Wie man eine Stadt besser macht

Vienna Skyline
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Departure hat einen neuen Ideenwettbewerb gestartet: Kreative sollen sich überlegen, wie man Wien lebenswerter gestalten kann. Im Vorjahr erzeugte das Siegerprojekt allerdings eine leicht schiefe Optik.

Grundsätzlich, das kann man auf jeden Fall sagen, hat der Ideenwettbewerb von Departure im Vorjahr ziemlich gut funktioniert. Mehr als 230 kreative Ideen wurden zum Thema „Cycling Affairs“, also wie man Radfahren in der Stadt besser gestalten kann, eingereicht. Am Publikumsvoting haben sich 16.798 Interessierte beteiligt und ja, es wurden sogar Ideen aus Tel Aviv (der Radanhänger von Designer Udi Rimon erreichte Platz drei), aus Asien und dem renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) eingebracht.

Wenn es da – im Nachhinein betrachtet – nicht eine leicht schiefe Optik bei der Siegerpreisverleihung gegeben hätte. Den ersten Platz haben nämlich Josef Lueger, Jan Hosa und Lisa Schmidt für ihre Rad-WG bekommen. Ihre Idee ist es, leerstehende Gassenlokale zu Radabstellplätzen umzufunktionieren. Die erste Rad-WG soll nach Angaben der Betreiber im Idealfall vor dem Sommer in Betrieb gehen. Eigentlich eine gute Idee, mutet die Preisvergabe seltsam an. Josef Lueger war nämlich noch bis Ende 2012 als Prokurist und Marketingleiter für die Wien 3420 AG tätig, die für die Entwicklung der Seestadt Aspern zuständig ist.

Miteigentümerin der Wien 3420 AG ist über eine Tochtergesellschaft die Wirtschaftsagentur Wien, was insofern interessant ist, als auch Departure zur Wirtschaftsagentur gehört. Departure ist eine 100-prozentige Tochter der Agentur – oder besser: war, denn inzwischen wurde Departure von der Wirtschaftsagentur geschluckt.

Von Tochter zu Tochter. Heißt einfach formuliert: Der ehemalige hochrangige Mitarbeiter einer Firma der Wirtschaftsagentur (Wien 3420 AG) gewinnt den ersten Preis einer anderen Firma der Wirtschaftsagentur (Departure). Nach seinem Austritt aus der Aspern-Entwicklungsgesellschaft Ende 2012 hat sich Lueger übrigens selbstständig gemacht – seit Frühling 2013 ist er als externer Berater wieder für die Wien 3420 AG tätig. Eine schiefe Optik ortet Josef Lueger nicht. „Die Jury war nicht mit Menschen besetzt, mit denen ich näher zu tun habe. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Ideen nicht anonym bewertet wurden“, sagt er zur „Presse“.

Auch Lisa Schmidt hat Verbindungen zu Aspern, sie hat 2011 und 2012 mit zwei Kollegen das Konzept für die kulturelle Zwischennutzung der Seestadt entwickelt.

Wettbewerb neu. Mit dem diesjährigen Wettbewerb hat das nichts zu tun. Heuer sollen sich Kreative Gedanken zum Thema „City Hype“ machen. Wie kann man das Leben in der Stadt in Zukunft gestalten. Gesucht sind dafür Lösungen aus Bereichen wie Design, Mode, Multimedia, Architektur, Grafik und Musik. Dieses Jahr wird es dafür keine Einreichkategorien geben, sondern Inspirationsfelder. Heißt, es sind Lösungen zu Überbegriffen wie Community, Freiraum, Flexibilität gesucht. Wie kann etwa Freiraum gemeinschaftlich genützt und Leerstand vermieden werden? Der Wettbewerb läuft noch bis zum 18. Juni, das Publikumsvoting findet von 27. Juni bis 20. Juli statt. Das Preisgeld für den ersten Jurypreis beträgt 7000 Euro. Weitere Infos gibt es untercityhype.departure.at

Links

Ideenwettbewerb. Departure sucht kreative Ideen für Wien zum Thema „City Hype“ – die Zukunft mitgestalten. cityhype.departure.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2014)

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