"Wir haben das Geheimnis gestohlen"

(c) GINDL Barbara
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Ein neuer Bildband erzählt von Geschichte und Produktion des Wiener Porzellans.

Wien. Ein Buch über Wiener Porzellan, das handelt, mangels Konkurrenz, eigentlich nur von einem Namen: Augarten. 1718 wurde die Manufaktur als „Kaiserlich privilegierte Porcellain Fabrique“ als zweite in Europa gegründet. „Wir haben das Geheimnis von Meißen gestohlen, darauf sind wir heute noch stolz“, scherzte Geschäftsführer Fritz Panzer bei der Präsentation des Buchs „Wiener Porzellan“ im Flagshipstore in der Spiegelgasse.

Seit gut zwei Jahren ist der Judenburger Geschäftsführer des Unternehmens – auch wenn er, wie er im Gespräch mit Autorin und „Schaufenster“-Redakteurin Anna Burghardt erklärte, anfangs „keine Ahnung von Porzellan“ gehabt habe. Dass es darüber einiges zu wissen gibt, insbesondere über die aufwendige Produktion, zeigt der im Metro Verlag erschienene zweisprachige Bildband mit Texten von Burghardt und Fotos von Arnold Pöschl. Die Wiener Handarbeit sei auch der Grund, „warum wir entsprechend viel verlangen müssen“, erklärte Panzer den beachtlichen Preis seiner Produkte. „Das verstehen die Leute erst, wenn man sie durch die Manufaktur führt. Die Einzige, die je zu uns gesagt hat, wir seien zu billig, war die Fürstin Liechtenstein.“

Angesichts eines generell schrumpfenden Markts für Porzellan seien nicht zuletzt provokante Entwürfe wie der Fuchsschädel-Flakon des Designerduos Wendy & Jim Teil seiner Gegenstrategie. Erst unlängst, berichtete Panzer, habe ihn bei einem Abendessen eine 80-jährige Dame gefragt: Warum machen Sie das? Er antwortete mit einer Gegenfrage: Wann habe Sie zuletzt von Augarten gehört?

Er selbst sei in Sachen Porzellan mittlerweile jedenfalls addicted, und beim Essengehen immer versucht, den Teller umzudrehen. Was man freilich nicht tut. Er habe einen Trick entwickelt, mit dem Messer den Teller leicht anzuheben, gestand Panzer, während Burghardt zum Schminkspiegel riet. Ihr Favorit ist übrigens, trotz Fastenzeit, eine Dose in Krapfenform. Panzer votierte für das Melonenservice von Josef Hoffmann, das Design Eba Rottmanns und für die Figur einer Tänzerin. 4588 Euro koste sie. „Echt billig. Ich verkaufe sie Ihnen sofort!“ (tes)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2014)

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