Neue Denkfabrik Austrian Health Academy: "Geld für Gesundheit oder Lobau-Tunnel?"

Die Presse
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Die neue Organisation um Präsident Claus Raidl will mit eigenen Studien und Vermittlungsprogrammen das Gesundheitssystem in Österreich verbessern. Forderungen sind etwa ein bundeseinheitliches Spitalswesen und ein rascherer Ausbau der Spitalsversorgung.

Der österreichische Gesundheitsbereich hat eine neue Denkfabrik: die Austrian Health Academy (AHA). Der neue Think Tank gab sich bei seiner Präsentation am Dienstag als Organisation, die aus eigener Kraft zu Gesundheitsthemen forschen, Ideen entwickeln und die erforschten Daten dann auch an den Mann bringen will. Zudem will die AHA politische Entscheidungsträger über ihr erlangtes Wissen informieren. Ziel freilich: ein besseres Gesundheitssystem in Österreich.

Präsident der Denkfabrik ist Claus Raidl, der Präsident der Oesterreichischen Nationalbank. Sein Stellvertreter ist der Neurologe und Psychiater Otto Lesch, Obmann der Immobilienmakler Michael Kraus, dessen Stellvertreterin die Ökonomin und Expertin für Gesundheitssysteme Maria Hofmarcher-Holzhacker. Damit finden sich an der Spitze des Think Tanks zwei Experten - und zwei Personen, die keine klassischen Branchenkenner sind.

Ein "unglaubliches Engagement und Wissen" gebe es über das Gesundheitssystem Österreich, meinte Kraus - dieses Wissen komme aber nur selten bei den relevanten Personen an. Deshalb sei es wichtig, den Blickwinkel der Betroffenen einzunehmen, was die AHA in ihrer Arbeit nun tun will. Dieser solle dann auch an die Politik herangetragen werden. Mit Studien, Veranstaltungen, Newslettern und über Social-Media-Kanäle wolle man sich an die Öffentlichkeit wenden.

Raidl will bundeseinheitliches Spitalswesen

Die Organisation plant mit einem Budget von zwei Millionen Euro im Jahr. Dieses soll vor allem durch Sponsoren und Förderer aufgebracht werden, die im Gegenzug auch Mitspracherecht in der Arbeit der AHA erhalten sollen. In wenigen Wochen will man bereits so weit finanziert sein, dass schon die ersten Projekte gestartet werden können.

Präsident Claus Raidl sieht in der AHA die Chance, über Einzelinteressen hinaus zu rationalen Lösungen zu kommen - das AHA-Personal sei nämlich "ungebunden". Raidl kritisierte zudem die verschiedenen Einflüsse der einzelnen gesundheitspolitischen Player - wie die Ärztekammer, die Länder, den Bund oder die Spitäler - auf das Gesundheitssystem. Jene würden nur Partikularinteressen verfolgen, nicht die des Patienten. Raidl fordert deshalb ein bundeseinheitliches Spitalswesen.

"Geld für Gesundheit oder Lobau-Tunnel?"

Hofmarcher-Holzhacker stellte die inhaltlichen Schwerpunkte der neuen Organisation vor: Man fordere einen rascheren Ausbau der Primärversorgung und eine bessere Versorgung für chronisch Erkrankte. Zudem will man für Verantwortung und Finanzierung aus einer Hand samt Modellregion und ein aktives, gesundes Altern eintreten.

Lesch betonte den hohen Stellenwert der Gesundheit in der Bevölkerung. Man müsse deshalb auch bei der Finanzierung entsprechende Prioritäten setzen: "Will ich das Geld ausgeben für die Gesundheit oder den Lobau-Tunnel?"

Noch keine Position zu Sozialversicherungsreform der Regierung

Zu der geplanten Sozialversicherungsreform der Bundesregierung gebe es übrigens noch keine offizielle "Position AHA". Dass Türkis-Blau darüber debattiere, halte man für sehr richtig. Hofmarcher-Holzhacker fehlt bei den Plänen der Regierung allerdings eine Angabe zu Versorgungszielen und Einsparungen; Lesch kritisierte das Vorgehen der Regierung: Man hätte zunächst die Leistungen für die Bürger definieren sollen, erst dann Organisation und Finanzierung.

(e.s.)

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