Ein Parasit, der das Gehirn auffrisst

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Symbolbild.(c) REUTERS
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Innerhalb weniger Tage hat ein amöbenähnlicher Parasit zwei Personen in den USA befallen. Dabei ist ein Infekt sehr selten. Naegleria fowleri verbreitet sich in warmen Gewässern.

Wien/Fort Lauderdale. Die Fälle tauchen zwar selten auf, in jüngster Zeit aber öfter als sonst: Die US-Gesundheitsbehörde hat bestätigt, dass eine nicht näher definierte Person von dem Parasiten Naegleria fowleri befallen ist. Der Parasit gelangt im Wasser durch die Nase in das Gehirn, wo er buchstäblich das Gehirn auffrisst. Erst vor einigen Tagen verstarb im Bundesstaat South Carolina ein elfjähriges Mädchen, auch bei ihr wurde der Parasit entdeckt.

Bei dem neuen Fall in Florida gab die Behörde bekannt, dass die Person zuvor in einem privaten Bad geschwommen ist. Das Mädchen hingegen war in einem Fluss baden. Der Parasit Naegleria fowleri breitet sich in warmen Gewässern aus, das können Seen, aber auch unhygienische Swimmingpools sein. Einmal im Gehirn, gräbt sich der amöbenähnliche Parasit im olfaktorischen Cortex, dem Riechhirn, ein. Dessen Zerstörung kann bereits die ersten Symptome hervorrufen: den Verlust von Geruch und Geschmack. Von hier aus kann sich der Parasit dann im ganzen Gehirn verbreiten.

Nun kann der Befall eine eitrige Gehirnhautentzündung hervorrufen. Das führt zu Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen und vor allem zu Nackensteifheit, weil sich die Entzündung auf das Rückenmark auswirkt. Je mehr sich der Parasit durch das Gehirn frisst, umso mehr Symptome tauchen auf: Halluzinationen, Delirium, Verwirrung. Die Infektion ist es schließlich, die zum Tod führen kann – und das in nur zwei Wochen nach dem Befall.

Experten gehen davon aus, dass der Klimawandel bzw. das wärmere Wetter die Verbreitung des Parasiten wohl begünstigt. Dem Gesundheitsministerium zufolge sind seit Beginn der 1960er-Jahre nur 133 Infektionen in den USA bekannt, darüber hinaus gibt es Fälle in Australien, Asien und äußerst wenige in Europa. Die jüngsten Fälle in den USA haben vor allem die südlichen Bundesstaaten wie Florida und Texas betroffen.

Der Parasit befiel bisher hauptsächlich Kinder und junge Erwachsene. Dass die Person einen Infekt überlebt, ist bisher extrem selten vorgekommen. Dabei müssten die Ärzte Naegleria fowleri sehr früh erkennen. Aber auch das ist keine Garantie. Vor zwei Jahren wurde ein neunjähriges Mädchen in Kansas mit dem Parasiten infiziert, sie wurde sofort behandelt. Zwischendurch sah es sogar aus, als ob ihre Gehirnflüssigkeit frei von Naegleria fowleri sei. Allerdings starb das Mädchen, das Wassersport liebte, nur kurz danach. (duö)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2016)

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