Positionspapier: Investieren soll leichter werden

Mitglieder der heimischen Start-up-Szene haben Vorschläge erarbeitet, um das Investieren in Start-ups zu erleichtern. Neben der steuerlichen Absetzbarkeit von Investments soll auch Crowdinvesting einfacher werden.

In Österreich soll sich etwas tun. Zumindest in der Start-up-Szene. Und dafür gibt es schon ganz genaue Vorstellungen. Vertreter der heimischen Start-up-Szene übergaben Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) am Mittwoch vergangene Woche Vorschläge, damit Start-ups in Zukunft leichter finanziert werden können.

Paul Pölter, Vorsitzender des „Arbeitskreises Crowdinvesting“ in der Wirtschaftskammer Österreich, präsentierte stellvertretend für die anderen Teilnehmer (etwa Oliver Holle vom Venture-Capital-Fonds Speedinvest, Jürgen Marchart, Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation, und Daniel Horak von der Crowdinvesting-Plattform Conda) das gemeinsam erarbeitete Positionspapier, um das Investieren in heimische Start-ups zu erleichtern.

Inhaltlich fasst das Papier bekannte Forderungen noch einmal zusammen: So soll vor allem privates Kapital– nämlich Fonds, Business Angels und Crowdinvesting – die Entwicklung von Start-ups in der Frühphase vorantreiben. Damit Investoren ihr Geld auch in die jungen Firmen investieren, sollen Anreize geschaffen werden. So ist eine Forderung des Positionspapiers ein Investitionsfreibetrag von 100.000 Euro pro Jahr für Firmen.

Außerdem soll die gesetzlich vorgegebene Mindestinvestitionssumme in Start-ups entfallen. Diese Regelung macht es Investoren derzeit erst ab 100.000 Euro möglich, ihr Geld in einen Start-up-Fonds zu stecken. Eine weitere Forderung: Die Prospektpflicht (laut dieser darf man bei Crowdinvesting nur maximal 250.000Euro einsammeln) soll auf drei Millionen Euro erhöht werden, damit Crowdfunding auch für Unternehmen, die einen höheren Beitrag benötigen, interessant wird. Ebenfalls im Papier: Getätigte Investitionen sollen in Zukunft für Privatpersonen von der Steuer absetzbar sein.

Weniger in Start-ups investiert. Laut Daniel Horak, Ko-Gründer der Crowdinvesting-Plattform Conda, ist eine Reform von bestehenden Gesetzen dringend notwendig, brauche die Start-up-Szene doch dringend Risikokapital. Seit dem Platzen der Dotcom-Blase sei der Betrag, der in Start-ups investiert wurde, gesunken, sagt Horak. Gleichzeitig würden neue Finanzierungsformen wie Crowdinvesting neue Chancen für die heimische Start-up-Szene bieten. Immerhin können so auch Durchschnittsbürger, also Menschen mit einem kleinen Vermögen, als Risikokapitalgeber für Start-ups fungieren. Denn große Investoren werden ebenso benötigt wie viele kleine. „Der Kapitalmix macht es aus“, sagt Horak im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“. Darum sei es auch so wichtig, dass das Positionspapier von möglichst vielen Business Angels sowie Venture Capital Fonds unterstützt werde.

Keine Alternative zum Sparbuch. Um Missverständnisse zu vermeiden: Eine Alternative zum Sparbuch ist Crowdinvesting nicht. Dafür sei Crowdinvesting viel zu risikobehaftet, sagt Horak.

Zur Erinnerung: Bei Crowdinvesting kann ein jeder ein Start-up mit einem gewissen Geldbetrag unterstützen und bekommt dafür Unternehmensanteile. Floriert das Start-up, steigt der Wert des Investments; geht das Start-up pleite, ist meistens auch das Geld weg. Trotzdem: Die Idee findet immer mehr Anhänger. Auch im eher konservativen Österreich und seinen Nachbarländern. Erst Anfang Dezember hat Conda – nach eigenen Angaben die größte Crowdinvesting-Plattform Österreichs – bekannt gegeben, nach Deutschland und in die Schweiz expandieren zu wollen. Ein Joint Venture mit der bayerischen Crowdinvesting-Plattform Mashup Finance ist geplant.

In Zukunft können Österreicher daher auch Projekte in der Schweiz und Deutschland unterstützen, umgekehrt bekommen auch die heimischen Start-ups mehr Aufmerksamkeit aus den Nachbarländern. Über eine Million Euro sollen via Conda bereits in heimische Start-ups und Projekte geflossen sein. Seit März 2013 wurden neun Projekte unterstützt.

Auch seine Mitglieder hat Conda mittlerweile analysiert. Der durchschnittliche Crowd-Investor ist zwischen 20 und Mitte 40, 80 Prozent sind männlich. Die meisten investieren zwischen 100 und 500 Euro, nur 20 Prozent geben mehr als 1000 Euro aus.

Zwei Hauptgründe sind es, die Crowd-Investoren ein Projekt unterstützen lassen. Erstens: Gefallen oder ideelle Gründe – man will einfach, dass das Projekt umgesetzt wird. Zweitens: Gewinn. Die potenziellen Investoren sehen eine Chance, mit dem Projekt Geld zu verdienen. Ein Drittel der Conda-Investoren investiert mehrmals, der Rest belässt es bei einem einmaligen Investment.

Weniger Abwanderung erhofft. Indessen hofft Horak, dass die Politik das Positionspapier ernst nimmt. „Wenn man nicht bald etwas tut, werden wir von allen Seiten überholt werden“, sagt er. „Mit einer Gesetzesänderung hätten wir die Chance, auf eine Pole-Position. Kapital ist ein Wachstumshebel, gerade für junge Unternehmen.“ Dann müssten gut ausgebildete Gründer ihr Know-how auch nicht mehr ins Ausland tragen, hofft er.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2014)

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