Kardiologen mahnen zur Vorsicht bei Energy-Drinks

Eine Überdosierung von Koffein kann lebensbedrohliche Rhythmusstörungen auslösen.

Energy Drinks sind nicht prinzipiell gefährlich. Eine Überdosierung von Koffein kann aber bei Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Menschen mit einer Herz-Grunderkrankung lebensbedrohliche Rhythmusstörungen auslösen. Davor hat am Mittwoch ein internationales Kardiologen-Team im Kanadischen Journal für Kardiologie (CJC) gewarnt.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA/Parma) hat vor kurzem den Entwurf für ein Gutachten zur Sicherheit von Koffein veröffentlicht. "Einzeldosen von Koffein bis zu 200 Milligramm und Tagesrationen von bis zu 400 Milligramm sind für Erwachsene in Europa gesundheitlich unbedenklich", hieß es darin. Das endgültige Gutachten soll erst vorgelegt werden. Eine internationale Wissenschaftlergruppe um Fabian Sanchis-Gomar vom Forschungsinstitut des "Krankenhauses 12. Oktober" in Madrid hat jetzt ein eigenes Expertenpapier zu Frage des Risikos durch den Konsum von Energy Drinks vorgelegt.

Der EU-Kommission ist der Konsum von Energydrinks durch Kinder und Jugendliche ein Dorn im Auge. Kinder und Jugendliche nehmen nach Meinung der Brüsseler Behörde zu viele koffeinhaltige Energydrinks zu sich. Nun werden mögliche Schritte geprüft. Ein guter Anlass die Substanz einmal näher zu betrachten. imago stock&people

Koffein (chemische Bezeichnung: 1,3,7-Trimethylxanthin), ist ein Alkaloid. Es wirkt stimulierend auf das zentrale Nervensystem und ist in zahlreichen Pflanzen enthalten. Aber wie viel Koffein steckt wirklich in unseren Lebensmitteln? BilderBox

Koffein kommt in rund 60 Pflanzenarten vor (Kaffee-, Kakao- und Tee), es ist Bestandteil einer Vielzahl von Getränken (Kaffee, Kakao, Coca-Cola) und zahlreichen Lebensmitteln (z. B. Schokolade). Auch als Arzneimittel ist Koffein in Kombinationspräparaten, zB. in Verbindung mit Schmerzmitteln, auf dem Markt. Aber ist Koffein auch im Grundwasser enthalten? Imago

Das Umweltbundesamt hat 2006 im Rahmen eines Pilotprojektes das Wiener Grundwasser u.a. auf die Substanz Koffein untersucht, um zu testen, ob der Wirkstoff im Grundwasser nachweisbar ist und sich als Indikator für Verunreinigungen eignet. Imago

Koffein „wird im menschlichen Organismus in hohem Ausmaß abgebaut. Etwa 3 % der Dosis werden in reiner Form im Urin ausgeschieden und ins kommunale Abwasser eingetragen“, eine andere – wesentlich kräftigere Quelle seien allerdings die Kaffee-Abfälle, beschreibt der Bericht. Imago

Das Ergebnis: Koffein wird in hohem Ausmaß in Kläranlagen, aber auch im Untergrund abgebaut. Die Maximalkonzentration lag bei den Messungen des Umweltbundesamtes bei 260 ng/l. (0,00026 mg) Zum Vergleich: Schwangeren wird vom Gesundheitsministerium empfohlen die Grenze von drei Tassen, also rund 300 mg Koffein pro Tag, nicht zu überschreiten. Der jüngste Bericht der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA empfiehlt aber nur bis zu 200 mg. >> Hier geht's zum Bericht des Umweltbundesamts Imago

Der Koffeingehalt eines Espressos liegt üblicherweise zwischen 100 und 120 mg Koffein auf 100 ml. Eine Espressotasse mit 25 ml Füllmenge enthält damit ca. 25 bis 30 mg Koffein. Bloomberg

Eine übliche Kaffeetasse mit 125 ml Füllmenge enthält zwischen 80 und 120 mg Koffein. Imago

Die populärsten Colasorten haben einen Koffeingehalt von etwa 10 mg pro 100ml. imago/Levine-Roberts

Das Energiegetränk Red Bull enthält etwa 32 mg Koffein pro 100 ml und damit drei Mal so viel wie die beiden bekanntesten Colasorten. Die Marke Power Horse ist auf dem gleichen Niveau anzusiedeln. Eine Dose Monster enthält eine Spur mehr Koffein. Imago

Der Koffeingehalt von Tee liegt unter dem Koffeingehalt von Kaffee. Ein Glas (100 Milliliter) enthält rund 35 Milligramm Koffein. Ein Liter kommt auf rund 100 Milligramm. Imago

Eine Tafel (100 Gramm) enthält rund 18 Milligramm Koffein. Ein Kilo kommt auf etwa 180 Milligramm. Imago

Guarana ist ein beliebter Inhaltsstoff für Energydrinks und aufputschenden Kaugummis. Das Koffein ist dabei allerdings nicht in den Blättern, sondern in den Kernen enthalten. Der Koffeingehalt liegt bei 4 bis 8 % in der Trockenmasse. Imago

"Angemerkt wird, dass Energy Drinks einen plötzlichen Herztod bei Jugendlichen, offensichtlich gesunden Personen, auslösen können. Für Menschen mit einer Herz-Grunderkrankung kann das Risiko für die Auslösung eines tödlichen Arrhythmie-Syndroms signifikant sein. Auch Vorhofflimmern, normalerweise bei Kindern ohne strukturelle Herzkrankheit selten, wurde bei einem 13-Jährigen nach einem Fußballtraining und dem Konsum eines Energy Drinks registriert", hieß es in einer Aussendung des CJC.

USA: 5500 Fälle von Koffein-Überdosierungen

Die Experten schätzen, dass fast ein Drittel der Zwölf- bis 19-Jährigen regelmäßig koffeinhältige Getränke konsumieren. "Diese Getränke enthalten hohe Dosierungen, wie auch für sie angegeben wird", heißt es in der Fachzeitschrift. Gleichzeitig könnte in solchen Drinks auch maskiertes Koffein, zum Beispiel aus Guarana mit dem mehrfachen Gehalt der anregenden Substanz im Vergleich zu Kaffeebohnen, enthalten sein. In den USA seien beispielsweise 2007 rund 5500 Fälle von Koffein-Überdosierungen registriert worden. 46 Prozent davon entfielen auf Menschen unter 19 Jahren.

Wichtig, so die Fachleute, wäre Vorsicht im Umgang mit den Energy Drinks. 250 Milliliter eines Energy Drinks pro Tag sind sicher und verträglich bei gesunden Menschen. Im Zusammenhang mit Sport sollten sie jedoch nicht konsumiert werden. Heranwachsende mit Grunderkrankungen sollten besser einen Kardiologen fragen, ob für sie solche Getränke nicht ein Risiko darstellen könnten. Exzessiver Konsum, auch in Kombinatin mit Alkohol oder anderen Drogen, sei jedenfalls riskant bis hin zu tödlichen Zwischenfällen.

(APA)