbrannt“, sagt Metka. Außerdem werden Blutfette gesenkt. Wer also etwa mit Chili nicht spart – sein Capsaicin aktiviert auch PPAR alpha –, darf sich einen positiven Effekt auf Cholesterin und Triglyzeride erwarten. Zwei Kaffeelöffel vorher erwähnter Gewürzmischung täglich, so Metka, hätten schon einen gewissen fettverbrennenden Effekt. Nun darf freilich niemand glauben, dass durch Würzen allein die Kilos schmelzen wie Schokolade in der Sonne – wer Gewicht verlieren will, kommt um Kalorienreduktion und mehr Bewegung nicht herum. Der Würzmix ist da maximal eine gute Abnehmunterstützung. Er kann aber noch etwas: Durch die Aktivierung von PPAR gamma wird der Blutzuckerspiegel günstig beeinflusst. Auch Zimt und Oregano sind dazu in der Lage. „20 Gramm Oregano müssten es aber schon täglich sein, um eine blutzuckersenkende Wirkung zu erreichen.“

Mehr würzen! „Die meisten Österreicher würzen viel zu wenig“, sagt der Arzt. Und plädiert für mehr Chili und Co. auf dem täglichen Speiseplan, „denn viele Gewürze haben interessante pharmakologische Wirkungen für unsere Gesundheit.“ Praktisch alle Gewürze und Kräuter greifen auf irgendeine Weise an den PPAR-Rezeptoren an, manche eben ein bisschen mehr, unter anderem auch Thymian. „In Ägypten oder Griechenland beispielsweise ist im Brot Thymian drin. Das ist viel gesünder als das viele Salz, das bei uns ins Brot gegeben wird.“

Weniger bekannt ist wahrscheinlich, dass auch Malven gut schmecken können. „Vor allem die schleimhaltigen käselaibförmigen Früchte, die früher gern zur Zubereitung von Kinderbrei verwendet wurden“, liest man auf der Homepage der Österreichischen Apothekerkammer. Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) hat die Malve, eine von Goethes Lieblingsblumen, zur Pflanze des Monats Juli erkoren.

„Die wilde Malve und die Wegmalve sind traditionelle Heilpflanzen. Sie blühen von Juni bis in den Oktober hinein und wurden schon im ersten Jahrhundert nach Christus als Mittel für Eingeweide und Blase sowie gegen Entzündungen des Auges, gegen Insektenstiche und zur Förderung der Milchbildung bei jungen Müttern verwendet“, weiß Sylvia Vogl, Botanikerin bei der Ages. Bei den alten Griechen soll die Wilde Malve ein beliebtes Gemüse gewesen sein, ihrem Samen schrieb man gar aphrodisierende Wirkung zu. Auch heute nützt man die Malve pharmazeutisch, „vor allem bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und bei trockenem Reizhusten. Aber auch bei Entzündungen im Magen-Darm-Trakt hilft Malventee“. Dieser Tee ist auch bei Erkältungen einsetzbar.


Heilkräuter aus Klöstern. Malvenwein, warm getrunken, soll Zahnschmerzen lindern. Wie man diesen Wein, Lungenkrautbier (gegen Husten), Baldriantinktur (gegen Schlafprobleme) oder Königskerzensalbe (gegen unreine, aber auch trockene Haut) herstellt, verrät das Buch „Hausmittel und Heilkräuter aus Klöstern“ (Kneipp Verlag, 160 Seiten, 14,99 Euro), das viele weitere Rezepte und Geheimnisse rund um Kräuter und Pflanzen enthüllt. Zum Beispiel, dass Blütenblätter der Ringelblume gern als Safranersatz verwendet werden.

Essbar ist auch das weit verbreitete Gänseblümchen. Es gibt Wiesen von März bis Oktober weiß-gelbe Tupfer, macht sich dekorativ auf Salaten und Gewürzölen. Knospen und nur halb geöffnete Blüten bestechen mit einem angenehm nussartigen Geschmack, die geöffneten Blüten sind leicht bitter. Wem dieses Blümchen ein Dorn im Auge ist, der sollte wissen, dass auch Bellis perennis (so der botanische Name) seine gesunden Seiten hat – von der harntreibenden bis zur antimikrobiellen Wirkung, ja sogar Blutfette wie Cholesterin und Triglyceride soll dieses zarte Blümchen senken können. Als Tee lindert es Husten, was vor allem seinem Reichtum an Saponinen zu verdanken ist. Und wer von einer Gelse gestochen wird, dem kann das Pflänzchen auch gute Dienste leisten: Saft der zerriebenen Pflanze auf die Stichstelle streichen – der Juckreiz wird umgehend gelindert, Quaddelbildung wird verhindert, heißt es in der Zeitschrift „Naturarzt“.

Stiefmütterchen gegen Husten. Als weitere essbare Blume sei noch das Stiefmütterchen (Blütezeit: Mai–September) vorgestellt. Seine farbenfröhlichen Blüten machen sich nicht nur gut als Dekoration neben Schnitzel und Erdäpfel, das wilde Stiefmütterchen gilt in der Volksmedizin als eine der ursprünglichsten Kinderheilpflanzen, hat leicht antientzündliche Wirkung und ist zudem blutreinigend und harntreibend. Ein Aufguss soll gegen Akne helfen, ein Tee Hustenreiz lindern. Wer Kräuter, Gewürze und Blüten auf seinem Speiseplan fortan nicht mehr stiefmütterlich behandelt, kann Gaumen und Gesundheit also viel Gutes tun.

ERSCHIENEN

Warum Rebtränen Faltenbekämpfen können, erklärt Adelheid Wanninger in „Die ganze Kraft der Alpen“ (Leopold Stocker Verlag, 214Seiten, 29,90 €)

Schlüsselblume statt Aspirin? Mehr darüber verrät Irene Dalichow in „Gesund mit essbaren Blüten. (Herbig Hausapotheke, 176 Seiten, 15,50 €)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.