Lungenhochdruck wird oft verkannt

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Mittels neuer Diagnosemöglichkeit könnte die Krankheit früher erkannt werden.

Lungenhochdruck gehört zu den seltenen Erkrankungen (nur eine Person von jeweils 2000 ist betroffen). Die pulmonale Hypertonie (PH) ist eine noch unheilbare Erkrankung des Lungen-Herz-Kreislaufs. Aufgrund des Überdrucks in der Lunge verschließen und verhärten sich langsam die Blutgefäße des Lungensystems, die Luft wird immer knapper, die rechte Herzhälfte muss ständig gegen einen Widerstand ankämpfen und vergrößert sich – unbehandelt führt das in wenigen Jahren zum (tödlichen) Rechtsherzversagen.

PH ist nur zum Teil genetisch bedingt und kann verschiedene Ursachen haben. Eine schwere Lungenentzündung oder -embolie kann der Auslöser sein, ebenso bestimmte Medikamente oder eine tiefe Beinvenenthrombose. Zur Risikogruppe gehören auch Menschen mit Herzfehlern, in 50 Prozent der Fälle ist die Ursache unbekannt.

Die Frühsymptome sind unspezifisch. „Junge Leute, die in die Ambulanz kommen, erzählen oft, dass sie schwere Beine beim Stiegengehen haben und oft bleierne Müdigkeit verspüren“, schildert die Kardiologin Irene Lang von der Spezialambulanz für PH am AKH Wien. Atemnot bei Belastung sei schon ein konkreteres Symptom, könne aber auch viele andere Ursachen haben. Auch blaue Lippen können auf Lungenhochdruck hinweisen. Bewusstlosigkeit bei Belastung sei schon ein starker Hinweis auf Lungenhochdruck im fortgeschrittenen Stadium. „Aber gerade junge Patienten werden gern zu Neurologen geschickt, weil Bewusstlosigkeit bei jungen Menschen oft mit Epilepsie in Verbindung gebracht wird.“ Es dauere oft viele Jahre, bis eine sichere Diagnose gestellt sei, etliche Patienten überleben diese Zeit nicht.

Sanftere Diagnose.
Eine eindeutige Diagnose kann bis jetzt nur durch eine Herzkatheter-Untersuchung gestellt werden, bei der ein Katheter operativ durch die rechte Herzkammer in die Lungenarterie eingeführt wird. Das ist zum einen aufwendig und zum anderen eine körperliche Belastung für Patienten und daher als Routine-Untersuchung ungeeignet. Am Ludwig-Boltzmann-Institut für Lungengefäßforschung an der Medizinischen Universität Graz hat man jedoch eine mögliche Alternative gefunden und eine neue, patientenfreundlichere und sanftere Methode entwickelt. „Lungenhochdruck können wir nun auch mit speziellen Computertomografie-Untersuchungen erkennen, die häufig aus anderen Gründen im Rahmen einer Lungendiagnostik durchgeführt werden“, sagt Andrea Olschewski, Leiterin des Instituts.

So könne man Lungenhochdruck deutlich früher erkennen als bisher und mit einer rechtzeitigen Therapie Lebenserwartung und -qualität der Betroffenen erhöhen. „Außerdem ist die CT-Untersuchung weniger personalintensiv und kostengünstiger als die Herzkatheter-Untersuchung“, betont Olschewski. Ob damit die belastende Katheter-Intervention gänzlich ersetzt werden kann, müssen jetzt weitere Forschungen zeigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2014)

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