Deutschland: Pharmafirmen sollen Ärzte bestochen haben

Deutschland: Pharmafirmen sollen Ärzte bestochen haben
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Mehrere Unternehmen sollen Kassenärzten Geld gezahlt haben, wenn sie deren Krebspräparate bevorzugen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deutschlandweit.

Deutschlandweit ermitteln derzeit Staatsanwälte gegen dutzende Krebsärzte wegen Bestechlichkeit. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, sind auch mindestens drei Pharmafirmen im Visier der Ermittler, die systematisch bestochen haben sollen. Die Unternehmen sollen Kassenärzten Geld gezahlt haben, wenn sie deren Krebspräparate bevorzugen. Auch gegen einige Apotheker wird demnach ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft Erfurt hat Anklage erhoben gegen einen Arzt und zwei Apotheker aus Thüringen. Der Arzt soll von den beiden Apothekern Vorteile und Zahlungen in einer Größenordnung von einigen 100.000 Euro erhalten haben. Das sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Erfurt, Hannes Grünseisen.

Der Thüringer Arzt soll dafür kassiert haben, dass er sogenannte Zytostatika bei diesen Apothekern bezog. Die Medikamente werden zur Chemotherapie bei Krebserkrankungen eingesetzt, sagte Grünseisen. Die Vereinbarungen zwischen dem Arzt und den beiden Apothekern sollen nicht zeitgleich, sondern nacheinander getroffen worden sein. "Es gab aber die gleiche Vorgehensweise", sagte Grünseisen. Nach seinen Angaben wurde die Anklage gegen das Trio wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit und Bestechung bereits vor einiger Zeit erhoben.

Mehrere hundert Euro pro Patient

"Der Spiegel" berichtet außerdem, dass die Staatsanwaltschaft Dresden Anklage gegen Verantwortliche der Pharmafirma Oncosachs erheben wolle. Die Leipziger Firma soll den Krebsärzten mehrere hundert Euro pro Patient gezahlt haben, wenn die Mediziner ihre Präparate bevorzugten.

Wolfgang Klein, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Dresden, sagte dem Magazin, ermittelt würde wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit auch gegen 47 Krebsärzte aus mehreren Bundesländern. Sie sollen bis 2008 vor allem "Mietzuschüsse" von Oncosachs kassiert haben. Später soll das Geld über Scheinstudien geflossen sein. Ein Arzt soll dabei beispielsweise von 2005 bis 2011 mehr als eine halbe Million Euro erhalten haben.

In München hat die Staatsanwaltschaft laut "Spiegel" ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Bestechung und Bestechlichkeit gegen den Geschäftsführer von Ribosepharm eröffnet (Krebssparte der Pharmafirma Hikma). Ein Sprecher der AOK Niedersachsen bestätigte, dass man bereits im November eine entsprechende Meldung an die Staatsanwaltschaft München gemacht habe.

In Hamburg ermittelt laut "Spiegel" die Staatsanwaltschaft gegen Verantwortliche des Krebsmittelherstellers Zyo Pharma wegen des Verdachts der Ärztebestechung.

(Ag.)

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