Antibiotikatag: Resistenzsituation verschlechtert sich

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Sowohl in der niedergelassenen Medizin als auch in den Spitälern werden immer mehr Antibiotika verabreicht. Die Verbreitung von Darmbakterien beunruhigt Experten.

Die Gefahr durch Resistenzen von Bakterien in Europa wächst. Die Menge der verwendeten antibakteriellen Medikamente ist zwischen 2010 und 2014 in der EU weiter gestiegen. Auch die Gefahr, dass bei bestimmten Infektionen als "letzte Hilfe" angesehene Antibiotika (z.B. Carbapeneme) ihre Wirkung verlieren, hat sich erhöht. Dies geht aus Daten hervor, die am Montag in Brüssel vorgestellt wurden.

Die Informationen wurden im Vorlauf zum 8. Europäischen Antibiotika-Tag (18. November) in Brüssel veröffentlicht. Federführend bei der Überwachung der Situation in den EU-Mitgliedsländern sowie in den Staaten des Europäischen Wirtschaftsraumes ist das Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC/Stockholm). Da Resistenzen speziell durch einen zu häufigen und falschen Gebrauch von Antibiotika entstehen, sind die Verbrauchszahlen für die Medikamente in vieler Hinsicht entscheidend für die Beurteilung der Lage.

Antibiotika-Tagesdosen steigt

So stieg zwischen 2010 und 2014 die Zahl der verwendeten Antibiotika-Tagesdosen pro 1000 Einwohner in Europa sowohl im Bereich der niedergelassenen Medizin als auch in den Spitälern. In den EU/EWR-Ländern erhöhte sich der Antibiotikaverbrauch außerhalb der Spitäler signifikant von 20,1 auf 21,6 Tagesdosen pro 1000 Einwohner (Österreich: 15,0 bzw. 13,9; Frankreich zum Beispiel: 28,2 bzw. 29,2; Großbritannien: 18,7 bzw. 20,9). Österreich liegt an guter fünfter Stelle. Spitzenreiter sind die Niederlande (11,2 bzw. 10,6 Tagesdosen). Auch im Spitalssektor zeigte sich in den EU/EWR-Ländern zwischen 2010 und 2014 mit einem Anstieg des Antibiotikakonsums von 1,9 auf 2,0 Tagesdosen pro 1000 Einwohner ein signifikanter Zuwachs. Die Niederlande (1,0 Tagesdosen/1.000 Einwohner) sind Spitzenreiter, Länder wie Großbritannien, Finnland und Belgien (um 2,6 Tagesdosen) sind am unteren Rand der Skala. Daten aus Österreich lagen dazu nicht vor.

Insgesamt zeigt sich in Österreich bei der Verwendung systemisch wirksamer Antibiotika (Tabletten, Infusionen) eine stabile Situation mit seit 2013 wieder rückläufigen Trends, die aber statistisch nicht signifikant sind. Die Alpenrepublik liegt in allen ECDC-Statistiken im Spitzenfeld. In südeuropäischen und osteuropäischen Staaten werden Antibiotika seit vielen Jahren deutlich häufiger verwendet. Außerdem sind dort die Abgabemodalitäten oft weniger streng geregelt als zum Beispiel mit der in Österreich vorgesehen Rezeptpflicht.

Beunruhigende Verbreitung von Darmbakterien

Allerdings sind die Experten zunehmend beunruhigt über die Verbreitung von Darmbakterien, welche auch gegen die bisher als "letzte Mittel" verwendeten Carbapenem-Antibiotika resistent geworden sind. In drei europäischen Ländern zeigte sich bei diesen typischen Spitalsmedikamenten, dass Patienten mit Infektionen auch in Krankenhäusern oft nicht mehr ausreichend behandelt werden können. Besonders betroffen sind hier Länder wie Italien, Griechenland und die Türkei, fast ebenso zum Beispiel Frankreich, Spanien, Ungarn und Polen. Das Problem liegt darin, dass mit einer vermehrten Resistenzbildung gegenüber herkömmlichen Antibiotika auch der Druck dazu steigt, die "Reserveantibiotika" im Spital einzusetzen. Das macht dann auch diese Mittel sehr leicht stumpf.

Dass sich die Resistenzsituation bei Keimen, die auf Antibiotika ansprechen sollen, aber verbesser lässt, zeigt eine andere Entwicklung. Auf EU/EWR-Ebene ist die Häufigkeit von sogenannten methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Infektkionen von 2011 auf 2014 signifikant zurückgegangen. Der Rückgang war allerdings geringer als im Zeitraum zwischen 2009 und 2012. Das zeigt, dass Hygienemaßnahmen sowie bessere und seltenere Antibiotikaverwendung relativ schnell einen Effekt haben können.

(APA)

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