Fahrradfahren in Wien: Kreative sollen helfen

Die Stadt Wien holt sich Schützenhilfe, um die Stadt fahrradtauglicher zu machen. Im Ideenwettbewerb »Cycling Affairs« sind Kreative aufgefordert, neue Ideen rund ums Radfahren zu entwickeln.

Zufall ist das natürlich keiner. Seit Regierungsantritt sind die Wiener Grünen bestrebt, den Anteil der Fahrradfahrer im Stadtverkehr im zweistelligen Bereich zu verankern. 2011 betrug der Anteil sechs Prozent, dieser ist in den vergangenen Jahren aber klar gestiegen. Weitere Maßnahmen wie die Erweiterung des Radwegnetzes funktionieren mal besser, mal schlechter.

Nun holt sich die Stadt Wien Schützenhilfe von einer ohnehin schon radaffinen Gruppe: Die städtische Kreativförderagentur Departure hat mit „Cycling Affairs“ einen Ideenwettbewerb ausgerufen, in dem Kreative aufgefordert sind, neue Ideen rund um das Radfahren zu entwickeln. Die Ideen können auf der eigens dafür geschaffenen Plattform eingereicht werden, Publikum und eine bis jetzt noch unbekannte Fachjury werden diese dann bewerten. Die ersten drei erhalten bis zu 7000 Euro Preisgeld.

„Natürlich wurde die Idee mit dem Wiener Radfahrbeauftragten Martin Blum abgesprochen. Es hat Sinn, dass wir das jetzt machen, wo das Augenmerk auf dem Radfahren liegt“, sagt Bettina Leidl, Geschäftsführerin von Departure. Trotzdem will sie das Wettbewerbsthema nicht auf Zuruf ausgewählt haben. „Es ist ein Thema, das für alle Kreativsparten relevant ist und von allen abgedeckt werden kann. Es fahren nun einmal viele Kreative mit dem Rad“, sagt Leidl.

Weitere Wettbewerbe. Ist der erste Wettbewerb ein Erfolg, will Leidl weitere ausloben. Denn die Zugangsbedingungen sind niederschwelliger als andere Departure-Programme. Notwendig ist nur eine Projektbeschreibung und eine Visualisierung des Konzepts. „Es ist schon gut, wenn es einen Prototyp gibt, aber es muss nicht sein“, sagt Leidl.

Tatsächlich ist das Themenfeld, das von den Kreativen beackert werden kann, relativ breit gefächert. Es reicht von neuer Radfahrkleidung (nein, sie muss nicht nur praktisch sein) über neue Apps in Hinblick auf Routenplanung bis zur Frage, wie man Menschen generell zum Radfahren animieren kann. Der Wiener Radfahrbeauftragte Blum soll wiederum sehr an einer Lösung für sogenannte Foot Railings interessiert sein: kleine Metallständer, die auf Radwegen an Kreuzungen befestigt werden, damit die Radfahrer vor einer Ampel nicht absteigen müssen. Auch auf die Frage, wie Firmen die Fahrräder ihrer Mitarbeiter verstauen können, hätte er am liebsten eine Antwort. Zusätzlich hat sich eine Supermarktkette mit Preisgeld eingeschaltet, die gerne kreative Ideen zum Thema „Radfahren und Einkaufen“ hätte.

Ab ins Museum. Die Einreichfrist hat vergangenen Montag begonnen und läuft bis Mitte April. Von April bis Mai finden das Publikumsvoting und die Jurysitzung statt. Einige der Projekte werden bei Wiens großem Radkongress, der Velo City, im Juni vor Fachexperten präsentiert. Weiters werden ausgewählte Wettbewerbsbeiträge anlässlich der Ausstellung „Tour du Monde. Fahrradgeschichten“ im MAK zu finden sein.

Die Auftaktveranstaltung im Wiener Radfahrshop „Radlager“ sei jedenfalls gut besucht gewesen, sagt eine Sprecherin von Departure. Weitere Informationsveranstaltungen folgen: Die nächste findet am 14.März im Stilrad/Eva-Blut-Shop in der Jordangasse 3 im ersten Bezirk statt. Es ist wohl kein Zufall, dass der Designer-/Radshop zu den angesagten Adressen in der hippen Radcommunity gehört.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2013)

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