Zu viele Patienten brechen Therapie zu früh ab

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Zu viele Patienten brechen Therapie zu früh ab Reuters
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Laut der Analyse brechen mehr als sechs Prozent der Krebspatienten die Chemo- oder Hormontherapien wegen der Nebenwirkungen vorzeitig ab - und riskieren im schlimmsten Fall einen früheren Tod.

Ein erheblicher Anteil der europäischen Krebspatienten beendet aufgrund von Nebenwirkungen die Behandlung und riskiert damit ein schlechteres Therapieergebnis - im schlimmsten Fall einen früheren Tod. Das zeigt eine britische Studie, die in fünf europäischen Ländern durchgeführt und am Freitag auf dem europäischen Krebskongress in Madrid präsentiert worden ist.

Laut der Analyse brechen mehr als sechs Prozent von medikamentös behandelten Krebspatienten eine Chemo- oder Hormontherapien wegen der Nebenwirkungen vorzeitig ab. In der Studie des Pharma-Statistikunternehmens IMS Health wurden die Daten von 8.000 Erkrankten untersucht. Mehr als 500 von ihnen beendeten die Behandlung. Die Informationen stammten aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien.

Durchgeführt wurde die Studie mit Daten aus dem Jahr 2013 aus einer Patienten-Datenbank, die auf vierteljährlichen Erhebungen bei Ärzten basierte. Analysiert wurden Diagnosen und Therapie-Nebenwirkungen von Patienten, die wegen Nebenwirkungen ihre Therapie abgebrochen hatten. Da vielePatienten mehr als eine Nebenwirkung erlebten, können die errechneten Zahlen 100 Prozent überschreiten.

Übelkeit, Erbrechen und Blutarmut

Insgesamt wurden für die Analyse Daten von 7899 Patientinnen und Patienten herangezogen, von denen 531 ihre Therapie wegen Unverträglichkeit vorzeitig beendet hatten. Aus dieser Gruppe hatten 87 Prozent eine zytotoxische Chemotherapie und 13 Prozent eine Hormontherapie erhalten. Die häufigsten Diagnosen waren Brustkrebs (22 Prozent), Dickdarmkrebs (14 Prozent), und nicht-kleinzelliger Lungenkrebs (13 Prozent).

Die häufigste Nebenwirkung war mit 36 Prozent Neutropenie (Blutbildveränderung mit Immunsuppression), gefolgt von Übelkeit/Erbrechen (23 Prozent), Blutarmut (21 Prozent), Neuropathie (17 Prozent) und Schleimhautentzündungen (15 Prozent). Aus der Gruppe der Brustkrebspatientinnen, die ihre Therapie abbrachen, hatten 57 Prozent eine zytotoxische Chemotherapie und 43 Prozent eine Hormontherapie bekommen. Bei den Patientinnen unter Hormontherapie waren Schmerzen der häufigste Grund für den Therapieabbruch, gefolgt von Blutbildveränderungen. VielePatienten mit Darm- oder Lungenkrebs wurden mit platinhaltigen Chemotherapien behandelt und brachen die Behandlung wegen Übelkeit, Erbrechen und Neutropenie ab.

In weiteren Untersuchungen soll geklärt werden, ob und in welchem Maße sich das Therapieergebnis durch den Abbruch verschlechterte. Daten zur Mortalität lassen sich aus der Datenbank von IMS Health, so Studienautorin Reena Khanna, nur indirekt ableiten: "Man kann diese Ergebnisse als Aufruf an die Ärzteschaft sehen, die verfügbaren Möglichkeiten zur Kontrolle der Nebenwirkungen von Krebstherapien voll auszunützen. Denn bei Patienten, die ihre Medikamente nicht nehmen, können wir auch von einem schlechteren Therapieergebnis ausgehen." Wie weit psychologische Strategien und bessere Beratung geeignet sind, die Therapietreue zu verbessern, ließe sich aus den verfügbaren Daten nicht ableiten.

(APA)

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