Lebenselixiere hausgemacht

Baldrian fördert Schlaf und lindert Prüfungsangst.
Baldrian fördert Schlaf und lindert Prüfungsangst.DEA / United Archives / picturedesk.com
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Besser schlafen? Fitter fühlen? Lebenselixiere könnten helfen. Anleitungen, wie auch Laien ihr individuelles Elixier selbst herstellen können, gibt ein Buch.

Der Österreicher setzt auf komplementärmedizinische Maßnahmen und Naturheilverfahren. Immerhin bauen rund 70 Prozent der Alpenrepublikaner darauf. Dabei geht es auch um Eigenverantwortung, Selbst- und Mitbestimmung und um die Aktivierung der Selbstheilungskräfte.

In diese Richtung zielt auch das Buch „Lebenselixiere selbst herstellen“ ab. Die Autorin, Jutta Beutel, will damit allen, die selbst etwas zu ihrem Wohlbefinden beitragen wollen, eine Anleitung in die Hand geben. „Keinesfalls geht es darum, diverse Leiden zu kurieren, es geht um Gesunderhaltung und allgemeine Stärkung“, sagt die gelernte Übersetzerin, die in Paracelsusmedizin und Spagyrik ausgebildet ist.

Spagyrik ist ein sehr altes Heilverfahren. Spagyrische Essenzen werden aus Heilpflanzen in einem besonderen Verfahren hergestellt. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Destillation und Veraschung. Das Ziel der Spagyrik ist die Aktivierung der Selbstheilungskräfte, wissenschaftliche Daten zu anderen Wirksamkeitsfeldern gibt es nicht. Beutel berichtet von vielen, vor allem älteren Menschen, die sich nach einer Kur mit Lebenswasser wieder fitter und agiler fühlten.

„Ich will mit dem Buch Schritt für Schritt zeigen, wie man derlei Essenzen im Allgemeinen und sein persönliches, auf seine individuellen Bedürfnisse abgestimmtes Lebenselixier im Speziellen selbst herstellen kann“, so Beutler. Die Mixtur von mindestens sechs bis acht Pflanzen kann dann individuell gewählt werden.

Zielt jemand in erster Linie auf besseren Schlaf ab, wird er vielleicht mehr von Baldrian, Dill oder Gänseblümchen nehmen, ist man aber auf eine bessere Verdauung aus, müsste mehr Anis, Bohnenkraut, Schafgarbe oder Ysop in das Elixier, wer eine allgemeine Kräftigung erreichen will, sollte mehr Enzian, Ginseng oder Liebstöckel verwenden.

Von Anis bis Zitrone

Der Unterschied zwischen einer Tinktur und einer spagyrischen Essenz: Bei einer Tinktur wird das Pflanzengut mit Alkohol angesetzt, bei einer spagyrischen Essenz wird dieser Alkoholansatz destilliert und die zurückgebliebene Pflanzenmasse anschließend verascht. Destillat und Asche werden zusammengefügt und reifen für einige Wochen. Nachteil der Tinktur: Es könnten mitunter auch unerwünschte Substanzen der Pflanze in die Essenz geraten. Beutel: „Das kann bei der spagyrischen Herstellung nicht passieren.“ Dafür ist Letztere ungleich arbeits- und zeitaufwendiger, unter vier Wochen geht gar nichts.

Abgesehen vom Aufwand hat das Ganze noch einen weiteren Haken: Kritiker stellen die spagyrische Theorie, derzufolge beim Herstellungsprozess das Reine vom Unreinen getrennt und das Geistige der Pflanze gewonnen wird, stark infrage. Auch die Signaturkräfte und der Ausflug in die Astromedizin sind wahrlich nicht jedermanns Sache.

