Mythen, Ängste und Unwissenheit: Impfen als Glaubensfrage

Birgit Adami mit zwei ihrer drei Kinder, die sie lediglich gegen Tetanus impfen ließ. Impfungen gegen Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps und Keuchhusten lehnt sie als Impfkritikerin ab.
Birgit Adami mit zwei ihrer drei Kinder, die sie lediglich gegen Tetanus impfen ließ. Impfungen gegen Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps und Keuchhusten lehnt sie als Impfkritikerin ab.(c) Stanislav Jenis
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Die Frage, ob man seine Kinder impfen lassen soll oder nicht, gehört zu den am emotionalsten und hitzigsten geführten Debatten in der Gesundheitsvorsorge. Denn obwohl seriöse Fakten eine eindeutige Sprache sprechen, halten sich Impfmythen hartnäckig.

Im Rückblick wirkt in der Medizin so manches lächerlich, geradezu peinlich. Die Hysterie um die Homöopathie etwa, die bis vor wenigen Jahren Millionen von Menschen praktisch als Lifestyle betrieben haben, die mittlerweile aber weitgehend als Pseudowissenschaft entzaubert wurde. Oder die Malariatherapie in der Prä-Antibiotika-Ära, als Patienten absichtlich mit Malaria infiziert wurden, um durch die Fieberschübe die progressive Paralyse zu heilen, ein Spätstadium der Syphilis. Oder die Quecksilberbäder im Mittelalter, die ebenfalls Syphilispatienten verordnet wurden, was für gewöhnlich zum Ausfall sämtlicher Körperbehaarung sowie Zähne und schließlich zum Tod führte.

Oder die sogenannten Masernpartys. Schwer zu glauben, aber noch Anfang der 2000er-Jahre wurden bei diesen Partys auch in Deutschland und Österreich gesunde, nicht geimpfte Kinder mit akut erkrankten Kindern zusammengeführt. Ziel war die Ansteckung der Kinder mit dem Masernvirus, damit sie die Krankheit durchmachen und künftig immun dagegen sind. Heute weiß man, dass eine Masernerkrankung das Immunsystem nachhaltig schwächt, sodass die Betroffenen jahrelang deutlich anfälliger sind auf alltägliche Infektionen wie beispielsweise Atemwegserkrankungen. Einmal abgesehen davon, dass Masern alles andere als eine harmlose Kinderkrankheit sind.

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