Conchita Wurst bewegt Österreich – auf einer Briefmarke

KONZERT CONCHITA WURST IN GRAZ
KONZERT CONCHITA WURST IN GRAZAPA/ERWIN SCHERIAU
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Was hat ein Wettbewerb des Briefmarkendesigns mit Conchita Wurst zu tun? Viel, wenn Kreative sich Gedanken darüber machen, wer oder was die Gesellschaft positiv verändert.

Es ist wieder so weit. „Die Presse“ und die Österreichische Post AG laden zum Markenwettbewerb 2014. Kreative wurden aufgerufen, eine Briefmarke zum Thema „Und Österreich bewegt sich doch“ zu entwerfen.

Am Mittwoch hat eine Vorjury unter 115 Einsendungen von 65 Gestaltern die 15 Finalisten ausgewählt, die ihre Markendesigns ab heute jeden Sonntag auf der „Freiraum“-Seite der „Presse am Sonntag“ präsentieren.

Die Siegermarke des Wettbewerbs ist mit 5000 Euro dotiert und wird im Rahmen des Sondermarkenprogramms der Post AG 2015 produziert. Die Idee hinter dem Motto des diesjährigen Wettbewerbs „Und Österreich bewegt sich doch“: Veränderungen werden hierzulande entweder als zu schnell oder als viel zu langsam wahrgenommen, selten als positive Weiterentwicklung. Deshalb sollten sich die Kreativen damit auseinandersetzen, ob und wie gesellschaftlicher Wandel auch positiv gesehen werden kann – als Vorwärtsbewegung und Anreiz, selbst mitzugestalten.

Diese positive Veränderung sollte in den Entwürfen dargestellt werden, und zwar wahlweise grafisch, illustrativ oder auch typografisch.


Conchita vs. konservative Sammler.
Die Mitglieder der Vorjury waren diesmal Claudia Lughammer von der Philatelieabteilung der Post AG, die Vorjahressiegerin Chloé Thomas, die mit dem Kollektiv UnDemi den Wettbewerb 2013 gewann, Lilli Hollein von der Vienna Design Week und „Presse am Sonntag“-Chefin Ulrike Weiser.

„Für mich war ausschlaggebend, dass die Entwürfe das Thema gut auf dem kleinen Format präsentieren“, sagt Post-Jurorin Claudia Lughammer. „Außerdem die Aussagekraft des Sujets – man sollte auf den ersten Blick erkennen, was gemeint ist – und die Kompatibilität mit den traditionellen Vorstellungen unserer Kunden, der Sammlerschaft.“ Dennoch hat es ein Motiv, das bei den konservativeren Sammlern eventuell für Kontroversen sorgen könnte, gleich mehrmals ins Finale geschafft: Die Songcontest-Siegerin Conchita Wurst diente vielen als Inspirationsquelle für ihre Idee vom gesellschaftlichen Wandel. „Vier oder fünf waren dabei, die sehr gut waren und es unter die Finalisten geschafft haben“, sagt Lughammer. „Besonders gefallen hat mir eine Gestaltung, in der Conchita Wurst holzschnittartig, im Stil von Jugendstilkünstler Koloman Moser, dargestellt war, quasi als Schwarz-Weiß-Pop-Art.“ Schön sei auch die Idee gewesen, das österreichische Staatswappen, den Adler, als Phönix darzustellen, in Anspielung auf Conchitas Hit „Rise like a Phoenix“. Die Serie startet heute auch mit einem Wurst-Motiv.

ENTWURF NR. 1 SMILE – WIR HABEN DIE WURST
ENTWURF NR. 1 SMILE – WIR HABEN DIE WURSTGestalter: Liga


Auf den ersten Blick.
Generell sei die Qualität der Einsendungen auch in diesem Jahr hoch gewesen, meint Lughammer. Allerdings: „Einige waren zwar grafisch sehr gut gelöst, man konnte aber nur aufgrund des Erklärungstextes verstehen, was gemeint war“, sagt Lughammer. Dabei müsse jede Marke für sich selbst sprechen.

Auch Entwürfe, die nichts mit der allgegenwärtigen Frau Wurst zu tun hatten, konnten die Jury überzeugen – etwa ein stilisiertes Kreisverkehrsschild, bei dem ein Pfeil nach außen zeigt, also praktisch „ausbricht“.

Die Entwürfe sind ab heute 15 Wochen lang in der „Presse am Sonntag“ zu sehen. Eine Jury wird dann entscheiden, wessen Motiv 2015 Briefe aus Österreich zieren wird.

Markant

15 Finalisten. Die Briefmarkenentwürfe der 15 Besten werden ab heute in der „Presse am Sonntag“ auf der „Freiraum“-Seite präsentiert. Dem Sieger des Wettbewerbs der „Presse“ in Kooperation mit der Post winken 5000 Euro. Und die prämierte Marke wird im Sondermarkenprogramm der Post 2015 produziert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2014)

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