Medikamente aus Hanfpflanzen auf Rezept

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Zu medizinischen Zwecken wurde THC in Österreich bisher künstlich hergestellt. Eine Änderung in der Suchtgiftverordnung soll nun den Einsatz klassischer Hanfpflanzen ermöglichen.

In der Schmerzmedizin werden aus Cannabis gewonnene Arzneimittel bei Patienten, die an multipler Sklerose erkrankt sind, Chemotherapien bekommen oder an Neuropathien leiden, eingesetzt. Die Behandlung verbessere Appetit und reduziere Schmerzen, Übelkeit und Schlaflosigkeit. Neben dem bisher eingesetzten halbsynthetischen Industriehanf, soll THC nun auch aus sogenanntem "Drogenhanf" gewonnen werden.

In Österreich soll ein neues Cannabinol-Mittel per Magistraliter-Rezept für Patienten verschreibbar werden. Die Voraussetzung dafür soll in einigen Wochen eine Novellierung der Suchtgiftverordnung schaffen. Neu - solche THC-Mittel gibt es längst aus halbsynthetischer Herstellung - ist die Produktion des Wirkstoffes aus klassischen Hanfpflanzen, die unter Aufsicht der AGES kultiviert werden.

"In der geplanten Novelle zur Suchtgiftverordnung ist die Schaffung der Möglichkeit enthalten, dass der Wirkstoff aus hoch potenten Hanfpflanzen in der Medizin auf ärztliche Verschreibung eingesetzt werden kann", sagte Johanna Schopper vom Gesundheitsministerium am Mittwoch. An sich gibt es solche Fertigmedikamente oder THC-Wirksubstanzen für Magistraliter-Zubereitungen durch Apotheken auf ärztliches Rezept schon seit vielen Jahren.

Was sich ändert?

Der Wiener Schmerzspezialist Hans-Georg Kress (AKH/MedUni Wien), der am Mittwoch bei einer Veranstaltung der European Pain School in Warschau dazu einen Vortrag hielt: "Was sich ändert? Früher hat man den Wirkstoff (Tetrahydrocannabinol; Anm.) aus Industriehanf mit einem synthetischen Zwischenschritt hergestellt. Jetzt macht man das auch aus 'Drogenhanf'. Das ist auch billiger." Cannabinoide, zum Beispiel Dronabinol, werden seit vielen Jahren in vielen Staaten als Arzneimittel eingesetzt - zumeist in Kapselform oder eben als Zubereitungen.

"Zunächst hat man Dronabinol als antiemetische Substanz (gegen Übelkeit und Erbrechen; Anm.) verwendet, auch zur Steigerung des Appetits", sagte Kress. "Aber schon 1975 gab es erste Studien, die eine Wirkung gegen Schmerzen belegten."

Nicht effektiv bei akuten Schmerzen

Am besten dokumentiert sei für die THC-Präparate die Wirksamkeit bei "zentralen neuropathischen Schmerzen bei der Multiplen Sklerose", bei peripheren neuropathischen Schmerzen und bei manchen Krebspatienten als Zusatzmedikation zu Opioiden, wenn die Patienten nicht genügend darauf ansprechen, betonte Kress. Nicht effektiv seien solche Medikamente bei akuten Schmerzzuständen. Dass das Wirkstoffgemisch beim Rauchen von Cannabis & Co. einen besseren Effekt als die synthetischen, halbsynthetischen oder aus Drogenhanf gewonnenen Produkte hätte, sei ein "Mythos". Der einzige Unterschied sei, dass sich beim Rauchen der Droge THC schneller im Körper verteilt.

(APA/Red.)

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