»Eine starke Aussage ist für Accessoire-Labels besonders wichtig. «

Nicht jeder Designerschuh hat den begehbaren Schrank von Carrie Sex-and-the-City Bradshaw im Visier.

Für Sarah Jessica Parker sind ihre Manolos telegenes Objekt der Begierde, und Skandalnudel Lady Gaga stolziert schon einmal auf kühnen Genital-Stilettos ins TV-Studio: ein schöner Schuh, der kann was, und sei es nur zum Hinschauen verleiten.

Das gilt auch für die ausgefallenen Modelle, die der Nachwuchsdesigner Bernd Serafin Thaler entwirft. Seit ein paar Monaten tauchen sie regelmäßig in verschiedenen Modezeitschriften auf, dabei sind sie noch in keinem Geschäft zu haben und entstanden an der Modeschule Hetzendorf – die Thaler erst nächstes Jahr abschließen wird. „Ich mache einfach ausgefallene Schuhe, und das hat sich wohl in der Szene herumgesprochen“, meint er. Deshalb seien nach und nach Anfragen von Stylisten über Facebook eingetrudelt; für mediale Präsenz ist also gesorgt. „Manche wollten auch maßgefertigte Schuhe bei mir bestellen, aber dafür habe ich noch keine Zeit.“ Mit Thaler, der so bald wie möglich sein eigenes Label gründen möchte (womit er einen klassischen Wiener Werdegang in Angriff nähme, ob sinnvoll oder nicht), wächst ohne Zweifel ein interessantes Talent heran. Das Business, auf das er zusteuert, ist aber hart.

Durchsetzungsvermögen. Für Schuhe gilt nämlich wie für Taschen: Der Markt wird geflutet von großen Brands, die auf Kundenströme hoffen. Reine Accessoire-Labels tun sich mitunter schwer: „Da wir keine eigene Modekollektion anbieten, ist für uns eine starke ästhetische Aussage besonders wichtig“, meint Simone Springer, Designerin des Schuhlabels rosa mosa. „Schuhe und Taschen werden von den Buyers oft als Zusatz abgetan, der ihrer Meinung nach zu den Kollektionen passen sollte, die sie bereits für ihre Läden eingekauft haben.“ Umso wichtiger sei eine markante Designhandschrift, „damit die Endkunden in ein Geschäft gehen und gezielt nach unseren Modellen suchen. Dann kommt ein Händler gar nicht umhin, unsere Ware einzukaufen.“

Nach einem Bildhauerei-Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien besuchte Simone Springer das Cordwainers College in London und absolvierte eine dreijährige Ausbildung für „Footwear and Accessoires“, bei der sie ihren Partner und Ehemann Yuji Mizobuchi kennenlernte. Die Marke rosa mosa wurde noch an der Themse gegründet, eine erste Kollektion während der London Fashion Week vorgestellt. Später übersiedelten die beiden nach Österreich – vorübergehend, wie sie planten. Von 2002 bis 2004 baute Springer dann den Lehrgang für Schuhdesign in Hetzendorf auf, zugleich wuchs ein Produktionsnetzwerk für rosa mosa in Österreich und Ungarn: „Irgendwann war der Punkt erreicht, bei dem es für uns zu mühsam gewesen wäre, nach London zurückzugehen und noch einmal von vorn anzufangen.“

Lizenzvergabe als Modell. Auch für das Entstehen der in Wien ansässigen Schuhmarke Zonkey Boot war der Kontakt mit einem Produktionspartner entscheidend. Nach langjähriger Erfahrung als Freelance-Designer, dann Gründer der Maßschuhfirma Saint Crispin's suchte Michael Rollig 2009 nach neuen Aufgaben. Gemeinsam mit seiner Partnerin Alexandra Diaconu entwickelte er ein Geschäftsmodell, bei dem eine Produktionsfirma im Veneto zugleich als Lizenznehmer auftritt.

„Wir wollten nicht die Produktion selbst vorfinanzieren und die produzierte Ware im Grunde zurückkaufen müssen, ehe wir sie an Händler weitergeben“, fasst Rollig seine Überlegungen in der Gründungsphase zusammen. Deshalb fungiert nun der italienische Produzent zugleich als Lizenznehmer, Rollig und Diaconu sind als Design- und Marketingteam am Umsatz beteiligt. Dieses Modell der Lizenzvergabe funktioniert bei Weltmarken reibungslos (die unter seinem Namen vertriebenen Duftwässerchen rührt Karl Lagerfeld nämlich gar nicht selbst an!); der Versuch, es auch im Kleinen anzuwenden, scheint fürs Erste zu funktionieren. „Nach der ersten Saison hatten wir sieben Verkaufspunkte“, erzählt Alexandra Diaconu. „Nach der dritten stehen wir bei 15 Shops und mehr als 1000 verkauften Paar Schuhen, weltweit.“ Mitverantwortlich für diesen Schnellstart sind Handelsrepräsentanten, etwa in einem wichtigen Markt wie Russland. Die Vorgangsweise dieses schnell wachsenden Start-ups zeigt zugleich, dass in Bereichen mit großem Konkurrenzdruck auch in unternehmerischer Hinsicht findiges Denken gefragt ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2011)

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