Leicht nachvollziehbar sind hingegen die Porträts von mehr als 70 für Lebenselixiere geeignete Pflanzen und Kräuter – von A bis Z, von A wie Anis (unter anderem verdauungsstärkend) und K wie Königskerze (auch gegen Zahnschmerzen) über Melisse (schlaffördernd), Weihrauch (entzündungshemmend) bis Z wie Zitrone, deren weiße Schicht bei Ekzemen direkt auf die Haut gelegt werden kann.

Liebestränke herstellen

Ein Extrakapitel, verfasst vom Heilpraktiker Christian Heimüller, widmet sich der Herstellung von Liebestränken. Wie bei den Lebenselixieren stehen individuelle Rezepturen im Vordergrund und die Auswahl der Pflanzen orientiert sich an persönlichen Bedürfnissen, je nachdem, ob zum Beispiel eine mehr anregende, stärkende oder entspannende Wirkung erzielt werden soll.

Zu guter Letzt: Wer mit Spagyrik gar nichts anfangen kann, der wird im Buch auch anderweitig fündig. Da gibt es beispielsweise ein Rezept für einen stimmungsaufhellenden Karmelitergeist (ohne Destillation und Veraschung) oder für ein verdauungsförderndes Danziger Goldwasser (Rezept links unten), das auch noch gut schmeckt und unter anderem mit Sternanis, Gewürznelken, Wacholderbeeren und Kardamom gewürzt ist.

Stichwort Kardamom: „Das Gewürz gilt auch als Stimulanz für den Geist, die allgemein anregt, die Konzentration fördert und die Gedächtnisleistung verbessert“, liest man in dem Wälzer „Gewürze. Das Standardwerk. Warenkunde. Küchenpraxis. 140 Rezepte“ (Christian Verlag, 320 Seiten, 30,90 Euro). Manuela Mahn verrät hier jede Menge Rezepte, gibt wertvolle Tipps (z. B.: getrockneter Schnittlauch gewinnt an Aroma, wenn er vor der Verwendung mit Zitronensaft beträufelt wird) und porträtiert mehr als 90 Gewürze hinsichtlich Herkunft, Würzpraxis und Phytotherapie.

Liebstöckel beispielsweise galt schon in der Antike als verdauungsfördernd und ist auch heute noch häufig Ingredienz von Magenbittern und Verdauungsschnäpsen. Unsere Altvorderen lagen damit also richtig, wie bei vielen anderen ihrer (halb-)medizinischen Weisheiten.

REZEPT

Danziger Goldwasser dient der Stärkung des Herzens und der Verbesserung der Verdauung:

1 TL Kardamomfrüchte, gemörsert,
1 TL Korianderfrüchte, gemörsert,
1 TL Sternanis, 1 Zimtstange,
3 Gewürznelken, 5–6 Wacholderbeeren, 1 kleines Stück Mazis,
1 Handvoll Rosenblüten,
einige Zitronenschalen

Alle Zutaten in 0,7 l Schnaps ansetzen, 170 g Zucker zugeben, für 6–8 Wochen an einen warmen Ort stellen, abfiltern und in eine Flasche füllen (Sie können das Ganze auch destillieren). Dem klassischen Danziger Goldwasser werden noch Blattgoldflöckchen beigegeben. Am besten nur essbares Gold verwenden.

Dosierung: 1 TL bis 1 Likörglas täglich.

SELBERMACHEN

Lebenselixiere werden schon seit sehr langer Zeit hergestellt, ihre Anfänge reichen zurück bis in die Antike.

Für Tinkturen wird das Pflanzengut in Alkohol angesetzt, für spagyrische Essenzen wird der fertige Ansatz nicht gefiltert, sondern destilliert.

Buchtipp: „Lebenselixiere selbst herstellen“. Die Autorin Jutta Beutel beschreibt Schritt für Schritt, wie auch Laien ihr persönliches Lebenselixier fabrizieren können und porträtiert 70 dafür geeignete Pflanzen (Verlag Freya, 240 Seiten, 19,90 Euro).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2015)

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