Ernährungswissen: "Aromenverzehr führt zu Übergewicht"

Lebensmittelindustrie: Aromastoffe machen dick
Lebensmittelindustrie: Aromastoffe machen dickImago (Science Photo Libery)
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Optik und Haltbarkeit seien für die Lebensmittelindustrie wichtiger als Geschmack oder Verträglichkeit. Ein Autor durchforstet eine "Parallelwelt".

"Raus aus dem Süßmodus", lautet der Appell des deutschen Autors Hans-Ulrich Grimm an alle Ernährungsbewussten. Der Journalist, der sich in etlichen Büchern mit den Tricks der Lebensmittelindustrie befasst hat, warnt vor zu viel und verstecktem Zucker und Süßstoffen. Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) nutzte den Besuch Grimms zur Erneuerung seiner Forderung nach einem Schulfach Ernährung.

Für Grimm schaffen Lebensmittelkonzerne eine "industrielle Parallelwelt" zu echtem Essen: In einem fertigen Erdbeerjoghurt seien wesentlich weniger Früchte als in einem selbstgemischten, eine Hühnersuppe aus dem Packerl enthalte "zwei Gramm Trockenhuhn, das entspricht sieben Gramm Nasshuhn, pro vier Teller", rechnete er in einer Pressekonferenz am Montag in Linz vor. "Das schafft man nur mit Aromen." Die Konsequenz: "Aromenverzehr führt zu Übergewicht, weil der Körper um etwas betrogen wird, das er braucht."

Ähnlich ist es auch mit dem Zucker: Der Geschmackssinn vermittle dem Körper beim Essen, was er zu erwarten hat, erklärte Grimm. Die Information "süß" deutet für unsere Verdauung aber eher auf einen Apfel hin als auf Limonade. "Es geht nicht nur um den Zucker, sondern darum, aus dem Süßmodus herauszukommen." Die Lebensmittelindustrie habe zwar in den vergangenen Jahrzehnten den Zuckergehalt ihrer Produkte nicht erhöht, aber künstliche Süßstoffe oben draufgepackt, berichtete er. Der Körper verlange daher immer mehr. Dabei könnten auch Süßstoffe, zum Beispiel Aspartam, ähnliche Probleme wie Zucker hervorrufen, etwa hohe Triglyceridwerte, die ein Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen sind.

Haltbarkeit und Optik gehen vor

Häufig seien die Motive, warum Zusatzstoffe verwendet werden, fernab von Geschmacksverbesserung, sondern dienen beispielsweise der Haltbarkeit oder der Optik: So sei in Cola Phosphorsäure enthalten, um zu verhindern, dass es durch die Zuckercouleur ganz schwarz werde, erklärte Grimm. Um sich in dem Dschungel der Bezeichnungen, der einen Konsumenten im Supermarkt erwartet, zurechtzufinden, wäre eine Ampelkennzeichnung "sicher gut", so der Autor auf Nachfrage. Er persönlich setze dennoch am liebsten auf Selberkochen.

Hiegelsberger und der Obmann des Ökosozialen Forums OÖ, Helmut Eiselsberg, auf dessen Einladung Grimm am Montag in Linz einen Vortrag hielt, plädierten angesichts der von ihm geschilderten "Parallelwelt" für ein entsprechendes Schulfach. "Kochen ist eine Zukunftskompetenz", sagte Eiselsberg. Hiegelsberger, der bereits früher für einen Unterrichtsgegenstand Ernährung eingetreten ist, will dort neben dem klassischen Kochen auch den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln - und Zusatzstoffe - vermittelt wissen.

(APA)

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