Bereits zwei Deka töten

Das geheimnisvolle Leben der Pilze
Das geheimnisvolle Leben der PilzeORF
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Jedes Jahr gibt es in Österreich Knollenblätterpilzvergiftungen.

Während Eierschwammerln und Co. der Gesundheit bei richtiger Zubereitung sehr zuträglich sind, können bereits zwei Dekagramm eines anderen Pilzes tödlich sein. Erst im Oktober des Vorjahrs starb eine 78-jährige Frau in Wiener Neustadt, die einen Parasol mit einem Knollenblätterpilz verwechselt hatte. Das Gift dieses Pilzes zersetzt die Leber. Die Latenzzeit beträgt sechs bis 24 Stunden, der Knollenblätterpilz wächst von Juli bis November bevorzugt in Mischwäldern.

Die Gefährlichsten.
„Der weiße und grüne Knollenblätterpilz sind die gefährlichsten aller Pilze und auch diejenigen, die am häufigsten zu Zwischenfällen führen. Sie werden immer wieder mit Wiesenchampignons und Parasolen verwechselt“, berichtet Christian Seiringer vom Spezialteam Pilzberatung des Marktamts Wien. „Fast jedes Jahr gibt es in Österreich zwei, drei Fälle von Vergiftungen mit einem Knollenblätterpilz“, ist auch die Erfahrung von Karl Hruby, langjähriger und bis Juli dieses Jahres Leiter der Vergiftungsinformationszentrale.

Besonders gefährlich wird's dann, wenn sich Erbrechen und Durchfall erst Tage nach dem Pilzmahl einstellen. „Da denken viele gar nicht mehr an eine Pilzvergiftung.“ Generell gilt: Früh auftretende Beschwerden können meist, aber freilich nicht ausnahmslos, leichteren Pilzvergiftungen zugewiesen werden. „Nach mehreren Stunden oder gar Tagen einsetzende Probleme weisen oft auf gefährliche bis lebensgefährliche Vergiftungen hin“, sagt Hruby. Und betont: „Eine kurze Latenzzeit bedeutet aber keinesfalls Entwarnung.“

Alarmierende Symptome. Daher ganz wichtig: Sofort Notarzt oder Rettung rufen, wenn man nach dem Genuss eines Pilzgerichts – 15 Minuten danach, aber auch noch nach sechs bis 24Stunden oder gar Tage später – an folgenden oder an einigen der folgenden Symptomen leidet: Bauch- und Magenschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit, Schwindel, Schweißausbruch, Schüttelfrost, Herz-Kreislauf-Beschwerden. Empfehlenswert ist es auch, so weit vorhanden, Erbrochenes, Speisereste des Pilzmahls oder Putzreste mit ins Krankenhaus zu nehmen, so kann der jeweilige Pilz identifiziert werden. Eindringlich gewarnt sei vor einem „Verdauungsschnapserl“ bei Übelkeit: Alkohol kann die Wirkung des Pilzgifts verstärken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2014)

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