Neue Therapie bei Colitis und Morbus Crohn

Das Medikament Vedolizumab erzielte bei Patienten mit schweren Verlaufsformen einen deutlichen Rückgang der Erkrankung.

Eine wirksame zielgerichtete Therapie mit hoher Wirksamkeit gibt es jetzt auch bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. In schweren Fällen kommt es dadurch bei einem erheblichen Prozentsatz der Patienten zu einem Rückgang der Erkrankung. Das erklärten am Montag Experten bei der Gastroenterologie-Woche (bis 22. Oktober) mit 14.000 Teilnehmern in Wien.

Rund ein Prozent der Weltbevölkerung - ziemlich gleichförmig verteilt über den Erdball - leiden an den quälenden chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Ständiger Durchfall, Bauchkrämpfe und schwerste Darmschäden können die Folge sein. Bei etwa 25 Prozent der Betroffenen handelt es sich um eine schwere Verlaufsform. Neben immunsupprimierenden Medikamenten und Cortison (auch zur Verhinderung von chirurgischen Eingriffen mit Entfernung von Darmabschnitten) etablieren sich jetzt spezifischer wirksame Medikamente.

So erklärte der aus Graz stammende und in Cambridge forschende Spezialist Arthur Kaser am Montag: "Mit Vedolizumab wurde in Frühjahr in den USA und der EU ein neues Medikament breit für die Behandlung von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn zugelassen, dass sehr spezifisch Integrine auf Lymphozyten hemmt, mit denen sie aus den Blutgefäßen ins Gewebe eindringen."

Weniger Kortison und geringe Nebenwirkungen

Nur jene weißen Blutkörperchen, die federführend an chronischen Darmentzündungen beteiligt sind, tragen an ihrer Oberfläche Alpha-4-Beta7-Moleküle. Genau hier setzt die Wirkung der humanisierten, gentechnisch hergestellten monoklonalen Antikörper an. Spezifisch ist der Effekt, weil zum Beispiel Lymphozyten, die in andere Organe einwandern, auch andere Oberflächenmerkmale tragen. Bei ihnen greift Vedolizumab nicht an.

In klinischen Studien ließ sich bei Patienten mit schweren Verlaufsformen der Erkrankungen der Anteil jener Personen, bei denen es zu einem deutlichen Rückgang der Erkrankung kam im Vergleich zu Placebo in etwa verdoppeln. Etwas geringer als bei der Colitis ulcerosa war der Effekt bei Ausheilung der Schleimhautschäden im Darm bei Morbus Crohn unter Verwendung des neuen Medikaments. Auch wenn bisher verwendete High-Tech-Medikamente (TNF-alpha-Blocker) nicht halfen, konnte eine Wirkung beobachtet werden. Die Nebenwirkungen waren in den Studien mit rund 3000 Patienten laut Kaser relativ gering. Der Kortison-Gebrauch zur akuten Entzündungsdämpfung nahm bei den Behandelten deutlich ab.

(APA)

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