Brustwarzen-Tattoo nach der Krebsoperation

Tätowierer Mario Barth
Tätowierer Mario Barth Facebook (Mario Barth)
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Zu seinem Berufsalltag gehört es Drachen und Tiger unter die Haut zu stechen, Mario Barth rekonstruiert am Grazer LKH aber auch Brüste.

Nach einer Brustkrebs-Operation ist für viele Frauen der Wiederaufbau der Brust wichtig für ihr Selbstwertgefühl. Dazu gehört auch die Nachbildung der Brustwarzen. Während diese bisher auf chirurgischem Weg mit körpereigenem Gewebe rekonstruiert wurden, setzen Plastische Chirurgen am Grazer LKH-Universitätsklinikum auf die Möglichkeit, diese zu tätowieren.

Dem vor über 20 Jahren aus der Steiermark in die USA ausgewanderten Tätowierer Mario Barth haben sich schon Promis wie Sylvester Stallone, Pamela Anderson oder Lenny Kravitz unter die Nadel gelegt. Seit rund fünf Jahren setzt er seine Kunstfertigkeit auch bei ehemaligen Brustkrebspatientinnen ein, um der rekonstruierten Brust den letzten Schliff zu geben. Mit verschiedenen Brauntönen versucht er, die Illusion einer echten Brustwarze wiederherzustellen.

Abseits der normalen Wege

Früh genug erkannt, lässt sich Brustkrebs zwar gut bekämpfen, aber oft um den Preis einer Brustamputation. Von den 90 Brustrekonstruktionen pro Jahr, die an der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Klinikum durchgeführt werden, sei bei mehr als 90 Prozent auch das Wiederherstellen der Brustwarzen erforderlich, schilderte Abteilungsleiter Lars-Peter Kamolz im Pressegespräch.

Der Brustwarzenhof könne mit Teilen der gesunden Brustwarze oder mit einem Hauttransplantat aus der Leiste, wo die Hautfarbe dunkler ist, rekonstruiert werden. "In manchen Fällen muss man etwas abseits der normalen Wege gehen, um ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen - und da kommt dann die Tätowierung zum Einsatz", meinte Kamolz. Rund eine Stunde benötigt der Tätowierer, der laut eigenen Angaben in seinem Studio in Las Vegas in den vergangenen fünf Jahren mehr als 5000 Brustwarzen-Tattoos angefertigt hat. Im Jahr 1989 eröffnete er in Graz das österreichweit erste Tätowierstudio, das einen Gewerbeschein bekommen hat, 1994 übersiedelte er in die USA, wo er seit 2008 eines der größten Tattoo-Studios führt.

Kostenlos im Rahmen einer Studie

"Die Ergebnisse, die Barth erzielt, wären aus unseren Händen nicht möglich", betonte der Grazer Plastische Chirurg Thomas Rappl, der im Vorjahr für das Grazer Spital den Kontakt zu Barth hergestellt hat. Mit der Möglichkeit, den Frauen von der ersten Krebsoperation bis zur Pigmentation der Brustwarze das gesamte Behandlungsspektrum in einem Haus anzubieten, betrete man österreichweit Neuland.

Derzeit werde die Brustwarzentätowierung an Patientinnen, denen kein anderer Rekonstruktionsweg offen steht, kostenlos im Rahmen einer Studie angeboten. Geplant sei, den Auslandssteirer alle sechs Wochen nach Graz zu holen. In Las Vegas müssten Kundinnen rund 1500 US-Dollar pro Warze auf den Tisch legen, schilderte Barth. "Wir wollen uns die Langzeitergebnisse ansehen. Dann müssen wir darüber reden, wie das Ganze finanziert werden kann", räumte Kamolz ein.

(APA)

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