Gibt es bald die personalisierte Krebstherapie?

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Die Verbindung zwischen molekularbiologischen Tests und der aus ihren Ergebnissen resultierenden Auswahl des bestgeeigneten Medikaments gehört zu den Zukunftshoffnungen für Medizin und Patienten.

Ein derzeit sprunghaft verlaufender technologischer Fortschritt könnte viele bisherige Denkmuster in der Heilkunde in Zukunft altmodisch erscheinen lassen. Es handelt sich dabei um die personalisierte Medizin auf Basis genetischer Charakteristika des einzelnen Patienten. So hört man es von der Jahreskonferenz der US-Vereinigung für personalisierte Medizin in Boston (15. bis 17. November).

"Die personalisierte Medizin wird nicht nur dem einzelnen Patienten helfen. Sie wird den Gesundheitszustand insgesamt verbessern. Und sie wird Kosten sparen helfen", sagte William Dalton, vor einigen Jahren Leiter eines Comprehensive Cancer Center in den USA sowie Ex-Dekan des Arizona College of Medicine. Dalton erkrankte selbst vor Jahren an Krebs. Mit einem Mittel der sogenannten zielgerichteten Therapie hat er überlebt. Die Verbindung zwischen molekularbiologischen Tests und der aus ihren Ergebnissen resultierenden Auswahl des jeweils am besten geeigneten Arzneimittels gehört zu den Zukunftshoffnungen für Medizin und Patienten.

Es ist Zeit, zurückzuschlagen

Bösartige Erkrankungen mit der Analyse der feinsten Eigenheiten der Krebszellen haben dabei bisher eine Vorreiterrolle gehabt. "Krebs hat auf alle von uns seinen Einfluss. Es ist Zeit, auf den Krebs Einfluss zu nehmen", sagte Dalton. Hinter der personalisierten Medizin modernen Zuschnitts steckt ein Konzept, das erst seit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms um die Jahrtausendwende möglich wurde. Da alle Lebensabläufe im Körper über die Genetik gesteuert werden, müssen bei Krankheiten vererbte oder erworbene genetische Grundlagen für sie vorhanden sein. Medikamente und andere Therapieverfahren (z.B. Strahlentherapie) wiederum treffen auf vorgegebene Bedingungen und wirken gut, weniger gut oder verursachen eventuell bei gar keinen Effekten nur überbordende Nebenwirkungen.

Hier setzt die personalisierte Medizin an. "Ärzte verwenden diagnostische Tests, um die beste Behandlungsform für jeden einzelnen Patienten zu finden", schrieb die US-Personalized Medicine Coalition (Vereinigung zur Förderung der personalisierten Medizin). Die für die Therapieentscheidung beim einzelnen Patienten ausschlaggebenden molekularbiologischen Befunde könnten zu einer Revolution bei der Diagnose und Behandlung aller jener Erkrankungen führen, für die keine einfachen Therapieschemata gelten. Stephen Eck, Vize-Chef des Onkologieprogramms des Pharmakonzerns Astellas, sagte dazu: "2005 noch hatte der Pharmakonzern Pfizer sechs der weltweit meistverkauften Arzneimittel ohne jede Personalisierung. Vergangenes Jahr wurde hingegen ein Viertel der neuen Medikamente von der FDA (US-Arzneimittelbehörde) nur in Kombination mit individuellen genetischen Tests zugelassen, genauso wie es in nächster Zukunft bei der Hälfte der derzeit in der Pipeline befindlichen Arzneimittel sein wird."

Bei wem wirkt welches Medikament

Die Pfizer-Blockbuster-Medikamente stammten alle noch aus einer Ära, in welcher der Wirksamkeitsnachweis von Arzneimitteln vor allem auf der Basis von groß angelegten und mit mehreren Tausend Probanden (zur Hälfte Placebogruppe) durchgeführten klinischen Studien beruhte. Sie brachten den statistischen Nachweis der Wirksamkeit. Doch sowohl bei der Wirkung als auch bei den Nebenwirkungen gibt es für alle Medikamente immer mehr oder weniger große Patientengruppen, die nicht ansprechen oder unter teilweise intolerablen Nebenwirkungen leiden. Genau hier setzt die personalisierte Medizin an.

(APA)

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