Eltern als Essenspolizisten

Wenn Eltern auf gesunde Ernährung bestehen, heißt das nicht automatisch, dass das Kind deshalb gesund isst.
Wenn Eltern auf gesunde Ernährung bestehen, heißt das nicht automatisch, dass das Kind deshalb gesund isst.(c) Tim Hall / dpa Picture Alliance / picturedesk.com
  • Drucken

Warum sich eine amerikanische Ernährungswissenschaftlerin vorgenommen hat, ihre Kinder ab sofort weniger gesund und verbissen zu ernähren.

Sich gesünder zu ernähren steht zu Silvester bei den meisten Menschen ganz oben auf der Liste der Neujahrsvorsätze. Nicht bei Casey Seidenberg. Die Ernährungswissenschaftlerin, Buchautorin und Journalistin hat sich für 2017 nämlich genau das Gegenteil für ihre Familie vorgenommen: In ihrem Essay „Wie ich fast zur Ernährungspolizei für meine Kinder geworden wäre und warum ich das ändern will“ in der „Washington Post“ berichtete die Amerikanerin vor Kurzem, wie sie versuchte, die Ernährung ihrer Kinder zu kontrollieren – und daran scheiterte. Vor zehn Jahren habe sie nach einer Autoimmunerkrankung ihres Ehemannes – für dessen Heilung die Ernährung eine große Rolle spielte – damit begonnen, ein striktes Ernährungsregiment zu führen. „Ich wurde zur Essenspolizei und bildete mir ein, wenn ich nur kontrollieren könnte, was die Kinder und ich essen, könnte ich dafür sorgen, dass wir alle gesund und sicher seien“, schreibt sie. „Ich war überzeugt, dass es mich zu einer großartigen Mutter und Ehefrau machen würde [. . .], wenn meine Familie hausgemachte Suppen und Artischocken verschlingt und niemals mit Süßigkeiten in Kontakt käme.“

„Ich bin zu weit gegangen.“

Sie setzte ihren Plan rasch um. Alles, was den strengen Gesundheitsvorschriften der Übermutter und -ehefrau nicht entsprach, wanderte in den Müll. Dafür wurden Kohl und Quinoa zu täglichen Fixstartern bei den Mahlzeiten. Dass Süßes oder gar Coca Cola völlig tabu waren, versteht sich von selbst. Außerdem begann sie, unaufhörlich über das Essen zu sprechen: „Ich habe permanent über Ernährung geredet und jede Mahlzeit dazu genutzt, meine Kinder zum Thema gesundes Essen zu belehren“, schreibt sie. Mahlzeiten seien kein Spaß mehr gewesen, sondern Lektionen: „Um es kurz zu machen: Ich bin viel zu weit gegangen.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.