Fruchtzucker hemmt den Fettabbau

Ein Teller voller Früchte
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Erst seit Kurzem ist bekannt, wie schädlich Fruchtzucker in großen Mengen sein kann. Die Folge kann unter anderem das Entstehen einer Fettleber sein.

Es hat auch Ernährungsexperten überrascht: Fruchtzucker blockiert den Fettabbau und fördert, in hohem Maße genossen, die Entstehung einer Fettleber, wie man seit Kurzem weiß. Heißt das nun, man muss Äpfel und Birnen vom Speiseplan streichen? „Keineswegs“, sagt Markus Metka, Präsident der Österreichischen Anti-Aging-Gesellschaft. Ein oder zwei Äpfel pro Tag sind immer noch gesund und gelten sogar als sanftes Anti-Aging. Wer allerdings literweise Apfelsaft oder Frucht-Smoothies trinkt, dürfte eher „Altern im Zeitraffer, durch falsche Ernährung“. Das ist auch der Titel des Vortrages, den Metka im Rahmen des Medicinicum Lech kommendes Wochenende halten wird.

Verstärkt das Hungergefühl

Dass Zucker weder für die Fitness noch für die Figur ideal ist und sogar eine Art ,Rauschgift‘ ist, von dem man mehr oder weniger abhängig werden kann, ist schon seit Längerem bekannt. Auch, dass Zucker die Haut schneller altern lässt, ist nicht neu. Wie schädlich aber speziell der Fruchtzucker ist, das ist erst seit Kurzem bekannt“, sagt Metka. Und betont noch einmal, dass es hier natürlich auf die Dosis ankomme. Mit Obst, das man esse, werde man keine gefährlichen Fructose-Berge zu sich nehmen. Fünf Äpfel auf einmal esse kaum jemand, aber ein halber Liter Apfelsaft oder mehr werde schnell getrunken. Wenn dann noch täglich ein Obst-Smoothie und andere Säfte dazu kommen, könne man sich schon der nicht mehr unbedenklichen Menge an Fructose nähern.

Softdrinks sind gefährlich

Der Europäer konsumiert nicht gerade Unmengen davon – etwa einen halben Liter pro Jahr. 23 Liter sind es jedoch, die der US-Amerikaner jährlich trinkt. Auf diese rauen Mengen kommt er auch deswegen, weil in den USA Maissirup, aus einer speziellen Maiszüchtung gewonnen, in den 1980er-Jahren als High Fructose Corn Syrup (HFCS) Liebkind der Lebensmittelindustrie geworden ist: Er kostet weniger als herkömmlicher Tafelzucker und süßt wesentlich stärker. Kein Wunder also, dass HFCS bevorzugt für Softdrinks und viele andere Lebensmittel – wie auch für Fertigpizzas – verwendet wurde und wird. Kinder, die täglich 1,5 Liter Softdrinks schlürfen – und das ist in den USA keine Seltenheit – nehmen damit also massenhaft Fructose zu sich. In Österreich oder Deutschland wird HFCS bislang nur wenigen Lebensmittelprodukten zugesetzt.

Und weil mit dem hohen HFCS-Konsum der Amerikaner auch extreme Fettleibigkeit einherging, rückte Fructose immer mehr in den Brennpunkt der Wissenschaft. Der Fruchtzucker hemmt auch das Sättigungszentrum und dürfte gleichsam das Hungergefühl verstärken. „Das ist fatal, Kalorien aufzunehmen, die keine Sättigung erzeugen“, schreibt der Ernährungswissenschaftler Nicolai Worm in seinem Buch „Menschenstopfleber. Die verharmloste Volkskrankheit Fettleber. Das größte Risiko für Diabetes und Herzinfarkt“.

Mais ist übrigens einer der wichtigsten Bestandteile des Futters, mit dem Gänse zwangsernährt werden. Nicht nur, weil er billig ist, sondern weil seine Fructose eines der besten Nährsubstrate ist, welches die Fettneubildung in der Leber der Gänse anregt. Letztlich ist die Delikatesse Gänseleber nichts als eine Fettleber.

Fructose wandert aber auch gerne in die menschliche Leber und führt zu deren Verfettung. „Am sichersten gelingt die Fettneubildung in der Leber, wenn in größerer Menge Fruchtzucker konsumiert wird“, schreibt Worm. Schätzungsweise 70 Prozent der übergewichtigen Erwachsenen, so der Autor, und auch bereits 35 bis 40 Prozent der fettleibigen Kinder, wiesen eine nicht alkoholische Fettleber auf.

Doch bei der Fettleber bleibt es nicht. Auch andere Organe können in Folge verfetten, das Level der Blutfette, vor allem der Triglyzeride, aber auch des Cholesterins, kann bedenklich in die Höhe steigen. All das erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall und begünstigt die Entstehung eines Typ-II-Diabetes signifikant. Und die Zuckerkrankheit per se, so Metka, beschleunige den Alterungsprozess, Haut, Gefäße, Organe, alles altere bedeutend schneller. Der als so gesund gepriesene Obst-Smoothie ist laut Metka also kein wirkliches Anti-Aging-Food. „Denn damit katapultiert man Fructose in hohen Mengen in den Körper.“ Aber freilich: Besser als etwa Limonade sei ein Obst-Smoothie dennoch, und wenn man ihn nur einmal pro Woche konsumiere, sei auch nichts dagegen einzuwenden. „Neben dieser Fructose und Zucker im Allgemeinen gehören noch Salz und das falsche Fett zum ernährungsmedizinischen Trio infernal, das uns krank machen und vorzeitig altern lassen kann“, sagt Metka.

Mediterrane Kost

Eine gesunde Anti-Aging-Ernährung ist hingegen, wie vielen bekannt, die traditionelle mediterrane und asiatische Kost. Sie besteht aus wenig Kohlenhydraten, dafür Obst, viel Gemüse, Olivenöl, Fisch, Soja, Gewürze, Kräuter. Vor allem Letztere wirken antioxidentativ, antientzündlich und können so unter anderem die Gefahr einer Krebserkrankung eindämmen.

Metkas spezieller Ernährungstipp: Tomaten aufschneiden, darauf fingerdick geschnittene, rote Zwiebeln und gehackte Petersilie. „Da braucht man sonst nichts mehr – kein Salz, kein Essig, kein Öl. Das schmeckt fantastisch und ist sowohl für die Gesundheit als auch als Anti-Aging-Mittel ein Hammer.“

ERNÄHRUNG

Um Nahrung als Jungbrunnen und Krankheitsmacher geht es beim Medicinicum Lech (9. bis 12. Juli, Lech am Arlberg). Experten berichten laiengerecht über interessante Fakten aus Forschung und Medizin. Die Veranstaltung ist für alle Interessierten offen. www.medicinicum.at

Fructose, also Fruchtzucker, steht im Verdacht, den Fettabbau zu blockieren, das Sättigungszentrum zu hemmen und die Entstehung einer Fettleber zu fördern. Fructose ist, wie Glukose, ein Einfachzucker.

Buch: „Menschenstopfleber. Die verharm-loste Volkskrankheit Fettleber. Das größte Risiko für Diabetes und Herzinfarkt“, Nicolai Worm, Systemed Verlag, 186 S., 20,60 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2015)

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