Wie die Zuckerindustrie die Forschung manipuliert

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Jahrzehntelang hat die Zuckerindustrie die Forschung über den Zusammenhang von Ernährung und Herzerkrankungen beeinflusst.

New York. Süße Softdrinks, Schokokekse oder knallbunte Zuckerln: Zuckerbomben wie diese würden das Herz bei Weitem nicht so schädigen wie fetthaltige Lebensmittel, hieß es bisher immer. Jahrzehntelang haben Ärzte ihren herzschwachen Patienten eine Low-Fat-Diät nahegelegt – was vor allem in den USA dazu führte, dass als Kompensation der Zuckerkonsum erhöht wurde.

Doch wie sich jetzt herausstellt, basiert das Wissen über herzschädliche Ernährung auf Betrug und Manipulation: In den 1960er-Jahren zahlte die Zuckerbranche Wissenschaftlern viel Geld, um den Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Herzerkrankung herunterzuspielen. Dies beweist eine Untersuchung der University of California, die im prestigeträchtigen „Journal of the American Medical Association“ veröffentlicht wurde.

Darin wird dokumentiert, wie die mächtige Zuckerlobby massiv intervenierte, nachdem 1962 Studien veröffentlicht worden waren, die Zucker für Herzerkrankungen verantwortlich machte. „Project 226“ wurde ins Leben gerufen – eine Stiftung zur Rettung des Zuckers: Im Auftrag der Stiftung wurden Artikel prominenter Harvard-Forscher veröffentlicht, in denen die schädliche Wirkung von Zucker für das Herz heruntergespielt wurde. Fette und Cholesterine seien die wahren Gifte, hieß es darin. Diese These sollte sich jahrzehntelang halten und wurde zur Basis für die künftige Lebensmittelforschung.

Lukrative Forschung

Für die Experten hatte es sich ausgezahlt, diese Ansicht zu vertreten: Die Harvard-Forscher erhielten für damalige Verhältnisse den enorm hohen Betrag von 50.000 Dollar, um über den Süßstoff gut zu schreiben. Mehr noch: Der Vorsitzende eines Lehrstuhls für Herzerkrankungen war gleichzeitig Mitglied der Zuckerstiftung.

Darüber wurde freilich die Öffentlichkeit nicht informiert: Und dass die Zuckerstiftung die Untersuchung in Auftrag gegeben hatte, wurde nirgends erwähnt. Schließlich galten damals noch nicht die heutigen Transparenzregeln. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2016)

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