Parkinson kann sich sehr früh zeigen

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Neurologie. Bis zu zehn Jahre vor Ausbruch der Krankheit können die ersten Symptome auftreten. Die Forschung setzt deshalb auf rasche Erkennung und schnelle Therapie. In Österreich gibt es etwa 20.000 Betroffene.

Wien. „Mit der Zeit habe ich gelernt, mit der Krankheit zu leben, sie als Chance zur Entschleunigung des Lebens zu nützen“, sagt Johann Ebner. Der Augenarzt war erst 46 Jahre alt, als 2002 bei ihm die Diagnose Parkinson gestellt wurde. „Morbus Parkinson ist keinesfalls eine Alterserkrankung, etwa 15 Prozent der Patienten sind unter 50 Jahre alt“, meint Dieter Volc, Leiter der Abteilung für Neurologie im Parkinsonzentrum an der Confraternität Privatklinik Josefstadt in Wien.

Volc arbeitet eng mit der Parkinson-Selbsthilfegruppe und deren Präsident, Johann Ebner, zusammen. Bedauerlich findet er, dass die Pensionsversicherungsanstalt PVA immer weniger Kuranträge für Parkinsonpatienten bewillige, obwohl Einrichtungen zur Verfügung stünden. „Damit wird vielen Menschen eine bessere Lebensqualität vorenthalten.“

Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen, in Österreich gibt es etwa 20.000 Betroffene. Verlangsamte Bewegungen, Steifheit der Muskulatur und „Ruhezittern“ zählen zu den Hauptsymptomen. Ein kontinuierliches Absterben von Dopamin-produzierenden Nervenzellen in speziellen Gehirnregionen bewirkt, dass es zu einem Mangel des Botenstoffes Dopamin kommt, der bei der Feinabstimmung und Koordination von Bewegungsabläufen eine entscheidende Rolle spielt. Die Erkrankung beginnt schleichend und bleibt lange unbemerkt.

Depression, Geruchsverlust

„Ein neuer Forschungsschwerpunkt konzentriert sich deshalb darauf, bei ersten Anzeichen wie Muskelschmerzen, Schlafstörungen, Depressionen oder Geruchsverlust mit Hilfe von Biomarkern die Krankheit so früh wie möglich zu erkennen. Es hat sich nämlich gezeigt, dass bei einem späteren Therapiebeginn bis zu 60 Prozent der Dopamin-produzierenden Zellen bereits abgestorben sind“, erklärt Willibald Gerschlager, Neurologe am Wiener Hartmannspital.

„Mindestens 50 Prozent der Patienten zeigen bis zehn Jahre vor Beginn der Krankheit Frühsymptome, zu denen auch chronische Verstopfung oder Panikattacken gehören können“, betont Werner Poewe, Parkinson-Experte an der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie. „Diese Frühphase kann Monate bis Jahre dauern und bildet ein wichtiges Zeitfenster für die Diagnostik.“

Bessere Diagnosen und Therapien sind auch das Ziel einer der größten Studien zur Erforschung der Ursachen für Parkinson, die an der University of Glasgow durchgeführt wird. Die Krankheit ist noch nicht heilbar, aber – mit Ausnahme schwerer Sonderformen – immer besser behandelbar. Es steht eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung, die alle den Mangel an Dopamin ausgleichen.

Fortschritt Dopamin-Pumpe

Diese Kontrollfunktion des Dopamins hat der Wiener Pharmakologe Oleh Hornykiewicz bereits 1959 beschrieben und die Grundlage für eine Therapie entwickelt. Seit einem halben Jahrhundert werden Patienten mit Dopa-Präparaten behandelt, die nach wie vor die stärksten Anti-Parkinson-Medikamente sind.

Besonders patientenfreundlich ist die Levodopa-Carbidopa-Pumpe. Mit einer kleinen Pumpe, die man außerhalb des Körpers trägt, wird in Gel gelöstes Levodopa (L-Dopa) über eine Sonde durch die Bauchwand in den Dünndarm geleitet. Auf diese Weise gibt es eine kontinuierliche Dopaminversorgung. Dadurch ist der Patient nicht mehr von der Uhr abhängig – das orale Medikament muss genau in einem bestimmten Stundenrhythmus eingenommen werden. „Auch Wirkungsschwankungen werden verhindert, die Patienten sind über einen erheblich größeren Teil des Tages gut beweglich“, erwähnt Gerschlager.

Die Lebensqualität wird damit wesentlich verbessert. Betroffene können sogar schwimmen oder Rad fahren. Den Rest muss man, wer kann, allerdings selbst leisten: die körperliche Beweglichkeit trainieren und sozial aktiv bleiben.

Hilfe und Beratung

Information: Parkinson Selbsthilfe Österreich-Dachverband, ✆ 0664/782 22 03.
parkinson-sh.at
www.parkinsonberatung.at

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