Michael Ströck: "Ich habe eine unstrukturierte Art zu arbeiten"

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Michael Ströck, Spross der Wiener Bäckerfamilie Ströck, hat mit Kochabo einen erfolgreichen Onlinehandel mit Lebensmitteln aufgebaut. Man bestellt online Rezepte und bekommt die Zutaten in den richtigen Mengen geliefert.

Wann haben Sie gewusst, dass Sie Unternehmer werden wollen?

Michael Ströck: Das war eigentlich bei mir immer klar, mangels Anstellbarkeit. Ich habe mir schwergetan, in anderen Unternehmen zu arbeiten, weil ich eine unstrukturierte Art zu arbeiten habe. Die funktioniert gerade einmal so, wenn man Unternehmer ist.

Was meinen Sie mit „unstrukturiert“?

Ich will mich immer auf das konzentrieren, was mich gerade interessiert, nicht auf das, was andere interessiert.

Aber das geht wahrscheinlich auch im eigenen Unternehmen nicht immer.

Das stimmt schon, aber im eigenen Betrieb gehen mir Pflichtarbeiten leichter von der Hand, weil der Zweck klarer ist.

War es dann auch schlimm für Sie, in der Bäckerei Ihrer Eltern mitzuarbeiten?

Nein, das habe ich immer gern gemacht. Der Betrieb ist sehr flach strukturiert, da gibt es wenig Hierarchien. Die Eltern haben mich sicher geprägt. Das sind Vollblutunternehmer, die ihr Leben lang die Firma aufgebaut haben.

Was haben Sie getan, bevor Sie sich selbstständig gemacht haben?

Ich habe BWL studiert, aber abgebrochen, habe etliche Praktika im Finanzbereich, bei Banken gemacht. Ich habe da viel gelernt, und es hat mich auch interessiert, aber ich habe gemerkt, längerfristig ist das nichts für mich.

Wie alt waren Sie, als Sie gegründet haben?

Das erste Mal war ich 19. Da habe ich mit meinen Brüdern und meinen Eltern eine Immobilienfirma gegründet. Ich bin dann privat ins Start-up-Umfeld hineingerutscht, weil ich auch einen Background als Programmierer habe. Als ich Kochabo gegründet habe, war ich 28.

Wie ist die Idee zu Kochabo entstanden?

Die ist entstanden, als ich mit Markus Wagner (von der Business-Angel-Plattform i5invest, Anm.) verschiedene Geschäftsmodelle querbeet angeschaut habe. Wir haben dann entschieden, dass Kochabo am besten zu mir passt. Weil ich Erfahrung in dem Bereich habe und weil das ein großer Markt ist. In meinem Fall war der Wille, etwas zu gründen, vor der Idee da.

Was war bisher Ihr größter Fehler?

Vielleicht eine zu frühe Expansion nach Deutschland. Gescheitert ist es an der Finanzierung, genauer gesagt an der sehr kurzfristigen Absage eines Investors. Ich hätte das weniger aggressiv angehen sollen und mit weniger Anlaufkosten – klassisches „Premature Scaling“ eben (zu frühe Investitionen in Wachstum, noch bevor das Geschäftsmodell ausgereift ist, Anm.).

Das passiert ziemlich vielen Start-ups, viele scheitern genau daran. Warum eigentlich?

Es ist schwierig, die Balance zwischen Sicherheit und notwendiger Aggressivität im Wachstum zu finden. Wir haben uns entschieden, mit Deutschland noch etwas zu warten und sichern erst einmal unsere Position in Österreich und der Schweiz.

Wann wussten Sie, dass Kochabo funktioniert?

Das war von Anfang an klar. Wir sind immer davon ausgegangen, dass das Konzept aufgehen wird. Obwohl Food-E-Commerce einer der schwierigsten Märkte ist, in die man eintreten kann. Es gibt irrsinnig viele Firmen, die da angefangen haben und die es nicht mehr gibt. Wir waren eben sehr optimistisch.

Was hätten Sie getan, wenn der Plan nicht aufgegangen wäre?

Dann hätte ich ein anderes Unternehmen gegründet. Ein Scheitern hätte mich kaum belastet. Man muss wissen, dass die Möglichkeit besteht.

Wie viele Stunden haben Sie in den ersten Monaten seit der Gründung pro Woche gearbeitet?

Sehr viele, wahrscheinlich 60 bis 70. Aber auch nicht jede Woche. Ich halte eigentlich nicht viel davon, mehr als 35 Stunden zu arbeiten, das heißt: im Büro zu sitzen. Wenn man die Zeit zählen würde, in der ich mich gedanklich mit dem Unternehmen auseinandersetze, dann sind das um die 90 Stunden, von früh bis spät, jeden Tag, auch am Wochenende.

Factbox

Kochabo. Ist für Leute gedacht, die nicht gern einkaufen und auch nicht selbst überlegen wollen, was sie kochen sollen. Man abonniert drei oder fünf Gerichte pro Woche, die Rezepte gibt es auf der Homepage, die Zutaten dazu werden abgestimmt auf die gewünschte Personenzahl geliefert.

www.kochabo.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2014)

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