Hörstörungen: Isolationsabwehr durch Früherkennung

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Hoerstoerungen Isolationsabwehr durch FrueherkennungEPA
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1,6 Millionen Menschen in Österreich hören schlecht, aber viele von ihnen unternehmen nichts dagegen. Mit der Vermeidung übermäßiger Lärmbelastung kann man vorsorgen.

In Österreich sind rund 1,6 Millionen Menschen von Hörstörungen betroffen. Während die Versorgung von schwer Hörgeschädigten oder gar tauben Babys sehr gut klappt, verdrängen viele Menschen solche Defizite im höheren Alter. Dabei wären Früherkennung und entsprechende Hilfen ein klassisches Mittel, um den Patienten das Leben zu erleichtern und soziale Isolation zu verhindern, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der Österreichischen Ärztekammer in Wien. Die Standesvertretung startet zu dem Thema mit "Gut hören - dazugehören" eine neue Kampagne zur Bewusstseinsbildung.

1,6 Millionen Schwerhörige in Österreich

"Studien vor allem aus Skandinavien sprechen von rund 20 Prozent der Bevölkerung, die schwerhörig sind. Das sind mit den leichten Fällen 1,6 Millionen Betroffene in Österreich. Ein bis drei von 1000 Babys kommen mit einer starken Hörschädigung auf die Welt. Eines von 1000 Babys ist taub", sagte Wolfgang Gstöttner, Vorstand der HNO-Universitätsklinik der MedUni Wien am AKH. Klassisch ist natürlich der mit dem Alter zunehmende Hörverlust, der bei den 55- bis 64-Jährigen bereits an die 15 Prozent betrifft, bei den über 74-Jährigen schon 31 Prozent.

Kinder, die nicht hören können

Gstöttner: "Die Versorgung von tauben Kindern (mit implantierbaren elektronischen Cochlear-Geräten, Anm.) ist in Österreich sehr gut. Entscheidend ist hier die Frühestdiagnose ab der Geburt, da sonst der Spracherwerb schwer gestört ist. HNO-Spezialistin Charlotte Rottensteiner-Grohsmann (SMZ-Ost/Wien): "Ein Kind, das nichts hört, wird mit ein bis eineinhalb Jahren auffallen, weil es nicht spricht." Dies lässt sich aber im Rahmen des Neugeborenen-Screenings vermeiden und geschieht in Österreich auch weitestgehend.

Innere Barrikaden überwinden

Anders ist das offenbar bei Erwachsenen. Wilhelm Streinzer, Obmann der HNO-Fachgruppe in der Ärztekammer: "Es ist oft abenteuerlich, wie eine Hörstörung innerlich abgelehnt wird. Von der ersten Empfehlung für ein Hörgerät bis zu einer solchen Versorgung vergehen in Österreich zumeist zehn Jahre."

Walter Dorner, Präsident der Ärztekammer, verwies speziell auf die Vermeidung von übermäßigen Lärmbelastungen als Vorsorge. Gleichzeitig müsse die Früherkennung forciert werden: "Für uns ist es wichtig, dass wir auf das Problem aufmerksam machen. Hörprobleme können jeden treffen. Schwerhörigkeit kann man nicht durch Pulverschlucken verhindern oder beseitigen." In Arztordinationen und an anderen Stellen wird mit Plakaten und Informationsmaterialien auf die Aktion hingewiesen.

(APA)

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