Kostümverleih: Expressmontur für die Redoute

Kostuemverleih Expressmontur fuer Redoute
Kostuemverleih Expressmontur fuer Redoute(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Für spät entschlossene Ballgänger und Gschnasbesucher haben Kleider- und Kostümverleihe die richtige Montur parat. Zwei Stunden Anpassfrist sollten aber einberechnet werden.

Der Opernball ist absolviert, der Fasching auch schon so gut wie vorbei – die letzten Tage der Tanz- und Kostümiersaison haben es aber noch in sich. Wer also in letzter Minute auf die Idee kommt, sich in parketttaugliche Schale werfen zu wollen, bevorzugt vielleicht den Gang zu einem Kleiderverleih gegenüber dem Erwerb eines Ballroben-Auslaufmodells. Faschings- und Maskenballkostüme sind ohnehin ein Thema für sich, und der gediegene Frack wird bekanntermaßen fast gleich gern ausgeliehen wie gekauft.

„Wir bemerken eine sehr große Nachfrage nach Ballkleidern“, erzählt etwa Kleiderverleihchef Theodor Rottenberg. „Viele behaupten ja, die Jetz-erst-recht-Mentalität kommt da zum Tragen.“ Ähnlich empfindet die aktuelle Situation Julien Flossmann, denn „2009, als die Krise anfing, hat man schon gemerkt, dass die Leute auf einmal stärker auf das Geld schauen. Heute erkennt man nicht mehr, dass vermehrt gespart wird.“ Wer möchte, kann sowohl im Brautsalon Flossmann als auch bei Rottenberg Kleider übrigens auch kaufen.

Gar nicht muffig. Auf die Figur der Kundin abgestimmt werden die Roben aber in jedem Fall, ob gekauft oder geliehen. „Viele glauben, man mietet Kleidung so wie ein Auto auf dem Flughafen, das spielt es leider Gottes nicht“, erklärt Rottenberg. Fast immer nehme man sich zumindest der Hosen- oder Kleiderlänge an. Dass man, um ein Kleid anpassen zu lassen, so früh wie möglich kommt, hoffen dabei wohl alle Anbieter. Rottenberg: „Wir wünschen uns zumindest zwei, drei Tage Zeit.“ Manche Kunden kommen aber auch schon Monate vor dem Ball. Nicht ganz so einfach wird es, wenn Ballgäste aus dem Ausland anreisen und sich sehr kurzfristig auf die Suche nach passender Kleidung begeben. „Zwei Stunden sollten da in jedem Fall zwischen Anprobe und dem Ball sein“, appelliert Flossmann an seine besonders kurz entschlossene Kundschaft.

Neben der hauseigenen Schneiderei ist aber auch die beim Ausleihen beinhaltete Reinigung ein wichtiges Thema. „Unsere Branche leidet unter dem Nimbus, dass das Uraltgwandln sind“, beklagt Rottenberg, sowie „auch darunter, dass die Kleider verstaubt und vermodert sind oder nach Schweiß riechen“. Dabei ist im Geschäft die in Second-Hand-Laden übliche Naphthalinnote nicht zu bemerken. „Wir fahren auf Messen, wir haben gewisse Stammlieferanten. Wir würden keine alten Kleidungsstücke ankaufen“, erklärt Rottenberg. „Die Kleider sind aktuell und haben immer eine gute Qualität“, versichert auch Julien Flossmann. Darauf achtet man auch beim Kostümverleih „Lambert Hofer“, wie Olga Hofer erklärt: „Wir gehen sehr sorgsam mit unseren Kostümen um, diese werden auch bei uns gewaschen und geputzt.“

Bal masqué. Bei dem 1862 gegründeten Verleih „Lambert Hofer“ findet man „hauptsächlich Kostüme für den Fasching“, mit Ballkleidern hat man „eigentlich aufgehört“. „Das überlassen wir anderen“, meint Olga Hofer. Kostüme für den Life Ball werden aber gerade hier „speziell nach dem vorgegebenen Thema“ jedes Jahr ausgeliehen und natürlich ebenso „je nach Passform abgeändert“ und das mindestens „eine Woche vorher“. In Ausnahmefällen, wie könnte es anders sein, gibt es auch hier „Heinzelmännchen, die innerhalb einiger Stunden etwas abändern können“. Die Wirtschaftslage schlägt kaum zu Buche, dafür macht sich ein anderes Problem bemerkbar: „In Österreich wird der Kostüm- und Maskenball nicht wirklich zelebriert. Wenn man das in anderen Städten im Ausland beobachtet, da wird der Karneval noch gefeiert.“ Olga Hofer erinnert sich „an die 1980er, als es die vielen Gschnas noch gegeben hat“. Nun lebt man von privaten Kostümfesten und Mottopartys. Freilich können Ballbesucher auch bei ihnen einen Frack ausborgen: „Wien ist ja wirklich die Hochburg der Ballkultur, die Bälle werden immer eleganter, sodass man oft auf den Frack zurückgreift“, erklärt Olga Hofer den großen Bedarf. Theodor Rottenberg kennt da noch einen anderen Nutzen gegenüber dem gekauften Frack: „Leute, die beruflich auf Bälle gehen, haben den Vorteil, dass sie Mietbekleidung von der Steuer absetzen können.“

Ein Kleid für drei Tage. Wer einen Ball in einem geborgten Kleid besuchen möchte, muss mit Ausgaben bis zu 150 Euro rechnen. Bei Flossmann wird eine pauschale Leihgebühr verlangt, das heißt, man nimmt das geänderte Kleid, „bringt es zurück und muss sich sonst um nichts kümmern“. Üblich ist allerorts eine Leihdauer von ein paar Tagen, „etwa von Freitag bis Montag, da werden dann aber nicht die einzelnen Tage verrechnet“, versichert Olga Hofer. Accessoires können häufig ebenso geliehen werden, obwohl viele Kunden die lieber kaufen – und Schuhe sind ein Sonderfall: „Da wäre für uns ein Verleih schon aus hygienischen Gründen nicht möglich“, meint Theodor Rottenberg. Was aber ist mit Zylinder, Cape und Spazierstock? „Wenn man kein Promi ist, der am Red Carpet interviewt wird, dann ist das egal“, meint Rottenberg, „denn der normale Ballbesucher hat eher – um auf Marcel Prawy zurückzukommen – sein Plastiksackerl, in dem er die Tanzschuhe drinnen hat“.

Nach Trends richtet sich die Ballmode kaum, viel wichtiger ist die Qualität der Ware. „Die meisten Damen wollen ein Kleid haben, das nicht auch andere Ballbesucherinnen tragen, daher haben wir Lieferanten, die innerhalb von Wien keinen anderen Händler beliefern“, erklärt Rottenberg. Bei „Lambert Hofer“ werde, so Olga Hofer, ohnehin im eigenen Haus gefertigt, „teilweise nach Vorgaben von Bühnenausstattung und ORF-Produktionen“. Will heißen: Wer sich in diesem Fundus einkleidet, ist eigentlich filmreif gewandet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2012)

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