Jeder vierte Wiener geht zum Wahlarzt

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wahlärzte werden in Wien beliebter. Hauptgrund seien lange Wartezeiten bei Kassenärzten.

Wien. Wahlärzte werden in Wien beliebter. Mittlerweile lässt sich jeder vierte Patient im niedergelassenen Bereich trotz Zusatzkosten von einem Privatmediziner behandeln – „Tendenz stark steigend“. Das bestätigt Wiens Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Den Hauptgrund dafür sieht er in den langen Wartezeiten bei Kassenärzten. Der Kammerchef plädiert deshalb für 300 zusätzliche Kassenstellen.

Dass die Nachfrage nach Wahlärzten – dort bekommen Patienten 80 Prozent des Kassentarifs von der Krankenkasse ersetzt, der Rest muss selbst bezahlt werden – steigt, zeigt sich auch am wachsenden Angebot. Allein seit Ende 2010 ist die Zahl der Wahlärzte in Wien um 348 auf derzeit 2827 geklettert. „Es steigt vor allem die Zahl derer, die hauptberuflich Wahlärzte sind, anstatt neben einer Festanstellung ein paar Patienten privat zu behandeln“, so Szekeres.

Private haben mehr Zeit

Gleichzeitig werden die Mediziner mit Kassenvertrag in Wien seit Jahren weniger. Derzeit ordinieren 1577 Kassenärzte – 779 Allgemeinmediziner und 798 Fachärzte – in der Hauptstadt. Im Jahr 2000 waren es noch 1668. „Dieser Rückgang wirkt sich vor allem deshalb aus, weil die Stadt um 30.000 Einwohner pro Jahr wächst“, so Szekeres. Deshalb kommen immer mehr Menschen auf eine Kassenordination. Problematisch sei das in den rasant wachsenden Bezirken Floridsdorf und Donaustadt, in denen die Arztdichte traditionell nicht sehr hoch sei.

In manchen Fachbereichen gibt es deshalb sehr lange Wartezeiten. So erhält man bei Frauenärzten oder Neurologen durchschnittlich erst nach drei bis vier Wochen einen Kontrolltermin, bei Augenärzten müssen Patienten in manchen Fällen gar bis zu drei Monaten warten, verwies der Kammerchef auf eine Studie. „Als Alternative weichen viele auf den Privatsektor aus, wo sich der Arzt außerdem mehr Zeit für den Patienten nehmen kann“, so Szekeres. Schließlich müsse man im Kassensektor aufgrund der Honorarsätze „relativ schnell arbeiten, damit das Ganze rentabel ist“.  (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2014)

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