Alois Alzheimer: Sein erster Fall

Alois Alzheimer starb am 19. Dezember 1915.
Alois Alzheimer starb am 19. Dezember 1915.Imago (EPD)
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Vor mehr als 100 Jahren untersuchte ein deutscher Psychiater das Gehirn von Auguste D. und entdeckte dabei Ablagerungen, die er für ihre Demenz verantwortlich machte.

100 Jahre nach dem Tod ihres Erfinders haben Forscher aus Gießen und Sydney diesen Sommer den ersten Fall der Alzheimer-Krankheit endgültig geklärt. Sie isolierten das Erbgut aus den Hirnschnitten der 1906 gestorbenen Patientin. Dabei fanden sie eine seltene Gen-Mutation, die zu der Alzheimer-Krankheit führen kann. Bis heute können Medikamente den Verlauf der Krankheit nur verlangsamen.

Auguste D. war Patienten in der Frankfurter Nervenklinik, in der Alois Alzheimer arbeitete. Nach ihrem Tod im Jahr 1906 analysierte Alzheimer das Gehirn der Frau und entdeckte dabei Ablagerungen, die er für die Krankheit verantwortlich machte. Auf molekularer Ebene konnte der Fall damals nicht analysiert werden - Genanalysen gab es zu Alzheimers Zeiten noch nicht.

Das gelang heuer Wissenschaftlern des Instituts für Humangenetik der Justus-Liebig-Universität Gießen in Zusammenarbeit mit dem Hirnforschungsinstitut der Universität Sydney in Australien. "Seit Jahren wird spekuliert, ob dem ersten Fall, an dem Alois Alzheimer die Erkrankung beschrieben hat, eine genetische Ursache zugrunde lag", berichtete der Gießener Humangenetiker Prof. Ulrich Müller.

Auguste D.
Auguste D.Imago

Die Wissenschaftler suchten in der DNA der von Alzheimer persönlich angefertigten Hirnschnitten nach Mutationen - und fanden eine Veränderung beim sogenannten Gen Präsenilin 1. Sie beeinträchtigt die Funktion eines Enzymkomplexes, was zur Bildung von Ablagerungen führen kann, die für die Alzheimer-Erkrankung typisch sind.

Damit ist der Fall noch weniger typisch als bereits bekannt: Nur in fünf Prozent der Alzheimer-Fälle bricht die Krankheit vor dem 65. Lebensjahr aus - Auguste D. war in den 50er Jahren, als sie starb. Dass die Mutation in einem einzigen Gen Auslöser der Krankheit ist, ist Müller zufolge in weniger als der Hälfte dieser früh einsetzenden Variante der Fall.

81 Millionen Alzheimer-Patienten bis 2040

Die von Alois Alzheimer entdeckte Demenz-Erkrankung hat ihre Ursache in der Ablagerung des Proteins Beta-Amyloid außerhalb der Gehirnzellen. Dadurch werden Nervenzellen zerstört, was zu Erinnerungsverlusten und schließlich auch zu Ausfällen bei Sprache und Körpermotorik führt. Zudem treten auch innerhalb der Hirnzellen Ablagerungen auf. Es ist aber unklar, ob diese Ursache oder Folge von Alzheimer sind.

Laut einer 2005 von der Mediziner-Zeitschrift "The Lancet" veröffentlichten Schätzung wird die Zahl der Alzheimer-Kranken durch die geburtenstarken Baby-Boomer-Jahrgänge und längere Lebenserwartung bis 2020 auf 42 Millionen weltweit steigen; 2040 würden es dann schon 81 Millionen sein.

(APA/dpa)

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