Kaffee bringt keinen Krebs, er schützt eher

Kaffee
Kaffee(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Weltgesundheitsorganisation hat das Getränk neu bewertet und ihr früheres Risiko-Urteil revidiert.

Dass der Türkentrank nichts für Kinder sei, mag sich gut reimen und auch singen lassen, aber Kindern mundet es ohnehin nicht, das bittere Zeug, ohne das viele Erwachsene kaum durch den Tag kommen, von wegen „schwächt die Nerven, macht dich blass und krank“! Auf immer mehr Feldern zeigte sich in den vergangenen Jahren das gerade Gegenteil: Regelmäßige Kaffeetrinker leiden in geringerem Maß an Herzkrankheiten und Diabetes, sie leben auch länger. Deshalb haben viele Staaten das Getränk in ihre Ernährungsempfehlungen aufgenommen, in den USA etwa gelten drei bis fünf Tassen am Tag als unbedenklich, moderater Konsum kann demnach chronische Krankheiten mildern.

Aber dann gibt es auch noch den ganz großen Schrecken: Kann Kaffee Krebs bringen? Darüber hat nun die Agency für Research on Cancer der Weltgesundheitsorganisation WHO geurteilt, die gibt es seit 1971. Sie hat fast tausend Umwelt- und Lebensstilfaktoren beurteilt, etwa 120 gelten als krebserzeugend, Asbest, Tabakrauch und Plutonium etwa, zuletzt, vor einem halben Jahr, kamen rotes Fleisch und Wurst dazu, das löste Irritationen und Kontroversen aus.

Mehr? Gern, nur nicht zu heiß!

Auch Kaffee wurde schon einmal bewertet, 1991, da kam er in die Gruppe „möglicherweise krebserregend“, der Verdacht ging auf Tumore in Leber und Pankreas. Aber just in der Leber deutet vieles auf das Gegenteil – jede Tasse pro Tag reduziert das Risiko um 15 Prozent –, im Uterus auch. Zudem kann Kaffee in Laborexperimenten Tumorzellen am Wachstum hindern. Umgekehrt hat sich keinerlei Verbindung mit Krebs in irgendeinem Organ gefunden, deshalb wurde nun die Entscheidung von 1991 revidiert: Die Evidenz, dass Kaffee Tumore bringen könnte, ist „unzureichend“ (Lancet Oncology 15. 6.).

Eine mögliche Krebsursache haben die WHO-Spezialisten allerdings identifiziert, die Temperatur. Zu heiß darf Kaffee nicht sein, das gilt auch für andere Getränke: Tee und, vor allem Mate, der wird gern bei über 70 Grad geschlürft. Aber mehr als 64 sollen es nicht sein, deshalb raten Ärzte allen Besorgten, ihren Kaffee/Tee einfach etwas abkühlen zu lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2016)

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