Krebssterblichkeit: Große Unterschiede in Europa

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In Europa leben fünf Jahre nach der Diagnose einer Krebserkrankung 52,5 Prozent der Patienten. Österreich liegt im Spitzenfeld.

Seit den 1980er-Jahren haben sich die Überlebensraten der Krebspatienten in Europa ständig verbessert. Doch große Unterschiede zwischen den Ländern blieben bestehen. Das geht aus der neuen Eurocare-5-Studie hervor, die am Freitag beim Europäischen Krebskongress (ECC2015) in Wien (bis 29. September) vorgestellt worden ist. Österreich ist in einer guten Position, an der Spitze bei Lungenkrebs.

Bei der Untersuchung, die im Rahmen von mehr als zehn Veröffentlichungen im European Journal of Cancer veröffentlicht werden, wurden die Daten von 7,5 Millionen Krebspatienten aus 29 bzw. 28 Staaten verglichen. Es ging um die Fünf-Jahres-Überlebensraten im Zeitraum 1999 bzw. 2000 bis 2007.

Die Hauptnachricht: In Europa leben fünf Jahre nach der Diagnose einer Krebserkrankung 52,5 Prozent der Patienten. Am höchsten ist dieser Anteil in Island (57,6 Prozent) und Belgien (56,3 Prozent), am niedrigsten in Bulgarien (39,2 Prozent). Österreich liegt mit einer Fünf-Jahres-Überlebensrate von 56,7 Prozent mit im Spitzenfeld (England z.B. : 48,9 Prozent, Schweiz: 55,7 Prozent), heißt es in der entsprechenden Studie von Paolo Baili vom italienischen Tumorzentrum in Mailand.

Lungenkrebs ist am tödlichsten

"Lungenkrebs ist weltweit die häufigste Krebsform und die führende Krebs-Todesursache bei Männern in 91 Staaten und bei Frauen in 17 Staaten. Das entspricht pro Jahr 1,82 Millionen neue Fällen und 1,6 Millionen Toten im Jahr 2012 und damit 17 Prozent aller Krebserkrankungen bei Männern und neun Prozent bei den Frauen", heißt es in der Detailstudie zu den Lungenkarzinomen. Die Crux: die durchschnittliche Lebenserwartung der Patienten bei Diagnose liegt zumeist nur bei rund einem Jahr.

Unter den 28 verglichenen Staaten Europas nimmt Österreich hier die Spitzenposition ein: Nach fünf Jahren leben noch 16,1 Prozent der Lungenkarzinompatienten. In Bulgarien sind es nur 5,8 Prozent. In Irland und Großbritannien gemeinsam nur 8,8 Prozent (England: 8,6 Prozent). Der Durchschnitt in Europa liegt bei 12,9 Prozent, in Osteuropa nur bei 10,4 Prozent. Ähnlich gut wie Österreich schneidet Deutschland (15,3 Prozent) ab.

Frühe Diagnose und die enorm gewachsenen Behandlungsmöglichkeiten auch bei fortgeschrittener Erkrankung haben die Überlebenschancen für Frauen mit Brustkrebs in den vergangenen 15 deutlich gesteigert. In Europa (29 verglichene Staaten) betrug die Fünf-Jahres-Überlebensrate 81,8 Prozent. An der Spitze liegt hier Island mit 87,2 Prozent. (Nordeuropa: 84,7 Prozent). In Irland und Großbritannien zusammen ist die Fünf-Jahres-Überlebensrate mit 79,2 Prozent deutlich geringer. Österreich liegt auch hier im Spitzenfeld mit 82,1 Prozent (Schweiz: 84,6 Prozent). Wiederum gibt es einen deutlichen Unterschied zu Osteuropa (73,7 Prozent; Bulgarien: 71,7 Prozent).

Früherkennung bei Dickdarmkarzinomen

Durch regelmäßige Koloskopie-Untersuchungen alle sieben bis zehn Jahre ab dem Alter von 50 Jahren - ein solches Programm wird seit langem für Österreich gefordert - könnten viele Dickdarmkarzinomerkrankungen verhindert oder so früh entdeckt werden, dass sie praktisch fast immer heilbar wären. Hier wäre offenbar viel zu tun: Nur 57 Prozent der Kolonkarzinom-Patienten leben in Europa noch fünf Jahre nach der Diagnose. Spitzenreiter ist hier Deutschland mit 62,2 Prozent (Österreich: 61,2 Prozent). In Nordeuropa beträgt die Rate 59 Prozent. Deutlich schlechter schneiden beispielsweise Irland und Großbritannien (zusammen) mit 51,8 Prozent ab. In Osteuropa beträgt der Durchschnitt bei den Fünf-Jahres-Überlebensraten nur 49,4 Prozent. Im Vergleich von 1999/2001 und 2005/2007 verbesserte sich die Fünf-jahres-Überlebensrate in Europa um vier Prozentpunkte, was den medizinischen Fortschritt deutlich widerspiegelt.

Sehr differenziert zu betrachten sind offenbar die Daten zu den Blutkrebserkrankungen. Es sind sehr unterschiedliche Krankheiten, die zu dieser Gruppe gehören. Sie sind auch relativ selten. Bei Kindern lassen sich hohe Heilungsraten erzielen, bei Erwachsenen ist die Prognose viel schlechter. Die größten Anstiege im Fünf-Jahres-Überleben zwischen 1999/2001 und 2005/2007 wurden bei der chronisch myeloischen Leukämie gesehen, wo das Überleben von 32 auf 54 Prozent anstieg.

Das Fünf-Jahres-Überleben für das Hodgkin-Lymphom war das höchste unter allen hämatoonkologischen Erkrankungen. Es betrug im Schnitt 81 Prozent, mit einer geringen Schwankungsbreite - von 74,3 Prozent in Ländern Osteuropas, über 79,4 Prozent in Irland und Großbritannien und bis zu 85 Prozent in Nordeuropa. In Österreich beträgt diese Rate 83,6 Prozent. Im Gegensatz dazu reichte die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei der chronisch myeloischen Leukämie von 33,4 Prozent in Ländern Osteuropas bis zu 58 Prozent (Spitzenwerte in Nordeuropa). In Österreich betrug sie 48,2 Prozent, in Lettland nur 22,1 Prozent.

(APA)

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