Immer mehr Schlaganfälle bei Jugendlichen

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In der Altersgruppe zwischen 18 und 45 Jahren wird derzeit ein Anstieg der Schlaganfälle registriert. Risikofaktoren sind Übergewicht, Drogenmissbrauch und die "Pille".

Immer öfter erleiden auch Jugendliche bzw. junge Erwachsene einen Zerebralinsult. Diese Schlaganfälle sind vor allem auf Adipositas zurückzuführen. Dies stellte am Montag die Grazer Neurologin Gudrun Reiter zu Beginn der Vorträge bei den 25. Österreichischen Ärztetagen in Grado (bis 28. Mai) dar. Die Ärztetage in Grado wurden als traditionell größte Fortbildungsveranstaltung der österreichischen Ärzteschaft bereits Sonntagabend eröffnet.

50 Prozent der Schlaganfälle ereignen sich in der Altersgruppe der unter 75-Jährigen. Ein Drittel aller Erstinsulte treten im Alter unter 65 Jahren auf, zehn Prozent in der Altersgruppe unter 55 Jahren, fünf Prozent bei den unter 45-Jährigen. Tritt ein Schlaganfall in der Altersgruppe zwischen 18 und 45 Jahren auf, spricht die Medizin von einem "juvenilen Schlaganfall".

Doch gerade in dieser untersten Altersgruppe wird derzeit ein Anstieg der Fälle registriert. "Leider werden die Schlaganfälle bei den Jugendlichen häufiger. Diese Zunahme sehen wir bei den adipösen Jugendlichen, welche Risikofaktoren aufgrund dieser Adipositas haben", sagte Gudrun Richter von der Neurologischen Universitätsklinik in Graz. Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes sind bei Adipösen in den jüngeren Altersgruppen genauso häufig wie bei den Älteren. Kommt Rauchen auch noch dazu, ist die Gefahr noch deutlich größer. Dahinter steckt die Atherosklerose - bei jungen Adipösen setzt sie früher ein.

30, männlich, Raucher

So finden sich atherosklerotische Gefäßveränderungen bei 40 bis 70 Prozent der älteren Schlaganfallpatienten, aber auch schon bei 20 bis 25 Prozent der unter 45-jährigen Betroffenen. "Der typische junge Atherosklerose-Schlaganfallpatient ist über 30 Jahre alt, männlich, raucht und hat ein metabolisches Syndrom sowie schon andere Gefäßerkrankungen wie arterielle Hypertonie und Diabetes mellitus", stelle die Neurologin fest.

Die Risikofaktoren potenzieren sich in ihrer Gefahr. Hypertonie bedeutet schon ein vier bis sechs Mal höheres Schlaganfallrisiko, Diabetes erhöht es um das Zwei- bis Vierfache. Zusammen macht das schon die Acht- bis 24-fache Gefährdung aus. Zehn bis zwölf Prozent der juvenilen Schlaganfällen sind mit Drogenmissbrauch assoziiert. Orale Kontrazeptiva mit geringem Östrogengehalt steigern die Gefahr auf das Doppelte, die "Pille" mit hohem Östrogengehalt auf das Vierfache.

Spital mit "Stroke Unit" aufsuchen

Ein Problem liegt darin, dass Patienten unter 18 Jahre und über 80 Jahre beim Schlaganfall durch ein Gerinnsel in einem Gehirngefäß eine medikamentöse Auflösung des Thrombus wegen der Gefahr einer Einblutung ins Gehirn derzeit nicht infrage kommt.

Trotzdem muss bei Auftreten verdächtiger Symptome wie Sprachstörungen, halbseitigen Lähmungserscheinungen, Sehstörungen (Doppelbilder, die bei Verdecken eines Auges verschwinden), Gangstörungen etc. sofort am besten ein Transport ins Spital mit einer "Stroke Unit" erfolgen. Dort kann die optimale Behandlung einsetzen. "70 bis 90 Prozent der Patienten mit juvenilem Schlaganfall erreichen wieder Unabhängigkeit in ihren täglichen Aktivitäten. Die Prognose ist besser", sagte die Neurologin. Das ist vor allem auf Plastizität des Gehirns jüngerer Menschen zurückzuführen. So können spiegelbildliche Zentren in der vom Schlaganfall nicht betroffenen Gehirnhälfte die Funktionen geschädigter Areale in der anderen Hälfte übernehmen. Deshalb ist die Frührehabilitation so wichtig.

(APA)

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