Bloggers Bookazine: Die Rückkehr zum Papier

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Das deutsche Magazin Circus versammelt Texte aus Modeblogs. Darunter auch österreichische.

Es ist eine Huldigung an das gedruckte Wort auf 350 Seiten. Was in Zeiten wie diesen, in denen große Verlage und Zeitungshäuser an ihren aufwendigen Applikationen für das neueste Wunderwerk aus dem Hause Apple, den iPad, arbeiten, wie ein Anachronismus wirkt, ist für Liebhaber von gedrucktem Papier eine Wohltat. Die Rückkehr zum Papier, so kann man es wohl nennen, wenn eine Gruppe von Kreativen rund um den Journalisten und Fotografen Florian Siebeck ein liebevoll gestaltetes Magazin auf den Markt bringt, das Blogtexte versammelt, sie aus der flüchtigen Onlinewelt in ein beständigeres Printumfeld setzt.

„Circus“ nennt sich die Publikation, die kein klassisches Magazin, sondern ein „Bookazine“ ist. Weil sie Buchdicke besitzt, in ihrem Erscheinungsbild aber wie ein Magazin daherkommt. Das Produkt wurde zwar im deutschen Darmstadt produziert, ist aber, was die Inhalte betrifft, ganz und gar global. Die Texte, die jeweils auf Englisch und Deutsch abgedruckt sind, stammen von Modebloggern rund um den Erdball. Von Elisabeth Crocker aus New York (addictedtostrangers.com), von Angeles Batista aus Mexico-Stadt (boticapop.blogspot.com), von Katja Schweitzberger aus Darmstadt (beesandballons.blogspot). Auch Artikel von österreichischen Bloggern wie der Wienerin Carmen Rüter (carmenrueter.wordpress.com) oder der ebenfalls aus Wien schreibenden Raphaela Anouk (raben-schwarz.blogspot.com) sind darunter.


Learning by „Vogue“. Die Texte, die sich mal auf ernste, mal auf spielerische Art mit dem Thema Mode und den Veränderungen, denen diese Branche durch das Internet unterworfen ist, auseinandersetzen, werden durch außergewöhnliche Fotostrecken ergänzt. Im Prolog schreiben die Magazinmacher: „Ohne das Internet würde es keine Fashionblogs geben – und Circus auch nicht.“

Die Spezies der Modeblogs hat durch prominente Frühstarter wie Scott Schuhmann und sein „Sartorialist“ die digitale Welt bereichert. Die journalistische Auseinandersetzung mit Mode begann vor mehr als 100 Jahren mit dem Aufkommen der Modefotografie. Was Modeblogger heute machen, haben sie von ihren gedruckten Vorgängern, von Magazinen wie der „Vogue“ oder „Elle“, gelernt und im Internet verbessert oder verfeinert. Dass sich der Kreis dieser journalistischen Text- und Debattierform nun wieder mit einem Printprodukt schließt, ist ein schöner Gedanke. Etwas zum Festhalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2010)

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