Ein Bett für alle Fälle

In die Embryonalstellung versetzen soll einen das Liegen auf der Alphasphere Deluxe.
In die Embryonalstellung versetzen soll einen das Liegen auf der Alphasphere Deluxe.(c) Sha.
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Der Künstler Sha. entwirft Betten, auf denen Angestellte während der Arbeit entspannen. Lokführer hören seither Warnsignale wieder besser.

Es ist der Traum jedes Angestellten: ein ruhiger Raum, eine halbe Stunde Pause und ein gemütliches Bett, auf dem man sich ausruhen kann. Was klingt wie die kühne Zukunftsvision hochtrabender Zukunftsforscher, ist in manchen Unternehmen bereits gelebter Alltag – bei der holländischen Bahn etwa. Und der Lieferant der passenden Liegeunterlage ist ein Österreicher.

Der gebürtige Steirer Andreas Rodler, der sich als Künstler seit vielen Jahren nur mehr Sha. nennt (der Punkt gehört zum Namen), hat 2006 ein speziell geformtes Bett entwickelt und Alphasphere genannt. Alpha deswegen, weil es an die erste Zeit im Leben eines Menschen, die pränatale Phase, erinnern soll. Bei der niederländischen Bahn kam die Liege auch deshalb so gut an, weil sich zeigte, dass das sogenannte STS-Syndrom reduziert werden konnte, also das Überhören von Warnsignalen aufgrund von Müdigkeit oder Konzentrationsschwäche. Auch die Tiroler Bank BTV und die deutsche Deka-Bank stellen ihren Mitarbeitern je zwei Betten zur Verfügung, um sich darauf auszuruhen.

Das Bett im Büro ist freilich noch immer eher eine Ausnahme, besagte Liege kommt bisher vorrangig in Wellnessbereichen von Hotels zur Anwendung. Seit März gibt es die Liege auch in einer erweiterten Version, im wahrsten Sinn des Wortes „eingebettet“ in ein spezielles Raumkonzept. Weltpremiere für die sogenannte Alphasphere Deluxe war Ende Februar im Talese Spa des Fünf-Sterne-Hotels Madinat Jumeirah in Dubai. Die ergonomisch geformten Liegen parken dort in einem abgedunkelten Raum, von der Decke hängende, durchsichtige Stoffhüllen verstärken das Gefühl der Geborgenheit und lassen Raumgrenzen verschwimmen. Während der 30-minütigen Anwendung, bei der man ein Schwebe- und Schwerelosigkeitsgefühl entwickelt, kann man aus verschiedenen Düften und von Sha. komponierten Klangprogrammen wählen. Die 4-D-Hörtechnologie versetzt den Körper in Mikroschwingungen.

Blutdruck senken

Es braucht nicht viel Vorstellungskraft, um einzusehen, dass das Alpha-Liegen in erster Linie entspannend ist. Doch dem Künstler Sha. sprang auch ein Wissenschaftler bei, der besondere gesundheitliche Wirkungen der Betten unterstreicht. Thomas Slunecko, Vizedekan der Fakultät für Psychologie an der Uni Wien, sagt, die Anwendung der Alphasphere könne erhöhten Blutdruck senken, den Atemfluss harmonisieren, Muskelverspannungen lockern und die Bindegewebsdurchblutung stimulieren. Zudem werde Stress abgebaut und die eigene Wahrnehmung erweitert.

Man muss nicht gleich nach Dubai reisen, um die Liege auszuprobieren, denn die Alphasphere Deluxe gibt es seit März auch in der St. Martin's Therme im Burgenland. Eine halbe Stunde Liegen kostet 30 Euro pro Person.

Inspiration für das Spezialbett fand der in Wien lebende dreifache Familienvater Sha. durch die Arbeit für das Haus der Musik. Dort entwarf er einen Raum, in dem Originalklänge aus dem Mutterleib dreidimensional hörbar und spürbar werden. „Dabei haben wir beobachtet, dass sich Kinder intuitiv auf den klingenden, vibrierenden Boden legen. Erwachsene taten das nie, weil sie von einer Art Zivilisationsbarriere abgehalten werden.“ Also wollte er ein Objekt schaffen, mit dem es auch Erwachsenen wieder möglich ist, „sich dieser starken sinnlichen Erfahrung in gesichertem Rahmen auszusetzen“. So entstand die Idee zu Bett und Raum. Nur die Zeit muss man sich selbst nehmen.

Compliance
Die Kosten für die Reise nach Dubai zur Präsentation
wurden von Sha.Art übernommen.

Zur Person

Als Andreas Rodler 1972 in Hartberg geboren, nennt sich der Künstler heute Sha. Nach dem Abschluss des Kompositionsstudiums verlegte er sich auf die Kreation von Klangräumen und Museumsprojekten, etwa für das Haus der Musik oder Red Bulls Hangar-7. Infos unter: www.sha-art.com Sha.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2015)

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